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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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vereinnahmte.
    »Was braucht es mehr als uns beide? Wir schaffen unsere eigene Sphäre, unsere eigene Welt. Du verfügst über genug gestalterische Kraft, um ein eigenes Universum aufzubauen.«
    Das Ausmaß seines Vorhabens lähmte mich. Es war, als bekäme man das Geschenk seines Lebens und stellte fest, dass es ein riesiger Abgrund war, in den alles hineingerissen wurde. Allerdings gelang es mir nicht, zu sagen, was dieses »alles« sein mochte, denn ich hatte keine konkrete Vorstellung von der Menschenwelt, nur ein paar Gefühle und verschwommene Bilder. Trotzdem wollte ich nicht, dass Nikolai sie auslöschte. Nicht einmal, damit wir beide untrennbar vereint waren.
    »Das ist unmöglich zu schaffen, deine Kraft wird trotz meiner Berührung nicht ausreichen«, brachte ich heiser hervor. Obwohl Nikolais Überzeugung mich wie ein schützender Mantel umgab, fühlte ich mich zunehmend verunsichert. Ich stimmte nicht mit ihm überein, egal, wie sehr ich mich bemühte. Bestimmt lag es an dieser unangenehmen Atmosphäre, die sich stetig verdichtete und mir das Atmen erschwerte. Wie der Moment, kurz bevor ein Sturm losbricht, wenn die Luft steht und einem die Lungen verklebt. Die Härchen auf meinen Unterarmen richteten sich auf und ich rieb angespannt über sie.
    »Beruhige dich«, sagte Nikolai sanft. »Das sind die Körperlosen, deren Herannahen du spürst. Sie sind Wesen, die alles Menschliche in sich getilgt haben, weil sie es zutiefst verachten. Ihre Gegenwart ist für die Sterblichen unangenehm, aber sie können dir nichts anhaben, sie sind unwirkliche Gestalten, nicht mehr als Geist und Aura. Und was deine Sorgen wegen der Pforte anbelangt … Es stimmt, allein wäre ich dazu außerstande, deine Berührung würde mich schier zerreißen. Die Körperlosen jedoch, die ich als unsere Verbündeten gewonnen habe, werden mir dabei helfen, deine Gabe um ein Tausendfaches heller scheinen zu lassen, ohne mich zu verbrennen. Dafür müssen wir ihnen lediglich ein Zuhause in der Pforte anbieten. Wir machen sie zum Bestandteil dieser neuen Welt – das ist ja kaum zu viel verlangt für einen solchen Dienst. Nachdem ich ihnen bewiesen habe, dass ich nicht der armselige Nikolai bin, für den sie mich gehalten haben, sondern weit mehr als das, haben sie mir ihre Unterstützung zugesichert. Sie werden als Medium zwischen uns dienen, wenn ich dich berühre und deinen Traum in meine Pforte umwandle. Darin, sich zwischen uns zu stellen, haben die Körperlosen ja bereits Erfahrung … und du auch.«
    »Damit soll ich Erfahrung haben? Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, wovon du redest.« Das entsprach jedoch nicht ganz der Wahrheit, denn während ich sprach, drang wie aus weiter Ferne ein vergangenes Erlebnis zu mir durch, blass und zerfasert. Schattenhände griffen nach mir und brachten jene klebrige unheilvolle Energie mit sich, die die Körperlosen umgab.
    Dieses Mal machte sich Nikolai nicht die Mühe, mich zu beruhigen. »Bevor ich dich allerdings in den Schlaf begleite, möchte ich dir noch ein Geschenk machen: einen neuen Namen, damit du ohne Lasten in dein neues Leben gehen kannst.«
    Ich sah die Begierde in seinen Augen, die sich auch in mich zu brennen versuchte, doch ich hielt dagegen, obwohl ich wusste, dass mein Widerstand nicht von Dauer sein konnte. Nikolais Wünsche waren erdrückend viel größer als meine eigenen. »Mir gefällt mein Name«, sagte ich abwehrend.
    »Alte Gewohnheiten sind schwer abzustreifen, aber die Freiheit, die man dadurch erringt, ist es wert. Glaub mir, du sprichst mit jemandem, der diesen Prozess bereits mehrmals durchlaufen hat und deshalb weiß, dass er unumgänglich ist. Wir beide werden eine weite Strecke gemeinsam gehen, meine Schöne. Kannst du dir die Unendlichkeit, an der ich dich teilhaben lassen werde, auch nur ansatzweise vorstellen? Dafür reicht dieser schlichte Menschenname nicht aus. ›Mila‹ klingt nach allem, was du als meine Gefährtin nicht bist: sterblich, gewöhnlich, unbedeutend.«
    So sah er mich also. Eigentlich hätte ich verschämt den Kopf senken sollen, stattdessen richtete ich mich auf. »Das mag ja stimmen, ich hänge aber trotzdem an meinem Namen.«
    Nikolais Enttäuschung schlug mir entgegen und ließ mich wanken, so hart traf sie mich. »Dann ist dir dieses Zeugnis aus deiner Vergangenheit also wichtiger als ein Neuanfang mit mir?«
    »Vielleicht fliegt mir ja ein neuer Name im Traum zu. Dann hätte ich ihn wenigstens selbst gewählt«, bemühte ich mich um einen

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