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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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einst über die gesamte Sphäre ausgebreitet hatte. Wie ist es dir gelungen, deinen Körper zu verlassen, obwohl er im Weißen Licht gefangen gewesen ist?«
    Ein scharfes Brennen breitete sich auf meinem Rücken aus und grub sich zwischen meine Schulterblätter. Meine Schwingen pressten gegen die Haut, wollten durchbrechen. Das konnte ich ihnen jedoch nicht erlauben. Genauso wenig wie ich meine Aura einsetzen konnte, um meinen Verdacht zu bestätigen, dass der Schatten in diesem Zimmer irgendetwas als Pforte benutzt hatte. Wenn ich auch nur eine meiner Schattenschwingen-Gaben einsetzte, war mein Entschluss, Mila zuliebe nur noch Mensch zu sein, eine Farce. Die Angelegenheiten der Sphäre durften nicht länger die meinen sein. Ich musste standhaft bleiben und durchziehen, weshalb ich hergekommen war: um einen Schlussstrich unter das Kapitel »Mein Leben als Schattenschwinge« zu ziehen. Einmal davon abgesehen, dass Kastor gut genug darin war, das feinste Zeichen von mir zu orten, sobald ich das mentale Netz auch nur antickte. So besessen, wie er mich ständig zu erreichen versuchte, würde er sofort zu mir kommen. Ich wollte ihn jedoch auf keinen Fall sehen. Denn ihn abzuweisen, würde uns beide unnötig verletzen. Einmal davon abgesehen, dass ich schlecht abschätzen konnte, ob es mir überhaupt gelingen würde.
    Gegen meinen Willen zerrieb ich die silbrige Substanz zwischen meinen Fingern. War es wirklich Silber?
    »Das ist Traumstaub«, hörte ich mich flüstern. »Die Pforte
des Schattens sind die Träume der Menschen.« Als habe ein Teil von mir, der sich meinem Zugriff entzog, die Führung übernommen. Jener Teil, der einfach nicht von der Sphäre ablassen konnte und ihre Angelegenheiten weiterhin als die eigenen ansah. Jener Teil, der sich nach der Wahrheit sehnte.
    Verzweifelt stemmte ich mich gegen die ramponierte Wand. Das war immer noch besser, als völlig von Sinnen auf sie einzuprügeln.
    Mila hatte sich von mir abgewendet. Damit war mir das Schlimmste passiert, das ich mir überhaupt vorstellen konnte. Und ich hatte nur die eine Chance, sie zurückzugewinnen. Als Preis dafür hatte ich bereits Asami abgewiesen und verweigerte Kastor eine Antwort. Ich war bereit, meine Freunde … meine Familie, die ich gerade erst gewonnen hatte, wieder aufzugeben und meine Schwingen geschlossen zu lassen. So weit war ich bereits gegangen. Und trotzdem gelang es mir nicht, mein Schattenschwingen-Dasein aufzugeben. Ganz egal, was ich mir vornahm, ich konnte nicht aufhören, wie eine Schattenschwinge zu denken und zu fühlen.
    »Weil es jetzt schlicht noch nicht möglich ist«, raunte mir dieser widerspenstige Teil zu, der für immer mit der Sphäre verbunden sein würde. »Du hast es dem Schatten zu verdanken, dass das ganze Elend überhaupt seinen Lauf genommen hat. Er hat Jonas seinem Willen unterworfen und dich damit – ob nun beabsichtigt oder nicht – in die Sphäre gelockt. Ohne ihn wärst du jetzt nur Samuel Bristol, der sich zwar fremd unter den Menschen fühlt, aber durch Mila wäre dieser Zustand zu ertragen gewesen. Nicht zu wissen, wer man in Wirklichkeit ist, unterscheidet sich nämlich grundlegend davon, seine Natur mit Absicht zu verleugnen. Du schuldest es dir, den Schatten dafür zur Verantwortung zu
ziehen. Solange du ihn nicht stellst, wird die Sphäre stets aufs Neue deinen Weg kreuzen. Weil du nicht von ihr ablassen kannst. Weil er nicht von dir ablassen wird. Die Verbindung, die er damals geschaffen hat, lässt sich nicht durch Leugnen zerschlagen. Nein, dazu braucht es mehr. Sehr viel mehr. Du musst dich dem Schatten stellen, ihn endgültig bannen. Dann erst kannst du dich zurückziehen.«
    »Wie stellt man jemanden, von dem nur noch eine leere Hülle da ist?«, flüsterte ich, während die zerkratzten und eingedellten Wände um mich herum zu kreisen begannen. Ein Stöhnen unterdrückend, stemmte ich mich kräftiger gegen die Wand, aber es half nichts. Ein Strudel tat sich unter mir auf, drohte mich hineinzuziehen, während mir zugleich bewusst war, dass dies alles nur in meinem Kopf stattfand. Ich musste mich entscheiden, jetzt! Nahm ich die Herausforderung an oder hielt ich an meinem Plan, die Schattenschwinge in mir zu bannen, fest?
    Anstelle einer Antwort ließ ich meine Aura aufleuchten. Mit einem Schlag stoppte das Karussell, in das sich der Raum verwandelt hatte. Stattdessen begannen die Reste des Traumstaubs zu schimmern, als wäre er eine hauchdünne Membran, die – wenn man sie zu

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