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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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beschämende Erinnerung. »Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Allerdings besteht ein wesentlicher Unterschied zu dem, was Samuel getan hat: Die von uns geschaffene Stadt existierte in uns Schattenschwingen und nicht in den Köpfen der Menschen. Sie war keine Illusion, sie war real. Und sie war perfekt. Wenn du einen Blick auf sie hättest werfen können, dann hättest du sie nie wieder verlassen wollen.« Shirin machte eine Pause und ihr Ausdruck verfinsterte sich. »Aber das war alles nur schmückendes Beiwerk. Unsere wahren Fähigkeiten liegen ganz woanders. Als wir sie auszuspielen anfingen, konnten auch die bezauberndsten Teile der Sphäre nicht länger darüber hinwegtäuschen, wozu wir wirklich imstande waren. Wir können Welten in Paradiese verwandeln, aber wir können sie auch in die Hölle hinabschmettern. «
    »Auch unsere Welt?« Ich traute mich kaum, die Frage auszusprechen.
    »Unsere Welten sind durch Pforten miteinander verbunden
– und nicht nur dadurch. Du glaubst die Vergangenheit der Menschen zu kennen, aber du darfst nicht vergessen, Mila: Erinnerung ist umformbar.«
    Heimgesucht von einer plötzlichen Furcht, wich ich vor Shirin zurück. Vor mir saß keine Frau, die sich nur durch ihre Schwingen und ihre leuchtende Aura von mir unterschied. In dieser menschlichen Hülle steckte ein Wesen, dessen Macht ich nicht einmal ansatzweise kannte. Im Augenblick mochten die Schattenschwingen dazu entschlossen sein, ihre Fähigkeiten zu unterdrücken. Ja, die Jüngeren unter ihnen hatten nicht einmal eine Ahnung davon, wozu sie eigentlich imstande waren. Das änderte sich dank Sam und seiner Dickköpfigkeit nicht nur gerade, ich konnte außerdem nicht sagen, wie lange dieser Stillstand überhaupt angedauert hatte. Wenn ich Shirin richtig verstand, hatte es einen Krieg unter den Schattenschwingen gegeben, der auch unsere Welt in Mitleidenschaft gezogen hatte – nur dass wir uns daran nicht mehr erinnerten. Wann hatte dieser Krieg stattgefunden, der einen Großteil der Sphäre verwüstet hatte? Welchen Schaden hatte er in unserer Welt angerichtet? »Erinnerung ist umformbar« – Was verbarg sich bloß hinter dieser Losung?
    Unterdessen bekam Shirin nichts von meiner Reaktion mit, sie war zu sehr auf ihr Inneres konzentriert. »Nach meinem Eintritt in die Sphäre habe ich lange nichts von den Vorgängen verstanden, denn ich habe noch am Abend meiner offiziellen Einführung ihn kennengelernt. Danach hatte ich einfach keinen Sinn dafür, ich war vollends mit meinen Gefühlen beschäftigt. Vielleicht kannst du es ansatzweise nachempfinden, wenn ich dir sage, dass ich außer ihm nichts gesehen habe.«
    Ich brauchte nicht einmal zu nicken, um Shirins Vermutung zu bestätigen. Ja, ich wusste, wie es war, nichts außer
dem einen Stern am Himmel zu sehen, weil man von ihm geblendet war.
    »Dabei hat er meine Liebe nicht einmal erwidert. Ich gehörte ihm, ich war sein Eigentum, aber im Kopf hatte er stets nur seine Machtpläne. Alles drehte sich um die Erfüllung seiner Wünsche. Ich war kein Wunsch, der ihm erfüllt worden war, sondern lediglich eine unterhaltsame Begleiterscheinung. Weißt du, was wahre Sklaverei bedeutet? An jemanden gebunden zu sein, weil man nicht anders kann. Darum trage nur ich diese Armreife, während er nie etwas Bindendes auch nur in seiner Nähe geduldet hat.«
    Erneut verfiel Shirin in ihre Starre und ich nutzte die Gelegenheit, um tief Luft zu holen. Wollte ich das alles wirklich wissen? Doch ehe ich eine Entscheidung treffen konnte, sah Shirin mich mit ihren Wüstensandaugen an, die von einer Oase kündeten, die es schon lange nicht mehr gab. Bei unserer ersten Begegnung hatte ich geglaubt, die Oase sei wie so vieles dem Wandel der Zeit zum Opfer gefallen. Jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. Durften Sklaven über eigene Pforten verfügen? Mein Instinkt sagte mir nein.
    »Ich war ein wenig älter als du, wenn auch bedeutend ahnungsloser in Liebesdingen, als ich ihm auf einem Ball vorgestellt worden bin. Solche Bälle wurden in der Sphäre zu jedem Jahreszeitenwechsel veranstaltet – oder vielmehr läuteten sie den Jahreswechsel ein.«
    Shirin schenkte mir ein Lächeln, das mir wohl klarmachen sollte, dass es gut möglich war, dass nicht einmal die Jahreszeiten etwas Naturgegebenes waren, sondern ein Relikt der Schattenschwingen-Künste. Ich erwiderte das Lächeln nicht.
    »Er war ein imposanter Mann, mit einer beeindruckenden Ausstrahlung. Man konnte sich ihm nicht entziehen,

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