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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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miteinander geteilt hatten. Ihre Verlorenheit trat ihr nie so deutlich vor Augen, wie wenn sie nach einer Liebesnacht allein aufwachte. Dabei war die Einsamkeit in diesen Tagen zu ihrer steten Begleiterin geworden. Die Sphäre war vom Wahnsinn befallen, um sie herum stürzten ganze Landstriche gleich einem verfallenen Gebäude ein, aber sie konnte nur daran denken, wie unerträglich ihr seine Abwesenheit war. Nein, noch ein anderes Thema vermochte sie zu berühren: ihre Oase, die mitsamt den sie umgebenden Sanddünen in einen bodenlosen Abgrund gestürzt war.
    »Ich habe es getan, damit dir leichter ums Herz ist«, hatte Ask ihr seine Tat erklärt. »Die Sehnsucht nach deinem alten Leben, das du in Wahrheit gar nicht mehr wolltest, hätte dich sonst noch aufgefressen. Außerdem lebte niemand mehr von denen, die du einst deine Familie genannt hast. Deine ganze Sehnsucht war verschenkt. Manche Türen in die Vergangenheit müssen geschlossen werden, damit man die Räume der Gegenwart bewohnen kann. Und wer ist deine Gegenwart?«
    »Du natürlich«, hatte sie gehorsam erwidert und den Blick gesenkt, damit er nicht sah, wie sehr sie sich für dieses Geständnis schämte.

    Wenn sie nur einen Funken Stolz im Leib gehabt hätte, hätte sie ihm zumindest vor die Füße gespuckt. Dass sie nicht gegen ihn ankam, wusste sie nur allzu genau, obwohl sie ihre Begabung als Schattenschwinge schon einige Male unter Beweis gestellt und sie sich im Lauf der Zeit insgeheim einige von Asks Fähigkeiten angeeignet hatte. Nur hatte er keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, ihr seine Überlegenheit zu demonstrieren. An seiner Seite durfte sie ihre Gaben bestenfalls an ihrem Garten ausprobieren, der dank ihrer Magie alle anderen Gärten der Sphäre an Schönheit übertraf. Mehr nicht. Was Shirin sich selbst jedoch viel mehr nachtrug, war, dass sie ihn nicht einmal mit Verachtung gestraft hatte, nachdem er ihre Oase vernichtet hatte. Stattdessen war sie seit deren Zerstörung sklavisch darum bemüht, Ask nichts von ihrem Kummer spüren zu lassen.
    Dabei fürchtete sie keineswegs seine Bestrafung, obwohl er sich auch in diesem Fach als wahrer Meister herausgestellt hatte. Es war jene Art von Bestrafung, mit der er einen dazu brachte zu leugnen, wer man war. Wann hatte sie zum letzten Mal ihren eigentlichen Wesenskern gespürt? Das stolze, temperamentvolle Mädchen, das sie einst gewesen war? Die vielversprechende junge Schattenschwinge, die den wohlwollenden Samir kurz nach ihrem Eintritt in die Sphäre vor lauter Übermut mit einem komplizierten Bann belegt hatte? Einem Bann, den nur ein Freund Samirs, der eine der höchsten Schattenschwingen war, hatte aufheben können! Das junge Mädchen mit dem großen Talent und den großen Erwartungen ans Leben? Sie konnte sich nicht erinnern und sie versuchte es auch gar nicht erst. Wenn sie an Asks Seite eines gelernt hatte, dann war es demütiges Ertragen: sein Desinteresse, seine Grausamkeit, seine rastlose Suche. Für ihn war sie nichts als ein Ruhepol, den er ganz nach Belieben in Beschlag nahm, um dann wieder weiterzuziehen. Es
sei denn, er bemerkte, dass ihre Gedanken auf etwas anderes als ihn gerichtet waren. Dann bekam sie seine herrische Seite zu spüren. Nichts fürchtete Shirin mehr. Das war ein weiterer quälender Aspekt ihrer Liebe zu Ask: Sie fürchtete ihn mindestens genausosehr, wie sie ihn liebte. Aber immer noch nicht genug, um sich von ihm abzuwenden. Allein die Vorstellung war schier unerträglich.
    Einen Fuß vor den anderen setzte Shirin auf den schwarzen Steinboden, dessen polierte Oberfläche aller Vernunft zum Trotz nicht ihr Spiegelbild zeigte. Der Schlafsaal war in dem Bauwerk, das Ask geschaffen hatte, der unscheinbarste Winkel. Hier herrschte ewiges Zwielicht und die Seitenwände verloren sich in der Dunkelheit. Manchmal, wenn Shirin sich, zu erschöpft zum Schlafen, auf dem Lager herumwälzte, kam es ihr so vor, als gäbe es keine Decke über ihrem Kopf, sondern nur einen ausgebreiteten Schatten, der sie allmählich erstickte. Unruhig drehte sie sich dann auf den Decken und unterdrückte ihre Schwingen, die sie hinauftragen wollten, damit sie sich endlich selbst davon überzeugen konnte, woraus die Decke des Schlafgemachs bestand. Aber sie wagte es nicht. Dieser Raum gehörte Ask nicht nur, er war dieser Raum. Ebenso düster und geheimnisvoll, und gleichzeitig das Zentrum ihres Verlangens.
    Unschlüssig, was zu tun sei, lief Shirin umher. Sie fühlte sich wund

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