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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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kommst du jetzt darauf?«
    »Nur so.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir sollten lieber nicht über die Mächtigen reden.«
    »Warum nicht?«, rief Evelyn aus. »Warum haben alle so eine Angst vor ihnen?«
    »Besser ist es. Ich habe mal von einem Metamorph gehört, der mit einer Mächtigen einen Deal eingegangen war. Sie soll ihm seine Seele entrissen und ihm stattdessen einen Dämon eingepflanzt haben.«
    »Gruselig«, höhnte Evelyn. »Erzähl mir die Geschichte unbedingt beim nächsten Lagerfeuer. Was weißt du konkret über die Hexen?«
    »Das war’s auch schon. Aber …« Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu. »Ich kann mich umhören, wenn du magst.«
    Sie spürte, wie viel Überwindung es ihn kostete, und wusste auch, warum er es trotzdem anbot. Eine Wiedergutmachung, die ihm eine neue Hoffnung auf ihre Gunst gab. Sie verfluchte sich für ihr falsches Spiel, lächelte aber und strich ihm über den verbundenen Arm. »Das wäre prima. Du glaubst gar nicht, wie wichtig mir das ist!«
    Wegen der unzähligen Staus - das schlechte Wetter hatte die Hamburger Fahrer wohl zu stark aus dem Konzept gebracht - kamen sie erst kurz nach Mittag in St. Pauli an. Kilian fand keinen Parkplatz vor Linneas
Haus, und bis sie schließlich dort ankamen, waren sie bis auf die Knochen durchnässt. Zu Evelyns Erleichterung war Akash im Wagen geblieben. Im Gegensatz zu seinem Herrchen wusste er den Todeskuss von vorhin richtig zu deuten.
    Linneas Haus hatte sich Evelyn als eine Festung vorgestellt, einen Adelssitz, der einer Königin würdig war. Zu ihrer Enttäuschung wurde sie in ein Mehrfamilienhaus geführt. Sie steuerte die Treppe nach oben an, doch Kilian dirigierte sie in den Keller.
    »Linnea meinte, sie würde unten auf uns warten. Ich mag es selbst nicht, dort hinzugehen. Deshalb habe ich auch Akash im Auto gelassen, das setzt ihm jedes Mal ziemlich zu.«
    Hinter einer Metalltür führte eine Treppe ins schwarze Nichts. Evelyns Alarmglöckchen meldeten sich, und sie weigerte sich, auch nur einen Schritt weiterzugehen.
    Kilian schien ihre Zweifel bemerkt zu haben. »Dir wird nichts passieren«, versicherte er. »Ich bin bei dir.«
    Der Treppe folgte ein Tunnel, in dem Evelyn sich wie von einem Wurm verschluckt fühlte. Tastend und stolpernd bewegte sie sich vorwärts und umklammerte Kilians Hand. Noch eine Treppe!
    »Ein paar Meter weiter runter, und wir sind in Australien angekommen«, beschwerte sie sich. Obwohl sie nie die Richtung gewechselt hatten, bezweifelte Evelyn, den Weg zurück allein finden zu können. Die glitschigen Wände und die niedrige Decke konnte sie
mit einer Hand befühlen, und es kam ihr vor, als wäre sie lebendig begraben. Sie fröstelte. Die Kleidung umwickelte ihren Körper wie nasse Leichentücher und behinderte ihre Bewegungsfreiheit.
    Endlich sah Evelyn ein Licht, und sie wurde in einen Saal geführt. Hohe Säulen stemmten das kuppelähnliche Gewölbe und verpassten dem Raum einen mittelalterlichen Stil. Es roch nach Verwesung, und Evelyn glaubte ersticktes Stöhnen, Flehen und Schmatzen wahrzunehmen. Spielte ihr Verstand verrückt? Oder waren es Geister, die diese Hallen bewohnten? Inzwischen war sie bereit, alles Mögliche in Betracht zu ziehen.
    Aus einem Durchgang trat Linnea ihnen entgegen, begleitet von zwei Männern und einer Frau. Die Königin mit ihrem Hofstaat. Die Blinde fühlte sich sichtlich wohl in diesen Gemäuern.
    »Schön, dass ihr da seid.« Ihre blasse Hand streichelte Kilian über die Schulter, der Arm schlängelte sich wie eine Schlange um seinen Hals. »Darf ich dich einen kurzen Moment allein sprechen?«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, nahm sie ihn zur Seite. Wie sehr Evelyn sich auch anstrengte, sie konnte kein Wort belauschen. Die beiden Metamorph-Männer und die Frau hielten sich im Schatten zurück, doch sie spürte ihre Blicke auf sich ruhen.
    Kilians Miene verfinsterte sich. Schließlich nickte er und kam zurück. »Evy, es gibt schlechte Neuigkeiten. Ich muss weg - werde woanders gebraucht.«

    »Dann gehe ich mit dir!« Keine Sekunde lang wollte sie mit diesen Leuten allein bleiben.
    Seine Mundwinkel zuckten. »Nein, das ist zu gefährlich. Hier bist du sicher.«
    »Ich kann auf mich aufpassen, glaub mir.« Sie zog das Khukuri aus der Lederscheide, die sie unter ihrem Cardigan trug. Beim Anblick der Waffe rückten die Bewacher der Königin ein Stück auf sie zu, doch Linnea hielt sie mit einer Geste zurück.
    »Ich werde bei dir bleiben«, beharrte Evelyn.
    Wieder

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