Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
als sie näher kam, hasste er das Ungeheuer, zu dem er geworden war.
»Was zum Teufel wollt ihr?«, knurrte er sie an und blieb in den Schatten, weil er wusste, dass Jebediah ihn dort nicht entdecken konnte. Bei Briony war er sich seiner Sache nicht so sicher. Er wusste, dass ihre Anlagen im selben Maß verstärkt worden waren wie seine eigenen.
Jebediah und Briony tauschten einen langen Blick miteinander. Jack konnte die Furcht der beiden riechen. Sie sickerte aus ihren Poren und durchdrang die Luft um sie herum. Die Anspannung nahm schlagartig zu. Jebediah stellte sich schützend vor Briony, und das ärgerte Jack teuflisch. Er wollte zwar, dass sie sich fürchtete, aber gleichzeitig hätte er derjenige sein sollen, der sie beschützte. Sie gehörte zu ihm.
»Falls du gekommen bist, um mich zum Duell herauszufordern, weil ich deine Schwester gevögelt habe, Jebediah, bist du noch viel dümmer, als ich dir zugetraut hätte.« Die Worte waren ihm herausgerutscht, bevor er sie zurückhalten konnte. Die Wut, die sich im Allgemeinen in seinen Tiefen verbarg, kochte über, als Briony ihm jetzt so nah war und sein Verlangen nach ihr ihn zu Dummheiten antrieb. Er verabscheute es, dazustehen und zuzusehen, wie Jebediah seine Hände auf ihre Schultern legte. Für einen Mann, der sich streng am Riemen reißen musste, war sie gefährlich, denn sie zerschmetterte sämtliche Schutzschilde, die Jack um sich herum errichtet hatte. Er musste sie unter allen Umständen vertreiben. Schon während er das dachte, sank sein Mut. Es war zu spät für ihn … für sie.
Rasende Wut flammte in ihren Gesichtszügen auf, und sie sprang auf ihn zu. Ihre Hand bewegte sich so rasch, dass sie tatsächlich nur verschwommen zu erkennen war. Die Ohrfeige schallte laut durch die klare Nacht. Blanke Furcht ließ ihn schlagartig aktiv werden. »Runter, Jeb, wirf dich hin!«, schrie er und warf sich im selben Moment mit seinem gesamten Körpergewicht auf Briony, um sie zu Boden zu stoßen und ihrer kleineren Gestalt unter seiner größeren Deckung zu geben. Nimm die Waffe runter! Nimm sofort die Waffe runter!
Die Kugel drang genau dort, wo Brionys Kopf gerade noch gewesen war, in den Baum, zerschlug das Holz und ließ Splitter auf sie herniederregnen. Jack gab Briony keinen Bewegungsspielraum und sorgte dafür, dass sie unter seinem Körper stillhielt. Er wusste, dass sie seinen gnadenlos steifen Schwanz fühlen konnte, der sich eng an ihren Bauch presste, und es verschaffte ihm enorme Befriedigung, den Anflug von Furcht zu sehen, der sich mit ihrer Wut vermischte. Seine Finger gruben sich in ihre Schultern, um sie kurz, aber heftig zu schütteln. »Wie kannst du bloß so verflucht dumm sein! Hast du im Ernst geglaubt, ich hätte niemanden in den Schatten stehen, der dich im Visier hat? Du hättest getötet werden können.«
Sein Körper bedeckte sie vollständig. Prägte sich ihrem Körper auf. Begehrte sie. Sein Erschrecken darüber, sie fast verloren zu haben, sandte einen heftigen Schauer durch seinen Leib und ließ ihn beben. Ihn konnte gewöhnlich nichts erschüttern, doch allein schon ihre Nähe genügte, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Teufel soll dich holen, Ken! Wenn du noch einmal auf sie schießt, bringe ich dich eigenhändig um, verdammt noch mal!
Das belustigte Gelächter seines Bruders hallte durch seinen Kopf. Das war doch nur ein Warnschuss.
Ein Warnschuss, meine Fresse.
»Geh von mir runter, du verfluchter Kerl.« Brionys Augen waren finster vor Wut und sprühten nahezu Funken. »Ich hatte vergessen, was für ein unglaublicher Mistkerl du bist. Runter von mir, auf der Stelle!« In ihrem Tonfall schwang eine deutliche Drohung mit.
Irgendwo tief in seinem Innern regte sich Bewunderung, ebenso wie damals, als sie einen Mann erschossen hatte, um ihn zu beschützen. Briony mochte zwar reizend und unschuldig und viel zu gut für seinesgleichen sein, aber sie war durch und durch eine Kämpfernatur. »Willst du mir etwa drohen?«
Hinter ihm setzte sich Jebediah vorsichtig auf und sah sich nach dem Schützen um. »Wenn du nicht sofort von ihr runtergehst, schlage ich dich zu Brei.«
Die Schatten bewegten sich mit den Bäumen, und der Mondschein fiel auf ihr Gesicht. Jack sah die Schwellung, die blauen Flecken, die sich um ihre Mundpartie herum, über ihr Kinn und bis auf ihre Wange zogen. Der Verband an ihrem Arm war ihm schon eher aufgefallen, aber konnte es sein, dass jemand sie geschlagen hatte? Unbändige Wut
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