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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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von mir?«, rief sie, und das Echo trug ihre Worte weit hinaus.
    »Schrei so viel du willst, meine Liebe. Heute Abend erwarten wir Besuch, und da möchte ich unbedingt, dass man dich hört. Also: nur zu.«

24. Kapitel
    A uf Marias Sofa versuchte Adrián, sich mit einem Buch abzulenken. Da die Metamorphe anscheinend von seiner Wohnung wussten, war er nicht nach Hause gegangen. Mit Wehmut dachte er daran, sich wieder eine neue Bleibe suchen zu müssen, an das Chaos der vielen Kartons und der halb aufgebauten Möbel. Wie auch immer. Es war eine gute Gelegenheit für einen Tapetenwechsel. Bis es so weit war, würde Maria ihm in ihrer Villa Asyl gewähren.
    Die Lady kam wie gerufen. Einem Ninja ähnlich, huschte sie in das Zimmer, passenderweise in den schwarzen Kampfanzug gekleidet. Dieselben freundlichen Töne dominierten auch ihr Make-up: schwarzer Lidschatten, dick aufgetragene Wimperntusche und der Lippenstift mit einem dunkelblauen Stich.
    Die Gran Princesa wirkte erstaunlich frisch und ausgeruht, vermutlich gerade erst genährt. Sie beugte sich hinter Adrián über das Sofa, indem sie ihn fast umarmte, und schlug das Buch in seinen Händen zu.
    »›Pflege und Aufzucht von Kaninchen‹«, las sie den Titel. »Also kümmerst du dich um Fridolin? Wie rührend.«

    »Das Tier beißt mich ständig.« Er schlug den Ratgeber wieder auf, um ein Eselsohr an der gelesenen Stelle zu machen.
    Maria haute ihm auf die Finger. »Pfui, so etwas wird in meinem Haus nicht geduldet. Und nun mach dich flott, es ist Zeit zu gehen.«
    Adrián nickte und legte das Buch beiseite. Als er in der Tür stand, spürte er Maria dicht hinter sich.
    »Wir werden alles versuchen, um sie da rauszuholen«, sagte sie. »Das verspreche ich dir.«
    »Ich danke Euch«, erwiderte er, ohne sich umzudrehen.
    »Versprichst du mir im Gegenzug, keine Dummheiten anzustellen?«
    »Tu ich doch nie.«
    »Nein. Du nicht.« Sie verwuschelte ihm das Haar und kicherte wie ein kleines Mädchen. Solche Operationen machten sie auf eine seltsame Weise high.
    In seinem Zimmer zog er sich um: einen dunkelblauen Pullover, eine bequeme Hose mit vielen Taschen, in denen er Ersatzmagazine für seine beiden Pistolen und eine Taschenlampe verteilte. Wie die meisten seiner Gattung verzichtete er auf die Schutzweste, die ihm zwar einige Unannehmlichkeiten ersparen konnte, die aber genauso verpönt war wie Schwimmflügel für einen harten Kerl im Erlebnisbad. Schließlich legte er das Schulterhalfter um, prüfte seine Pistolen, verstaute ein Messer und eine Reservepistole. Eine leichte Lederjacke vollendete das
Outfit und verdeckte das Waffenarsenal vor neugierigen Blicken.
    Maria klopfte an. »Hey, musst du noch dein Haar waschen, föhnen und legen, oder warum dauert es so lange?«
    Adrián trat heraus. »Nein, mir ist bloß eingefallen, dass wir ungebeten erscheinen und nicht einmal eine Torte mitbringen.« Grinsend bot er ihr den Arm. »Wollen wir, Vuestra Alteza ?«
    Sie hakte sich bei ihm unter. »Mit Vergnügen, mi caballero .«
    Über die Stadt senkte sich die Dämmerung und wog sie in den Schlaf, während der Regen sein Gute-Nacht-Lied rauschte. Die Scheibenwischer rissen die Wasserfluten auseinander. Adrián beobachtete die Laternen, die im Regenschleier an ihm vorbeizogen. Alles oder nichts, versprach er sich. Ohne Evelyn würde er nicht zurückkehren.
    Maria schien seine Gedanken erraten zu haben. »Ich weiß, wie du dich fühlst. Egal, was heute Nacht passiert, bringe die anderen nicht in Gefahr. Du bist der Teamleiter, sie verlassen sich darauf, dass du sie unbeschadet aus den Katakomben wieder rausbringst.«
    Er schwieg. Die widersprüchlichen Gefühle kämpften in ihm um die Oberhand. Einerseits die Verpflichtungen gegenüber seinem Team, andererseits Evelyn, die er nicht länger in Gefangenschaft der Metamorphe lassen konnte. So fragte er sich, was ihm diese
Nacht wohl bringen würde und ob es eine nächste für ihn gäbe.
    Maria widmete ihre Aufmerksamkeit der Straße, und so unterbrach nur das Schaben der Scheibenwischer die Stille.
    Am Treffpunkt hatten sich bereits die anderen Nachzehrer versammelt - ein beachtlicher Trupp aus Nachtwesen. Jeder von ihnen war aus freien Stücken gekommen. Dunkel angezogen und bewaffnet ragten die Silhouetten in die Nacht: über zwanzig Männer und Frauen, einige mit dem Aussehen von Teenagern. Ein zufälliger Passant hätte bei diesem Anblick das Weite gesucht, in der festen Überzeugung, die russische Mafia mache einen

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