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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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beantwortet«, lenkte die Stimme des Geiselnehmers Verhoevens Aufmerksamkeit wieder auf das Hier und Jetzt zurück. »Mit welcher der Geiseln würden Sie sprechen wollen?«
    Richard Goldstein starrte aus dem Fenster. Sein Gesicht war versteinert. Er wusste, dass er diesen Test auf Biegen und Brechen bestehen musste, und er zeigte keinerlei Regung, als er schließlich antwortete: »Mit Frau Heller.«
    Verhoeven und Hinnrichs sprangen zeitgleich auf. Das ging zu weit!
    »Warum ausgerechnet Frau Heller?«, fragte Maik Voigt.
    Goldsteins Stimme war fest. »Weil ich glaube, dass sie diejenige ist, die mir am besten Auskunft über den Stand der Dinge geben kann.«
    Monika Zierau hielt hörbar die Luft an.
    »Sie haben meine Beamtin verraten, Sie Schwein«, zischte Hinnrichs. »Das werden Sie mir büßen!«
    Er wusste doch längst, dass sie Polizistin ist , verteidigten sich Goldsteins Adleraugen. Trotzdem wirkte der Unterhändler, als ob er ein schlechtes Gewissen habe.
    Goldstein schickt also diese Beamtin rein. Ohne Weste versteht sich ...
    »Gut«, klang Maik Voigts Stimme aus dem Lautsprecher, und das eine Wort war so aussagekräftig wie zehn ganze Sätze. Test bestanden. Weiter im Text. »Dann möchte ich jetzt mit Frau Hellers Vorgesetztem sprechen.«
    Sehen Sie , was habe ich gesagt?!, triumphierte Goldsteins Blick. Doch auf seiner Stirn stand unverkennbar kalter Schweiß.
    »Der ist doch mit Sicherheit in der Nähe, oder?«
    Hinnrichs streckte die Hand nach dem Telefon aus, doch Goldstein hielt den Hörer Verhoeven hin.
    »Hier«, sagte er. »Nehmen Sie.«
    Verhoeven starrte ihn an. »Ich?«
    Der Unterhändler bedachte ihn mit einem Lächeln, aus dem er nicht schlau wurde. »Wer denn sonst?«
    Verhoeven griff nach dem Telefon und merkte, dass er zitterte. Er war nicht ausgebildet für das, was jetzt von ihm verlangt wurde. Er würde Fehler machen. Fehler, die gravierende Folgen haben konnten.
    Ruhig Blut , schienen Goldsteins Augen zu sagen. Sie kriegen das schon hin!
    »Ja?« Seine Stimme klang erschreckend dünn. »Hallo?« »Sind Sie Frau Hellers Vorgesetzter?«
    »Ja«, antwortete Verhoeven. »Gewissermaßen.«
    »Was heißt das?«
    »Eigentlich sind wir Partner.«
    »Sie meinen, Sie arbeiten zusammen?«
    »Ja.«
    »Und Ihr Name?« Maik Voigt machte ein kurze, kokett anmutende Pause, bevor er in Anlehnung an Goldsteins Bemerkung bei ihrem ersten Telefonat hinzufügte: »Wir wissen hier nämlich gern, mit wem wir es zu tun haben.«
    Vorsicht!, riet Hinnrichs Miene. Das könnte schon wieder ein Test sein!
    »Verhoeven. Hendrik Verhoeven.«
    »Wollen Sie Ihre Kollegin retten, Hendrik Verhoeven?«
    »Ja.« Nur das. Jedes weitere Wort wäre eins zu viel. Ja, ich will
    sie retten, du verdammter Mistkerl. Und wenn du ihr etwas antust, dann gnade dir Gott.
    »Gut. Haben Sie ein Handy?«
    Verhoeven bejahte.
    »Ist es eingeschaltet?«
    »Ja.«
    »Dann geben Sie mir jetzt die Nummer.«
    Aus den Augenwinkeln sah Verhoeven, wie die Köpfe der beiden Kommunikationstechniker herumflogen. Er nannte die Nummer und hörte ein Rascheln.
    »Legen Sie Ihre Waffe ab, nehmen Sie das Geld und gehen Sie anschließend sofort zu Ihrem Wagen. Ich rufe Sie in exakt neunzig Sekunden wieder an.«
    »Aber ...«, setzte Verhoeven an, doch der Geiselnehmer hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
    »Es reicht schon wieder nicht für eine Peilung«, stöhnte der ältere der beiden Kommunikationstechniker.
    »Ich hab Sie auf dem Bildschirm«, meldete der andere.
    »Haben wir ein startbereites Team hier?«, schrie Hinnrichs.
    »Hier?«, fluchte Hubert Jüssen. »Nein, verdammt, hier nicht.« Er riss sein Handy ans Ohr. »Wo, zur Hölle, stecken Weirich und Görtz? ... Okay, sie sollen sofort herkommen, verstanden? Und sorg dafür, dass die beiden Unterstützung kriegen.«
    »Die Teams sollen sich in kurzen Abständen ablösen«, ergänzte Goldstein. »Je unauffälliger die Wagen, umso besser. Und pfeifen Sie alles zurück, was in dieser Gegend an Polizeifahrzeugen unterwegs ist. Das Letzte, was wir brauchen können, ist so ein Debakel wie gestern Abend.«
    Wir sind nicht vorbereitet, dachte Verhoeven. Wir dachten, dass alles abzusehen sei, aber jetzt, wo es wirklich drauf ankommt, sind wir schon wieder nicht vorbereitet!
    Er riss seine Dienstwaffe aus dem Schulterholster und streckte sie Hinnrichs entgegen.
    »Voigt hat zumindest im Augenblick keinerlei Möglichkeit, zu überprüfen, ob Sie bewaffnet sind oder nicht«, bemerkte Goldstein mit

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