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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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aufzubauen. Wenn er dann in die Sphäre zurückkehren würde, wäre er ein anderer und doch immer noch der Gleiche.

    Das Triumphgefühl, das der Schatten bei diesem gefassten Plan empfunden hatte und von dem der Traumstaub noch bis heute kündete, katapultierte mich zurück in die Gegenwart.
    Wie knapp ich der Versklavung entkommen war … Unwillkürlich rieb ich meine Oberarme, um den Schüttelfrost zu verscheuchen. Dabei hinterließ ich eine silbrige Spur. Zuerst wollte ich sie mit dem Pullover abwischen, dann entschied ich mich anders.
    Ich würde den Spieß umdrehen!
    Jetzt war ich der Jäger, der den Spuren des Schattens folgte, bis ich ihn schließlich stellte. Meine letzte Handlung in der Sphäre würde darin bestehen, dem Schatten in den Hintern zu treten. Für das, was er mir und allen anderen angetan hatte. Wenn ich Shirin und die Schattenschwingen, die unter seiner Herrschaft und den bis heute reichenden Spätfolgen litten, gerächt hatte, würde es mir hoffentlich leichter fallen, die Sphäre zu verlassen.

30
Ohne Widerhall
    Langsam stieg ich die Treppe hinunter. Dabei machte jede Stufe ein anderes Geräusch. Obwohl sie sich leicht verändert hatten, erkannte ich ihr Knarren doch wieder. Genau wie den Schimmelduft, den nur eine geübte Nase unter dem Meeresgeruch, der in geschlossenen Räumen rasch muffig wurde, herausfilterte. Während ich durch das düstere Wohnzimmer ging, war es mir, als müsste hinter mir alles zusammenbrechen. Lautlos, als bestünde das Gebäude nur noch aus Asche, zusammengehalten von einem Geist, der nun endlich erloschen war. Das zerbrochene Glas, das den Küchenfußboden bedeckte, knirschte unter meinen Schuhen, aber ich achtete nicht länger auf große Scherben, die sich durch die Sohle bohren konnten.
    Ich griff bereits nach dem Fensterrahmen, als ich mein Spiegelbild in der oberen, heil gebliebenen Scheibe bemerkte: Meine Schwingen waren noch geöffnet. Gebannt betrachtete ich ihr verlaufendes Grau, das zarte und doch so feste Gewebe, aus dem sie bestanden, die Kraft, die sie ausstrahlten. Dann schloss ich sie und zog mir den Pullover über den Kopf. Ich schob mir das Haar hinter die Ohren, setzte die Baseballkappe auf und riskierte einen weiteren Blick auf mein Spiegelbild. Dort erblickte ich zu meinem Unwillen jemanden, der ganz klar in einer Verkleidung steckte. Obwohl ich fast mein Leben lang genauso herumgelaufen war, fühlte ich mich jetzt in diesen Klamotten
fremd. Es würde ein ziemlicher Akt werden, mich wieder daran zu gewöhnen.
    Mit einem Seufzer auf den Lippen stieg ich durch das Fenster. Draußen machte ich mir nicht einmal die Mühe, die Folie wieder anständig anzubringen. Hier gab es nichts zu schützen. Hätte ich einen Kanister Benzin zur Hand gehabt, hätte ich dieses Haus nur allzu gern niedergebrannt. Allerdings war ich mir so oder so sicher, dass nach den schrecklichen Geschehnissen, die in diesem Haus stattgefunden hatten, niemand mehr einziehen würde.
    Ich hatte gerade erst ein kurzes Stück der Straße in Richtung Meer hinter mich gebracht, als jemand mit langen Schritten auf mich zulief. Kastor. Er blieb eine Armlänge vor mir stehen und stützte sich, schnell atmend, auf seine Oberschenkel. Fasziniert betrachtete ich seine rot-schwarzen Augen, von denen mir Mila bereits schwer beeindruckt erzählt hatte. In der Sphäre waren sie dunkelgrau, aber jetzt hatte er diese glühenden Scheiben voll und ganz auf mich gerichtet.
    Was soll diese Barriere, die du um dich herum aufgebaut hast?, schleuderte Kastor mir über unser mentales Netz entgegen.
    »Sieh an, dein kleines Sprachproblem ist also immer noch akut.«
    Kastors Augen beschrieben einen flammenden Kreis, als er die Augen verdrehte. Ihm stand offenbar nicht der Sinn nach Scherzen. Ranuken hat mich aufgesucht, aufgescheucht wie ein Huhn. Ich musste mich in seinen Kopf einladen, um herauszukriegen, was ihn so aus der Fassung gebracht hat. Dabei hasst er das. Du hast ihn ernsthaft erschreckt mit deinem selbst gewählten Wachkoma. Mir ging es nebenbei bemerkt ähnlich wie Ranuken, als ich gewechselt bin und dann keinen Zugang zu dir gefunden habe. Du magst ja durcheinander sein, aber deshalb
verweigert man doch nicht jegliche Kontaktaufnahme. Seit wann springst du so mit deinen Freunden um, Samuel?
    »Ehrlich gesagt, habe ich mir nicht gerade große Gedanken gemacht, wie mein Verhalten bei euch ankommt.« Bei diesem Geständnis fingen meine Wangen an zu brennen, trotzdem hielt ich seinem Blick

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