Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
zarte Wange gleiten. »Ich würde niemals zulassen, dass dir etwas zustößt. Du bist zu mir gekommen, weil du überzeugt warst, dass ich dich beschützen würde, und genau das werde ich tun.«
Der Hubschrauber kreiste über ihnen, eine akute Bedrohung, die sie nicht ignorieren konnte. Sie hätte gern geschrien, das sei etwas anderes, diesmal verlange er von ihr, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzte – das Leben ihrer Kinder –, aber sie wusste selbst, dass sie das von Anfang an getan hatte. Sie musste eine Entscheidung treffen und sich ihm vollständig anvertrauen. Briony holte tief Atem und nickte. »Ich kann rennen. Du sagst mir, wohin, und ein Auge wird mir genügen.«
»So ist es brav.« Er beugte sich herunter und drückte ihr einen Kuss auf den Mundwinkel. »Sag mir wann, Briony.«
Er flößte ihr Zuversicht ein. Und er vermittelte ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust, lehnte sich einfach nur an ihn, als sei es das Natürlichste auf Erden, sich an einen anderen Menschen zu schmiegen – etwas, was sie nicht einmal bei ihrer eigenen Mutter gekonnt hatte. Sie fühlte keinen Schmerz und keine Spur von Unbehagen, nur Ruhe inmitten des Chaos. Das Pochen in ihrem Gesicht und der Schmerz in ihrer Seite ließen nach.
Jack schlang seine Arme um sie, samt Gewehr, und drückte sie eng an sich. Er hauchte Küsse in ihr Haar. »Wir kommen hier raus.«
»Ja, ganz bestimmt.« Briony schmiegte sich eng an ihn, um seine Kraft und seine Zuversicht in sich aufzunehmen. »Sag mir, wohin ich laufen soll.«
»Du läufst mitten über die Wiese zu diesem gefällten Baumstamm auf der anderen Seite, dicht neben dem hohen Baum, der von Geröllbrocken umgeben ist. Siehst du den Baumstamm, den ich meine?«
Sie nickte. Der Weg sah weit aus. Die Wiese mit ihren Gräsern, Blumen und Steinen hatte eine beträchtliche
Ausdehnung, wirkte schier endlos. Sie war nicht sicher, wieso Jack glaubte, sie würden es in den Canyon schaffen, wenn der Hubschrauber über ihnen kreiste.
»Schlüpf unter den Baumstamm, und schon bist du außer Sicht und im Gestrüpp verschwunden. Wir haben dort einen Pfad. Du kannst dich schon auf den Weg nach unten machen. Wir werden dicht hinter dir sein.« Jack nahm ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu seinem. »Vertrau mir, Kleines. Ich schwöre es dir, ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert.«
»Schwöre mir einfach nur, dass ihr beide dicht hinter mir sein werdet.«
Jack küsste sie sanft auf den Mund. Voller Zärtlichkeit. Er fragte sich, wie es ihm gelungen war, sie zu finden. »Wir werden dicht hinter dir sein«, versicherte er ihr. Er sah seinen Bruder an.
Jack und Ken traten mit den Gewehren im Anschlag zwischen den Bäumen heraus. Ken legte auf den Hubschrauber an und Jack auf etwas in der Wiese. Sie feuerten ihre Gewehre gleichzeitig ab. Der Hubschrauber schlingerte, und auf der Wiese explodierte ein Kanister und ließ schwarzen Rauch in die Luft aufsteigen. Sie gaben beide einen zweiten Schuss ab, und ein zweiter Kanister sandte Rauchschwaden aus, die sich wogend ausbreiteten, während Kens Schuss den Hubschrauber abtrudeln ließ.
»Lauf, Briony«, wies Jack sie an. »Du musst rennen, aber du darfst nicht einatmen. Ich bin gleich bei dir.«
Sie sauste los wie aus der Pistole geschossen, zwischen den Bäumen hervor und in die Sicherheit der dichten Rauchschwaden.
18
BRIONY HÖRTE EINE weitere Salve von Schüssen und legte Tempo zu, bis sie mitten im dichtesten Rauch war. Die Sicht ging auf null zurück, aber sie hatte jeden Schritt vorher gründlich geplant und hielt den Kurs, so gut es aus dem Gedächtnis ging. Sie hielt die ganze Zeit den Atem an, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihre Augen brannten und tränten.
Sie hörte Jack fluchen, und dann ertönte wieder ein Schuss. Orangerote Flammen brachen links neben ihr aus, und schwarze Rauchschwaden hüllten sie ein. Sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn Jack einen Schuss abgab und ein weiterer Kanister in die Luft flog, Flammenwände emporloderten und schnell für noch mehr Rauchentwicklung sorgten. Jetzt war der Rauch überall, dicht und undurchdringlich, ein großartiges Versteck, doch sie konnte nicht atmen und nichts sehen und verlor allmählich die Orientierung.
Aus den wogenden grauen Schwaden ragte ein riesiger umgestürzter Baumstamm so plötzlich auf, dass sie fast mit dem Bauch dagegengestoßen wäre. Im letzten Moment gelang es ihr, unter den Stamm zu schlüpfen. Sie landete unsanft auf dem
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