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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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während sein Hund, ein schwarzer Schäferhundmischling, mich hinter einem Schutthaufen stellte. Anstatt jedoch anzuschlagen, beschnüffelte er mich schwanzwedelnd.
    »Na, du. Falls du auf der Suche nach einer passenden Wade zum Reinbeißen bist, muss ich dich leider enttäuschen. Ich schmecke nicht halb so gut, wie ich offenbar rieche.«
    Der Hund legte den Kopf schief, und ich hätte meine Schwingen darauf verwettet, dass ihm eine passende Entgegnung auf der Zunge lag. Ich sank in die Knie und kraulte ihn hinter den Ohren, eine freundliche Geste, die uns beiden im kalten Dunst des anbrechenden Tages wohltat. Plötzlich spannte der Hund seine Muskeln an, gefolgt von einem leisen Knurren. Dann hörte ich die Schritte auf dem knirschenden Grund ebenfalls. Jemand hatte die Absperrbänder passiert und schlug sich abseits der Straße zum Hallengelände durch. Ich bedeutete dem Hund, still zu sein, und blieb in Deckung. Schon kurz darauf ertönte die Stimme von Joffe Kraachten, der offenbar ein Gespräch mit seinem Handy führte.
    »… was soll’s, dann sind die Kopien vom Krankenbericht eben nicht vollständig, es musste halt schnell gehen. Aus den Seiten, die wir haben, kann man doch ganz klar rauslesen, dass mit dem Bristol-Jungen irgendwas nicht koscher ist.« Kraachten legte eine Pause ein. »Einverstanden, man kann es nicht klar rauslesen, aber ableiten. Und das reicht zusammen mit dem Foto, auf dem er glüht. Jetzt hören Sie aber auf, das Foto sieht überhaupt nicht aus wie eine 1-a-Fälschung. Der Kerl brennt , ungelogen.« Pause. »Leuchten oder brennen, das ist doch Wortklauberei. Diese Halle ist von einem Feuer zerstört worden, von dem keine Spur zu entdecken ist, und dieser Bengel brennt, ohne zu verbrennen. Wie groß, verfluchter Dreck, muss eine Story sein, damit euer tolles Blatt sie druckt? Alle anderen Zeitungen werden sie mir jedenfalls aus den Händen reißen. Wenn ihr also nicht wollt …« Kraachtens pfeifender Atem verriet seine Aufregung, während er der Antwort lauschte, dann folgte ein Lachen. »Wusste ich doch, dass Sie es bringen wollen. Und diesen letzten Beweis bekomme ich auch noch. Mehrere der Partygäste haben ausgesagt, dass sie Samuel Bristol auf dem Hallendach mit einem Schwert in der Hand gesehen haben. Mit einem Schwert! Der Kerl ist genauso verrückt wie sein Vater oder noch besser: Er ist der Highlander. Sie wissen schon, dieser alte Fantasy-Film. Kennen Sie nicht? Egal. Jedenfalls wurde der Bengel nur mit einer Hose und dieser seltsamen Lederschiene bekleidet ins Krankenhaus eingeliefert. Ich sehe zu, ob ich dieses Schwert nicht finde. Vertrauen Sie mir, okay?«
    Vertrauen – eine Spezialität von Joffe Kraachten.
    Langsam richtete ich mich so weit hinter dem Schutthaufen auf, dass ich den Hund weiterhin am Halsband festhalten konnte. Der wollte sich nämlich nur allzu gern des Eindringlings annehmen. Kraachten steckte sein Handy in die Jackentasche und klemmte sich einen länglichen Gegenstand unter den Arm, den er in Packpapier eingeschlagen hatte. Er warf einen Blick auf den Wohnwagen des Wachmanns, dann huschte er zum Trümmerhaufen, der vor der Halle lag. Dort packte er den Gegenstand aus und wollte ihn gerade im Geröll positionieren, als ich ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Schauen Sie, Herr Wachmann, was ich gefunden habe«, brachte er gerade noch hervor, dann begriff er, dass ich keineswegs der Herr Wachmann war. »Samuel, so ein Zufall.«
    »Moin, Herr Kraachten.« Ich grinste ihn an. »Kann ich mir mal Ihr Handy leihen?«
    »Mein Handy?« Kraachten hockte stocksteif da, also griff ich selbst in seine Jackentasche, holte das Gerät hervor und wählte die Wahlwiederholung.
    »›Norddeutsches Tagesblatt‹, Fabian Bleicher am Apparat«, begrüßte mich eine männliche Stimme.
    »Hallo, Herr Bleicher, ich bin Samuel Bristol. Sie wissen schon, der brennende Junge aus St. Martin.« Kraachten versuchte aufzustehen und nach dem Handy zu langen, doch ich drückte ihn so entschlossen nieder, dass er auf seinen Hintern plumpste. »Raten Sie einmal, womit Ihr neuer, investigativer Journalist gerade beschäftigt ist.«
    Ich konnte regelrecht hören, wie es hinter Fabian Bleichers Stirn ratterte. »Samuel – ich darf Sie doch Samuel nennen? Herr Kraachten arbeitet keineswegs in unserem Auftrag, das wollte ich nur erst einmal rasch klarstellen. Alles, was er macht, macht er auf eigene Verantwortung.«
    Hörte ich da etwa einen Anflug von Panik in der Stimme dieses Herrn

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