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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ebenfalls unter den Trümmerresten liegen musste, hingegen schwieg, schließlich steckte er nicht länger an Milas Hand.
    Unwillkürlich blieb ich stehen, denn etwas veränderte sich in diesem Moment.
    Milas Ring war nicht länger tot, sondern sendete ein Signal aus, wenn auch nur ein schwaches. Ich versuchte, es zu ergründen, doch es entzog sich mir, als fehlte mir der richtige Code, um darauf zuzugreifen. In der letzten Sekunde unterdrückte ich den Impuls, Milas Namen hinauszuschreien. Es wäre auch überflüssig gewesen, denn das Echo, das mich erreichte, ging nicht von ihr aus. Ich wusste genau, wie sie sich anfühlte, kannte den Widerhall, mit dem der Ring mir stets verraten hatte, wo sie war und wie es ihr ging. Nun fühlte sich das Echo fremd und vertraut zugleich an.
    Ich betrat gerade die Haupthalle, als ich meine Erklärung fand: Auf einem der verbogenen Stahlträger, die von der Decke heruntergekommen waren, saß Asami mit würdevoll geöffneten Schwingen. Mehr denn je sah er aus wie ein Engel der Apokalypse, und ich biss mir auf die Unterlippe, um ihm das nicht geradewegs auf den Kopf zuzusagen. Ich näherte mich ihm, ohne allzu auffällig auf seine weißen Hände zu starren, die übereinandergelegt auf seinem Schoß ruhten.
    »Falls du in deiner Wächterfunktion hier bist, dann bist du zu spät dran. Die Aschepforte, die an dieser Stelle errichtet werden sollte, ist für immer geschlossen.«
    »Ich weiß. Der Gewaltakt, mit dem sie vernichtet wurde, war bis in die Sphäre hinein spürbar. Eine Pforte schließt sich stets auf beiden Seiten, Samuel. Die meisten Schattenschwingen hatten vermutlich keine Ahnung, was sich hinter der Erschütterung verbarg, aber uns Wächtern blieb es nicht verborgen. »
    Und wieder was gelernt.
    »Weißt du, ob jemand durch die Pforte in die Sphäre gelangt ist, bevor sie zerstört wurde?«
    Asami senkte den Blick.
    Er wusste es also nicht, und das setzte ihm zu. Es brachte Schande über ihn, den Ersten Wächter. Aber nicht einmal ansatzweise so sehr wie über mich.
    »Warum hat Kastor Nikolai gegenüber eine solche Brutalität an den Tag gelegt?«, fragte Asami nach einer Weile.
    Verständnislos kräuselte ich die Stirn.
    »Es war doch Kastor, der die Aschepforte geschlossen hat, richtig? Er war Nikolais engster Freund, mehr noch: sein Bruder. Ihre Pforten waren miteinander verwandt … Kastor konnte unmöglich glauben, dass er einen solchen Verstoß gegen die Regeln überstehen würde.« Eindringlich sah Asami mich an. »Für ein wenig Hilfe wäre ich dankbar, ich versuche nämlich zu verstehen, was Kastor dazu angetrieben hat, jemanden, den er geliebt hat, und sich selbst zu töten.«
    Mit einem Mal begriff ich, dass Asami nach wie vor keine Ahnung davon hatte, wer sich Nikolais äußerer Hülle bemächtigt hatte. Natürlich sah es für ihn aus, als hätte Kastor einen Mord an seinem Freund begangen. Für jemanden wie Asami musste sich hinter einer solchen Tat etwas verbergen, das aus verletzten Gefühlen geschah. Ich würde ihn aufklären müssen, doch zuvor wollte ich mir selbst Klarheit verschaffen. Möglichst gleichgültig betrachtete ich seine elegant aufeinandergelegten Hände.
    »Warum Kastor das getan hat, ist schwierig zu erklären … lass uns ein paar Schritte gehen.«
    Ich reichte Asami eine Hand, um ihn hochzuziehen, und er nahm das Angebot an. Dabei sah ich den Bernsteinring an seinem Ringfinger aufleuchten.
    Er trug wahrhaftig Milas Ring!
    Zu wütend, um nur einen Laut hervorzubringen, griff ich nach dem Schmuckstück und versuchte es mit Gewalt abzustreifen, was Asami, ohne mit der Wimper zu zucken, geschehen ließ. Doch mein Zerren und Fluchen half nichts – der schmale Reif saß felsenfest, genau wie zuvor bei Mila. Ich spürte, wie in mir der Wunsch aufkam, Asami wenn nötig mit Gewalt dazu zu bringen, den Ring zurückzugeben, und setzte einige Schritte zurück. So weit durfte und wollte ich nicht gehen.
    Mit einem Mal wurde mir schwarz vor Augen und meine Knie drohten nachzugeben. Die kurze Attacke hatte wohl meine spärlichen Kraftreserven aufgebraucht. Bevor ich jedoch vollends das Gleichgewicht verlor, floss wieder Kraft durch meinen Körper, ein warmer frischer Fluss, dessen Quelle sich in meinem Ring befand. Es war Asamis Kraft, die mich aufbaute und die er mir ungefragt überließ.
    Seiner Hilfe zum Trotz sah ich ihn vorwurfsvoll an. »Du weißt genau, was dieser Ring für mich bedeutet. Wie konntest du ihn an deine Hand stecken?«
    »Ich habe

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