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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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sähe. Wäre doch schade, wenn den ganzen Paddelfreudigen ihr Ausflug verdorben wird, nur weil wir nicht für zwei Stunden die Finger voneinander lassen können. Also ab mit dir, ich hüte solange das Bett.«
    Sam betrachtete mich auf eine Weise, dass ich beinahe glaubte, er könnte durch die Decke sehen, in die ich mich gewickelt hatte.
    »Wie du meinst. Aber dann kann ich mich auch darauf verlassen, dich genauso wieder vorzufinden, wie ich dich jetzt zurücklasse?«
    Ich musste grinsen. »Eventuell etwas angezogener. Ohne dich ist es nämlich ganz schön kalt unter der Decke.«
    »Dann verspreche ich dir eben, diese Paddler kräftig zu scheuchen, um im Rekordtempo wieder da zu sein und dich zu wärmen.«
    Sam küsste mich auf die Schulter, die sofort zu kribbeln begann, dann packte er Seppel, der gerade zu mir ins Bett klettern wollte, am Halsband. Gemeinsam mit Toni gingen sie in Richtung Surfschule davon, das heißt: Seppel musste gezogen werden, offenbar hatte es ihm im Wohnwagen gefallen.
    Ich blickte immer noch aus dem Fenster, als sie schon längst hinter der Düne verschwunden waren. Obwohl ich Sam jetzt schon vermisste, war ich zugleich auch froh. Es bot sich mir nämlich die Gelegenheit, etwas Bestimmtes herauszufinden, das mir nach dem Anblick von Kastors lodernder Aura auf dem Herzen lag. Schnell schlüpfte ich in ein Trägershirt und Jeans – die verlockende Aussicht auf Sams wärmende Umarmung hin oder her, in dem alten Wohnwagen zog es wie Hechtsuppe. Dann fischte ich den Zeichenblock aus meiner Tasche und schlug Shirins Bild auf, das ich vor gut zwei Wochen und doch in einem ganz anderen Leben auf dem Dachboden meines Elternhauses gemalt hatte. Wie eine nubische Göttin lag Shirin ausgestreckt auf ihrem Lager, umkränzt von ihrer Aura, in der mein Zeichenstift, ohne mein Zutun, ein Muster entdeckt hatte. Es handelte sich um Markierungen, mit denen der Schatten ihre Aura geprägt und ihr seine Herrschaft bis in alle Ewigkeit eingeschrieben hatte.
    Während ich die Zeichnung studierte, breitete sich ein beklemmender Schmerz in meiner Brust aus. Den Auslöser mochte ich mir kaum eingestehen, vor allem nicht nach dem Gespräch, das ich mit Sam auf der Schulmauer geführt hatte. Es war meine Bedingung gewesen, die Sphäre samt ihren Bewohnern hinter uns zu lassen. Und trotzdem … ich vermisste Shirin, sehr sogar. Irgendetwas Schreckliches war ihr zugestoßen, als Nikolai mich in die Sphäre verschleppt hatte – daran hatte Sam mir gegenüber keinen Zweifel gelassen. Nur war ich davon ausgegangen, dass Kastor sie in die Sphäre gebracht hatte, wo sie Hilfe bekam. In diesem Punkt war ich mir jetzt nicht länger sicher. Was, wenn es Probleme gab und Shirin in der Menschenwelt geblieben war, verletzt und hilflos? Vielleicht war Kastor deshalb bei Sam gewesen.
    So vage und vermutlich auch unbegründet meine Vermutungen sein mochten, ich wollte die Gewissheit, dass es Shirin gut ging. Sie hatte so viel gelitten, viel mehr als wir alle zusammen. Sie hatte ein Recht darauf, endlich ihren Frieden mit der Vergangenheit zu machen. Einmal abgesehen von der Sorge um ihren Zustand, fehlte sie mir als Freundin. Uns verknüpfte ein Band, das ich unmöglich durchtrennen konnte, egal wie vernünftig es erschien. Ein wenig Trotz war auch mit im Spiel, denn wenn Sam seinen Freund Kastor traf, warum sollte ich Shirin dann nicht wenigstens ein letztes Mal sehen, um mich von ihr zu verabschieden? Wenn ich die Chance hätte, würde ich ihr gern sagen, wie sehr ich sie mochte, dass Sams und meine Entscheidung gegen die Sphäre nichts mit ihr zu tun hatte und dass ich sie nicht vergessen würde.
    Der Schmerz wurde schlimmer, während der Nachmittag mit Sam verblasste. Es fühlte sich an, als würde ich in zwei Teile brechen. Vorsichtig massierte ich mein Brustbein, obwohl es sich garantiert um kein körperliches Leiden handelte. Auch wenn es schwerfiel, ich musste mir eingestehen, dass ich den geraden Weg, den Sam aus gutem Grund von mir erwartete, nicht nehmen konnte. Jedenfalls nicht, wenn es um Shirin ging. Ich musste sie noch einmal sehen, ansonsten würde es mich zerreißen.
    Plötzlich betrachtete ich die Zeichnung mit einem völlig neuen Interesse.
    Der Schatten gehörte zwar der Vergangenheit an, aber es war mir schon einmal gelungen, über seine Markierungen in ihrer Aura eine Verbindung zu Shirin herzustellen. Damals hatte ich einen Blick in ihre Vergangenheit geworfen. Vielleicht gelang es mir heute herauszufinden,

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