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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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begann Kilian langsam, dann immer schneller zu reiten. Ein Tropfen Schweiß rann ihr Rückgrat hinunter. Ihr wurde heiß, als leckten Flammenzungen ihre Haut. Bilder explodierten in ihrem Verstand, sie sah Gesichter und Orte, die sich um sie herum in einem wilden Durcheinander drehten und
sie mit sich fortrissen. Immer mehr steigerte sie sich in das irre Gefühl.
    Leben - nur für sich allein.
    Lieben - nur für die eigene Befriedigung.
    Sie fieberte der Ekstase entgegen. Endlich ereilte sie die Erlösung. Ihr Unterleib zuckte, dann verebbte das Pochen. Erschöpft sank sie neben Kilian auf den kalten Boden, schwer atmend und auf eine seltsame Weise beseelt.
    Auch er kam zu sich, rollte sich auf sie und stützte sich mit den Ellbogen ab. »Du …«
    »Schweig«, bat sie ihn mit der ganzen Zärtlichkeit, zu der sie noch fähig war. Mit beiden Händen umschloss sie seinen Kopf und drehte ihn mit einem Ruck zur Seite. Es knirschte und knackte - eine wohlige Melodie für ihr Gemüt -, dann fiel sein schwerer Körper auf sie.
    »Träume süß«, flüsterte sie in sein Ohr und fuhr ihm durchs Haar. Akash jaulte auf und stürzte ihr entgegen. Sie hob eine Hand. Ihr Geist befahl ihm: Halt. Der Hund verharrte, wenige Schritte von ihr entfernt. Er winselte, zog den Schwanz ein und schoss mit einem markerschütternden Heulen aus der Tür.
     
    »Kilian!«
    Evelyn wachte auf, bebend und schweißgebadet, die Hände in die Matratze gekrallt. Hatte sie geträumt? Oder war es … eine Vision?
    »Nein. Nein, nein, nein, nein.« Sie sprang auf die
Beine, schwankte und musste sich an der Wand festhalten.
    »Kilian! Kilian, sag bitte etwas!«, rief sie in die Dunkelheit, während sie sich zur Tür vortastete.
    Die Klinke - herunterdrücken. Ein Quietschen ertönte, ein Spalt öffnete sich. Wo war der Lichtschalter? Da.
    Das Licht flutete den Raum, und für einen Moment konnte sie kaum etwas sehen. Als ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, entdeckte sie Kilian. Sein nackter Körper lag mitten im Zimmer, der Kopf unnatürlich verdreht. Die glasigen Augen starrten das Bein des Sofas an. Unter seinem Becken glänzte eine Pfütze - seine Blase hatte sich entleert, und der Uringeruch schwängerte die Luft.
    Neben ihm - das tote Kätzchen.
    Ein spitzer Schrei ertönte, und erst ein paar Herzschläge darauf begriff Evelyn, dass sie es war, die geschrien hatte. Sie lief zu ihm, sank neben ihm nieder und rüttelte an seiner Schulter. »Kilian, hörst du mich?«
    Sie suchte nach seinem Puls. Noch wehrte sie sich gegen den Gedanken, doch die Gewissheit breitete sich in ihr aus wie Gift und lähmte ihren Körper. Sie sank über ihm zusammen. »Wieso? Was soll ich jetzt ohne dich tun? Mein Gott, Akash, warum hast du ihn nicht beschützt?«
    Der Hund war nicht da.
    Noch einmal tastete sie nach dem Puls, drehte den
leblosen Körper auf den Rücken, beatmete ihn und schlug gegen seinen Brustkorb. »Bitte, Kilian, verlass mich nicht! Wach auf, ich brauche dich!« Es war sinnlos, das wusste sie, aber sie wollte nicht aufgeben, sich der Wahrheit nicht stellen. Stummes Weinen drohte ihre Kehle zu zerquetschen. Sie schrie, aber es brachte keine Erleichterung.
    Erst nach einer Weile kam Evelyn wieder zu Sinnen. Ihr Blick fiel auf den Tisch. Noch lag der Schlüsselbund da.
    »Du hast einen Fehler gemacht, Linnea«, sagte sie tonlos. »Du hättest mich gleich umbringen sollen, solange ich hier geschlafen habe.«
    Der schwarze Nebel kroch auf sie zu. Ohne Regung beobachtete sie die Schwaden, die nach ihr gierten.
    Sie erhob sich, nahm die Schlüssel vom Tisch und machte einen Schritt in das wabernde Schwarz.

27. Kapitel
    D u bist die Schwarze
    Dein Körper ist der Himmel der Nacht
    Deine Augen sind das Licht der Sterne
    Du bist die Schöpferin und Vernichterin der Zeit
    Die Schöpfung ist dein Traum
    Das Flüstern wiegte sie. Es kam von überallher und schmeichelte ihren Ohren, bis sie das Gefühl erlangte, mit dem Raunen durch das Universum zu gleiten. Tausende von Fingern gierten danach, sie zu berühren. Es erregte ihre Sinne. Die Schattenwesen drängten sich um sie, ersuchten ihre Gnade, bereit, jeden ihrer Wünsche zu erfüllen.
    Wir sind hier, um dir zu dienen , lockten sie Evelyn mit sich.
    Sie gab sich der Dunkelheit hin, ließ sich von ihr ausfüllen, saugte sie mit jeder Pore in sich hinein. Die Schatten drangen unter ihre Haut. Die feinen Muster krochen ihre Arme entlang und zerliefen wie Tinte im Wasser. Alle Gefühle verloren sich in der Ferne, und

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