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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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mich nicht, dann kannst du dich auf was gefasst machen. Und ich rede hier nicht vom falschen Wachs auf deinem Brett, mein Freund.«
    Max legte mir seinen Arm um die Schulter. »Alter, es ist wirklich höchste Eisenbahn, dass du dich mal locker machst.«
    ∞∞
    Der Weg durch die Dünen zurück zum Wohnwagen war alles andere als ein Spaziergang. Nicht bloß, weil es mittlerweile stockfinstere Nacht war und vom Meer Nebel aufzog, sondern auch, weil der Boden unter meinen nackten Füßen schaukelte. Gezwungenermaßen blieb ich immer wieder stehen und widerstand dem Bedürfnis, mich an Ort und Stelle fallen zu lassen und ein Schläfchen zu halten. Noch dringender war das Verlangen, meinen Oberkörper frei zu machen, die Schwingen auszubreiten und eine Runde zu fliegen. Ich brachte gerade noch genug Verstand auf, um mir einzugestehen, dass ich mir in diesem Zustand vermutlich schon beim Start das Genick brechen würde.
    »Nie wieder trinke ich auch nur einen einzigen verfluchten Tropfen Alkohol«, schwor ich mir, während meine tauben Lippen die Worte mehr schlecht als recht formten. Was ich da von mir gab, klang arg vernuschelt. Um meine Aura musste es wirklich schlecht bestellt sein, wenn sie einen solchen Rausch zuließ, denn für gewöhnlich zeigte Alkohol bei mir kaum eine Wirkung.
    Dabei war der Abend nach dem ersten Bier, das ich regelrecht runtergezwungen hatte, ganz annehmbar geworden. Die Leute von der Surfschule waren lässig, kein einziger von ihnen versuchte, mich über meine Geschichte mit Jonas auszuhorchen. Stattdessen redeten sie übers Surfen und das Meer, über das Meer und übers Surfen. Irgendwann nach dem dritten Bier hatte ich dann ebenfalls mitgemischt und nach dem fünften eine flammende Rede über die Magie der Welle gehalten. Damit war endgültig der Zeitpunkt gekommen, an dem mein bisschen Restgehirn beschlossen hatte, nach Hause zu gehen. Oder vielmehr zu wanken. Am nächsten Morgen würde ich mich vermutlich dafür verachten, dass ich aus reinem Trotz gebechert hatte, aber im Augenblick fühlte ich mich angenehm vom Sender genommen.
    Die Welt war verschwommen, aber nicht etwa, weil ich ein Fremdkörper in ihr war. Ich fühlte mich auch gar nicht fremd und verloren und hoffnungslos, sondern … keine Ahnung, irgendwie okay.
    Alles war okay.
    Gut, dass ich diese Wirkung von Alkohol zuvor nicht kennengelernt hatte, ansonsten wäre ich die letzten Jahre vermutlich selten nüchterner gewesen als mein Vater. Nur mit dem Unterschied, dass ich keineswegs den Drang verspürte, jemanden zusammenzuschlagen. Vielmehr konnte ich nur mit Müh und Not meine Finger vom Handy lassen. Ansonsten hätte ich Mila meine Liebe erklärt, was zu dieser späten Stunde und mit meiner schweren Zunge nur bedingt angekommen wäre.
    Als sich endlich der Wohnwagen in der Dunkelheit abzeichnete, war ich erleichtert. Nur noch ein paar Schritte, und ich würde in die Koje kippen wie ein Toter. Leider kam es nicht so weit, denn außer dem Umriss des Wohnwagens schälte sich noch ein weiterer heraus: der eines athletischen Mannes, umgeben von rotem Glimmen.
    Schlagartig fühlte ich mich nüchtern.
    »Kastor?«
    »Das war eine interessante Schlangenlinie, mit der du über die Düne gekommen bist. Ich dachte, du trinkst nicht.«
    »Und ich dachte, du sprichst nicht.«
    Mit so viel Würde wie möglich setzte ich mich auf den Tritt des Wohnwagens. Kastor ins Innere zu bitten, schien mir nicht das Richtige. Außerdem überkam mich eine plötzliche Beklemmung in Anbetracht der Enge dort, die in den letzten Tagen ausgeblieben war. Unwohlsein in Räumen, in denen man die Schwingen geschlossen halten musste, war eine Schattenschwingen-Empfindung – und damit nichts, das mir zu schaffen machen musste.
    Kastor blieb vor mir stehen, als würde er den Platz neben mir erst dann einnehmen, wenn ich ihn dazu einlud. Was ich nicht vorhatte. Er steckte in ausgesprochen schicken Klamotten, soweit sich das in der Dunkelheit beurteilen ließ. Fast sah er aus wie ein Mensch, wenn man von seinen rot flammenden Augen absah. Und reden konnte er mittlerweile auch einwandfrei.
    »Ich hatte genug Gelegenheit, mich um dieses kleine Problem mit der Verständigung zu kümmern, während Shirin sich in unserem Versteck langsam von ihrer Verletzung erholt. Ich würde dir übrigens auch raten, dich mit deinem Problem auseinanderzusetzen, auch wenn es keineswegs ein kleines ist. Deine Aura wiederherzustellen, dürfte vielmehr eine echte Herausforderung

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