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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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keine aus Stahl geschmiedete Klinge, sondern pures Licht.
    In dem Moment, da ich die Klinge die Glocke zerschlug, ertönte kein Geräusch. Dafür baute sich eine Vibration auf,
erst ganz fein, nicht mehr als eine zarte Erschütterung, die sich wellenartig ausbreitete, um dann rasch an Intensität zu gewinnen. Hinter meiner Stirn breitete sich ein unangenehmer Druck aus, während ich auf das Katana in meinen Händen blickte, von dem nur noch der Griff existierte. Dafür wird Asami mich filetieren!, schoss es mir durch den Kopf. Dann schmiss ich den nutzlosen Griff beiseite und schwamm stattdessen zu Kastor, der sich gerade wieder zu regen begann.
    Noch immer schimmerte seine Aura wie ein Feuerkranz, erschüttert von den Druckwellen um uns herum. Benommen trat er im Wasser auf der Stelle, dann hatte ich ihn auch schon unter den Armen gepackt. Ein Fischschwarm umkreiste uns, vollführte einen Bogen und verschwand wie ein Blitz im Grün. Obwohl ich ein guter Schwimmer war und Kastor begann, meine Aufstiegsbemühungen zu unterstützen, kamen wir nur mühsam voran. Zwar gestand das Meer mir nun einen größeren Bewegungsspielraum zu, aber die konzentrischen Erschütterungen, die stetig zunahmen, und das Gewicht, mit dem Kastor samt der Hülle des Schattens und der Figur an mir hing, ließen die hell schillernde Oberfläche in weiter Ferne bleiben. Ich öffnete meinen Mund und stieß einen lautlosen Schrei aus, während der Druck hinter meiner Stirn unerträglich wurde.
    Dann hörten die Erschütterungen vollkommen unvermittelt auf.
    Kastors Blick traf auf meinen.
    Ein Geräusch durchdrang das Wasser. Es klang wie eine mächtige Sturmwelle, die an Land schlägt. Aber es war etwas anderes, es war eine Antwort auf die Erschütterungen, die ich mit der Zerschlagung der Glocke ausgelöst hatte. Der Ruf von etwas unfassbar Großem, das sich irgendwo in der Schwärze unter uns verbarg.

    Lass die Figur los , forderte ich Kastor über die Verbindung unserer Auren auf, wobei ich nichtsdestotrotz meine Lippen bewegte. Diese Art der Kommunikation war mir nach wie vor fremd.
    Ich kann nicht , erwiderte Kastor mit einer Eindringlichkeit, die mir klarmachte, dass diese Figur nicht zur Debatte stand. Stattdessen gab er den bandagierten Rest des Schattens frei.
    Einfach so.
    Sein Handeln war derart absurd, dass ich es einige Sekunden lang schlicht nicht fassen konnte. Der ganze Grund für diese Wahnsinnsaktion … aufgegeben wie ein unnützes Stück Treibgut. Ich wollte noch nach dem Schatten greifen, streckte mich, bis es schmerzte, aber da wurde er auch schon von einer Strömung erfasst und ins aufgewühlte Meer gerissen. Für uns war er verloren.
    Bist du verrückt geworden? , schnauzte ich Kastor an, der ohne meine Unterstützung sofort wieder zu sinken begann. Selbst wenn ich noch etwas vom Schatten in den tobenden Wasserfluten hätte ausmachen können, wäre ich ihm nicht gefolgt, weil ansonsten mein Freund in die Tiefe verschwunden wäre.
    Der Leib des Schattens steckt in seiner Hülle, genauso, wie es sein sollte. Das ist alles, was wir wissen müssen. Und jetzt hilf mir bitte. Dabei sah er mich so flehend an, dass ich meine Wut umgehend vergaß.
    Neugierig betrachtete ich die mit Algen zugewucherte Statue. Scheinbar ein Schlafender. Dann packte ich sie am unteren Ende und zwang meine jetzt schon überanstrengten Muskeln dazu, Auftrieb zu schaffen.
    Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht, als ich es bemerkte: eiskaltes, aus den Tiefen des Meeres verdrängtes Wasser. Zuerst umspülte es
nur meine Beine, dann meinen ganzen Körper. Es umhüllte mich wie ein kühler Gruß und trieb ein Schaudern über meine ansonsten so warme Haut.
    Etwas stieg auf. Und zwar direkt unter uns. Und dabei verdrängte es beunruhigend viel Wasser.
    Erneut umflutete uns ein Schwall aus der Tiefe und drückte uns empor. Doch noch bevor ich mich darüber freuen konnte, wurden wir von einer anderen Wasserschicht ergriffen, die uns seitlich mitriss. Gegen diesen Sog gab es kein Ankommen. Ich konnte die Panik spüren, die von Kastor Besitz ergriff, dem das nasse Element ohnehin gegen seine Natur ging. Trotzdem machte er nicht einmal Anstalten, die Figur loszulassen.
    Der Strudel wird uns mitreißen, wenn wir uns nicht beeilen. Lass los! , forderte ich Kastor auf. Doch der schüttelte nur den Kopf, sein Gesicht von Entsetzen gezeichnet.
    Während das Wasser um uns herum plötzlich eine trügerische Ruhe annahm, riskierte ich

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