Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
ihren Willen wieder auf. »Was willst du?«
»Ich war gemeinsam mit einem Jebediah Jenkins bei den SEALs. Das Letzte, was ich von ihm weiß, ist, dass er in einer Zirkusnummer seiner Familie Fänger war. Er hatte eine Schwester namens Briony und drei Brüder.«
»Lass mich los.« Sie fühlte überhaupt nichts. Das war nicht einleuchtend. Sie war ganz sicher, dass er die drei Soldaten getötet hatte. Gewalttätigkeit setzte ihr besonders zu; meistens führte sie bei ihr zu Übelkeit, Nasenbluten, Migräne und Erbrechen, und als sie ihre Eltern tot aufgefunden hatte, hatte sie sogar Krämpfe bekommen. Von ihren Kopfschmerzen am früheren Abend war nichts zurückgeblieben, obwohl sie solche Angst hatte und er sie an den Haaren zog.
»Wirst du weglaufen?«
»Ich habe keine besonders große Lust darauf, mich noch einmal niederschlagen zu lassen, vielen Dank auch«, antwortete Briony.
Okay. Es stimmte nicht, dass sie nichts fühlte. Ihr ganzer Körper schien auf eine seltsame Weise im Schmelzen begriffen zu sein. Das war noch nie passiert. Das erste Mal hatte sie es im Wasser bemerkt, als sie so dicht neben ihm gesessen und ihm in die Augen gesehen hatte. Als sein Mund ihre Lippen berührt hatte. Sie riss sich von der Erinnerung daran los, wie hart sein Körper war und wie viel
Kraft er hatte. Sie musste krank sein, wenn sie so auf ihn reagierte, während er ihren Kopf heftig zurückriss. »Und lass mein Haar los. Du tust mir weh.«
Jack lockerte sofort seinen Griff, mit dem er die nassen Strähnen festhielt, und blickte dann finster. Es schockierte ihn, dass er seine Faust geöffnet hatte. Was zum Teufel stimmte nicht mit ihm? Sie war ein potenzieller Feind. In seiner Vorstellung bestand kein Zweifel daran, dass jemand ihn reingelegt hatte. Mehrere Personen mussten sich miteinander verschworen haben, um ihn in dieses Hornissennest zu locken, und das hieß, dass sie seine Gefühle für seinen Bruder gegen ihn verwandt hatten. Ken war angelockt worden, und sie hatten ihn nur zu einem einzigen Zweck gefangengenommen und gefoltert, nämlich, um Jack nach Afrika zu locken. Jemand kannte Jacks Schwachstellen und brachte sie skrupellos gegen ihn zum Einsatz. Briony Jenkins war eindeutig ein Schattengänger, ganz gleich, was sie sagte. Und konnte es etwa ein Zufall sein, dass ein Freund, ein weiterer SEAL, sich zu exakt diesem Zeitpunkt in Kinshasa aufhielt? »Verdammt noch mal, ich glaube nicht an Zufälle.«
Briony drehte den Kopf um und sah ihn an, denn es verblüffte sie, dass er genau dasselbe dachte wie sie. Hatte jemand ihren Bruder mit einer List nach Kinshasa gelockt, zu irgendeinem anderen Zweck als dem Auftritt auf dem Musikfestival? »Ich auch nicht.« Sie betrachtete seinen misshandelten Körper, und trotz all ihrer Entschlossenheit, sich von ihm nicht ins Wanken bringen zu lassen, beschlichen sie Entsetzen und Mitleid.
Jack war gefoltert worden. Seine Brust, seine Schultern und sein Bauch wiesen tiefe Schnitte und Brandwunden auf. Seine Augen waren so flach und kalt und hart wie
Stein, und doch konnte niemand derartige Misshandlungen erlitten haben und nicht unter entsetzlichen Schmerzen leiden. Und sie fühlte es nicht. Sie fühlte immer jedes menschliche Leid und sogar das Leid von Tieren, wenn sie in ihrer Nähe waren. Es stellte nahezu eine Erleichterung für sie dar, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Er schien sie mit den notwendigen Filtern zu versorgen, die sie selbst nicht hatte, die aber dringend erforderlich waren, um in Gegenwart anderer Menschen zurechtzukommen.
»Mein Gott. Wie kannst du dich überhaupt noch auf den Füßen halten? Haben die Rebellen dir das angetan?« Ihre Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Bevor sie sich davon abhalten konnte, trat sie vor und streckte eine Hand aus, um direkt über der zerfetzten Haut seine Muskeln zu berühren. »Du brauchst einen Arzt. Die Wunden sind bereits infiziert.«
Ein Beben lief durch seinen Körper, als sie ihn berührte. So zart. Sie strich nur mit den Fingerkuppen über seine Haut, doch er fühlte die Berührung in seinem ganzen Körper. »Wir müssen in Bewegung bleiben. Ich habe es mir mit ihrem General verdorben.« Er beobachtete ihr Gesicht und suchte nach einer Reaktion, doch sie starrte nur voller Entsetzen seine Wunden an.
»Ich kann deinen Schmerz nicht fühlen.« Sie hob den Kopf, und ihre dunklen Augen sahen ihm direkt ins Gesicht. »Wie kommt das? Du weißt es, stimmt’s? Du weißt, warum ich anders bin. Warum ich
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