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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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mich genommen. Deine zerfetzte Jeans habe ich allerdings dem Mülleimer übergeben, die stand fast vor Blut.« Ranuken schob den überlangen Ärmel seines Sweatshirts zurück und nahm die Schiene ab. Dankbar ließ ich sie mir geben, ich hatte sie vermisst. »Bind das gute Stück ordentlich fest, für den Fall, dass du nach dem Gespräch beschließen solltest, ganz spontan in die Sphäre wechseln zu müssen.«
    »Und was machst du in der Zwischenzeit, Zwergnase?« Offenbar fühlte Rufus sich ausgeschlossen.
    »Mucke hören.«
    Ich konnte sehen, wie es in Rufus arbeitete: den unberechenbaren Ranuken in seinem Baby zurücklassen oder einen Konkurrenten um meine Aufmerksamkeit mitschleppen? Rufus entschied, dass sein Auto was abkonnte. »Meinetwegen bleib im Wagen. Aber falls du an irgendwelchen Knöpfen herumspielst und durch Zufall den Selbstzerstörer auslöst, dann bist du dran, du Zappelheinz auf Speed.«
    »Was für eine Drohung, ich mache mir vor Angst gleich in die Hose.« Zum Beweis seiner Tollkühnheit kletterte Ranuken auf den Fahrersitz und fing gleich an, die Radiosender zu verstellen.
    Rufus lehnte sich durch das offene Fenster und haute ihm auf die Finger. »Das solltest du auch, ich bin nämlich der Sohn von dem Mann, vor dem du mächtig Schiss hast.«
    »Spiel dich mal nicht so auf«, sagte Ranuken, dann kurbelte er rotzfrech das Fenster hoch.
    Gerade noch im letzten Augenblick zog Rufus seinen Kopf zurück. »Alter, das war’s. Raus aus meiner Karre!«
    Ich ignorierte die beiden Streithähne und schleppte mich stattdessen zum Hauseingang. Unterwegs holte Rufus mich ein und schloss die Tür auf.
    »Irgendeinen Plan, wie du das angehen willst?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Fein. Ich auch nicht. Na, das wird vielleicht ein Spaß.«
    ∞∞
    Reza und Daniel Levander saßen am Esstisch, das Licht der Deckenlampe malte tiefe Schatten auf ihre Gesichter. Es brauchte ein paar Sekunden, bis sie uns bemerkten. Reza drehte sich wie in Zeitlupe um, die Augen gerötet und verquollen. Auf ihrem Schoß saß Pingpong, deren Schnurren das einzige Geräusch im Raum war.
    »Sam, du bist ja wieder auf den Beinen. Das ist doch viel zu früh.«
    Rezas Stimme war dünn, als fehlte ihr die Kraft, die Worte auszusprechen. Als fehlte ihr die Kraft, sich überhaupt aufrecht zu halten. Trotzdem stand sie auf und umarmte mich. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nicht so mies und verloren gefühlt wie jetzt, da Rezas Arme um mich lagen. Als wäre ich ein schmerzlich vermisstes Familienmitglied. Allerdings eins, dass sich gleich als pechschwarzes Schaf outen würde.
    Auch Daniel Levander war aufgestanden und ging zur Kaffeemaschine. »Sieht ganz so aus, als könnten wir alle eine Dosis Koffein vertragen.«
    Ich nahm den Becher entgegen, und obwohl der Kaffeeduft mich lockte, brachte ich es nicht über mich, auch nur einen Schluck davon zu nehmen. Dafür ließ ich mich von Daniel Levander auf einen Stuhl manövrieren, denn ich wankte schon wieder verdächtig.
    »Wenn du mich fragst, hast du dich viel zu früh selbst aus dem Krankenhaus entlassen«, stellte er fest. »Von der nächtlichen Uhrzeit einmal abgesehen, kann ich mir unter keinen Umständen vorstellen, dass irgendein Arzt das erlaubt hat. Du siehst aus wie der Tod auf Reisen.«
    »Sie aber auch, Herr Levander.«
    »Nicht ohne Grund«, sagte Reza, die dicht neben Rufus stand, der den Arm um ihre Schultern gelegt hatte. »Sie haben die Bergungsarbeiten vor ein paar Stunden eingestellt. Unter den Trümmern liegt niemand, sagen sie. Keine Mila, keine Lena. Die beiden Mädchen sind spurlos verschwunden, wie das Feuer, das an diesem Ort gebrannt hat. Kannst du uns das erklären?«
    Ja und nein. Ich presste meine Handballen gegen meine Augenlider, bis weiße Sterne aufblitzten. Dadurch wurde wenigstens der Druck hinter meiner Stirn gemildert. »Ich weiß leider nicht, wo Mila und Lena stecken«, gab ich zu.
    Bevor ich fortfahren konnte, fiel Daniel Levander mir ins Wort. »Eine Sache solltest du unbedingt wissen, bevor wir über diese Angelegenheit reden: Reza und ich, wir haben neben deinem Bett gestanden, als dein Körper gegen das Fieber angegangen ist. Und das hat er im wahrsten Sinn des Wortes getan. Verstehst du? Wir haben das Licht gesehen, das dich umhüllte und den Brand in deinem Inneren niedergekämpft hat. Feuer bekämpft man am besten mit Feuer, heißt es. Und genau das hat dein Körper, oder was auch immer es war, getan. Du hast geleuchtet, hell wie ein

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