Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
Erden.«
Briony wollte alles wissen, was er über Schattengänger wusste. Wenn sie tun konnten, was sie tun konnte, war sie dann auf irgendeine Weise mit ihnen verwandt? Sie spürte, wie er sich anspannte und seine Arme sich enger um sie legten. Seine Lippen pressten sich wieder an ihr Ohr. »Gib keinen Laut von dir.«
Sie atmete ein und wusste sofort, dass die Soldaten einen Haken geschlagen hatten und zurückkamen. Furcht durchzuckte sie. Sie wusste, was Frauen zustieß, die sie zu fassen bekamen, wenn sie allein außer Haus waren.
»Kannst du den Atem anhalten? Bist du ausgebildet?«
Sie wusste, was er meinte, und daher nickte sie.
»Wie lange?«, fragte er gepresst.
»Zwanzig Minuten, wenn ich mich in Acht nehme.« Sie log nicht, und sie wollte sehen, ob er schockiert war. Als Kind war sie gezwungen gewesen, über zunehmend längere Zeiträume unter Wasser zu bleiben. Sie hatte geglaubt, das täten alle, bis sie eines Tages beim Abendessen vor ihren Brüdern damit angegeben hatte und sie sich
über ihre vermeintlichen Lügen lustig gemacht hatten. Sie hatte gesehen, wie ihre Mutter die Lippen missbilligend zusammenkniff, und sie hatte es nie wieder zur Sprache gebracht – niemandem gegenüber.
»Du wirst mit mir untertauchen.«
Es war keine Frage, und er übte bereits Druck auf sie aus, nahm sie mit ins Wasser und gab keinen Laut von sich, als sie langsam untertauchten; man hätte fast meinen können, er setzte es als selbstverständlich voraus, dass jeder ohne Atemgerät so lange unter Wasser bleiben konnte. Das Messer blieb weiterhin auf ihre Rippen gerichtet und sein Arm um ihren Hals geschlungen. Er ließ ihr reichlich Zeit, um Atem zu holen, und sie sog Luft in ihre Lunge, während sie an einer Stelle kauerten, an der dichtes Schilf im Wasser wuchs.
Briony grub ihre Finger in seinen Arm, hielt sich an ihm fest und versuchte ihre Furcht zu besiegen. Manchmal hatte sie das Gefühl, sie hätte den größten Teil ihres Lebens damit verbracht, ihre Furcht zu verbergen. Sie war immer ängstlich gewesen, und nach einer Weile war es ihr ganz natürlich erschienen, ihre Furcht nicht zu zeigen. Sie fürchtete sich vor allem, und manchmal widerte es sie an, dass sie diese Schatten, die so tief in ihrem Innern hausten, nie ganz bezwingen konnte. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, denn sie wollte nicht, dass dieser Mann wahrnahm, wie sehr sie sich in Wirklichkeit vor ihm fürchtete.
Ein Teil von ihr war aufgeregt und fragte sich trotz der akuten Gefahr, ob er das konnte, was sie konnte. Und was es für sie bedeutete, wenn er es tatsächlich konnte.
Jack konnte das leichte Beben spüren, das unablässig den Körper der jungen Frau durchlief, die er so eng an sich gepresst hielt. Sie war klein, kaum mehr als ein Mädchen,
aber sie fühlte sich an wie eine Frau, und sie roch wie eine Frau, weiche Kurven und dieser frische Duft. Ihr graute, doch sie verbarg es gut, und das war nicht einleuchtend, wenn sie ein Schattengänger war. Bestimmt war sie bestens in Kampfsportarten und im Nahkampf ausgebildet und konnte mit jeder Art von Waffe umgehen. Sie hätte volles Vertrauen in ihre Fähigkeiten setzen sollen. Sie war ohne jeden Zweifel genetisch weiterentwickelt, und er hatte den Verdacht, dass auch ihre übersinnlichen Anlagen verstärkt worden waren. Sie atmete unter Wasser so, wie man es ihnen allen beigebracht hatte – immer nur ein klein wenig Luft ausstoßen.
Jack stellte fest, dass er die Frau in seinen Armen allzu deutlich wahrnahm. So war es schon von dem Moment an gewesen, als er sie berührt hatte. Jede kleinste Einzelheit schien sich in sein Gedächtnis einzumeißeln. Sich seinem Körper einzuprägen. Ihre Formen und ihre Beschaffenheit. Ihr seidiges Haar, das sein Gesicht gestreift hatte, als er ihr einen Arm eng um die Kehle geschlungen hatte. Ihre Fingerkuppen, die sich tief in seinen Arm gruben, als sie gemeinsam unter Wasser kauerten. Etwas dergleichen war ihm noch nie passiert. Für ihn hatte es nie eine Rolle gespielt, ob es sich bei seinem Gegner um einen Mann oder um eine Frau handelte; er erledigte seinen Auftrag. Und er tat alles, was notwendig war, um seinen Auftrag abzuschließen. Sie aber war kein Objekt; sie war eine Frau. Selbst jetzt, unter Wasser, konnte er die Erinnerung daran, wie sie sich anfühlte und wie sie duftete, nicht abschütteln.
Die Soldaten blieben eine Weile unter dem Baum stehen und unterhielten sich flüsternd miteinander. Jack wusste, dass sie Jagd auf ihn machten.
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