Schattenseelen Roman
beobachtete, wie er atmete. Sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig, die Lippen standen offen. Unter den angeschwollenen Lidern bewegten sich die Augäpfel. Kilian stöhnte auf und drehte sich auf die Seite, wobei er fast vom Sofa fiel. Seine Hand hing schlaff herunter und berührte den Boden.
Unter dem Tisch leuchteten zwei gelbe Augen auf. Akash. Ein warnendes Grollen ertönte. Nur mit einem Blick befahl sie dem Tier Ruhe, und es gehorchte, weil es gehorchen musste. Niemand, der ihre Macht zu spüren bekam, wagte sie anzugreifen. Niemand, außer das Kätzchen. Das Kleine, das auf der Sofalehne über Kilian schlief, buckelte und fauchte sie an. Sie
beachtete es nicht, es war kein Seelentier. Was konnte es ihr schon anhaben?
Doch der Pelzball sprang sie mit ausgefahrenen Krallen an. Fast tat er ihr leid. So ein dummes Ding aber auch! Sie packte ihn am Hals. Mit einem leichten Druck von zwei Fingern brach sie ihm die Wirbelsäule. Schlaff blieb der kleine Körper in ihrer Hand liegen.
Sie warf den Kadaver achtlos beiseite und ließ sich neben das Sofa sinken. Ihr Zeigefinger strich Kilian über die Nase. Er warf den Kopf von einer Seite zur anderen, murmelte etwas, was sich nach ›Nein‹ und ›Evelyn‹ anhörte. Flehend, schmerzlich, mit einem Hauch von Hoffnung.
»Schsch.« Mit der Hand verschloss sie seinen Mund. »Nicht doch, nicht doch. Mein lieber gefallener Engel. Mein armer Judas.«
Sie lehnte den Kopf an seine Brust. Gleichmäßig und stark erklang sein Herzschlag und drang ihr bis ins Mark, als rüttele ein Erdbeben an dem Fundament ihrer Mauern, die sie um sich errichtet hatte. Tiefes Begehren, ihn zu besitzen, die Herrin über seine Leidenschaft zu werden, entfachte sich in ihr. Sie grub die Finger in sein Fleisch, reckte sich und zog die Nägel über seine Haut. Er stöhnte lauter. Die Lust ließ ihren Unterleib pochen.
»Was träumst du, mein tief gesunkener Held? Von verlorenen Schlachten? Von unerfüllten Hoffnungen? Von vergeudetem Leben?« Sie packte ihn fester, die
Nägel rissen an seinen Schultern. Es erregte sie, ihm Schmerzen zu bereiten.
Seine Lider flackerten. Er wachte auf. »Was …«
Sie versiegelte seinen Mund mit einem Kuss und spürte, wie er verharrte. Überrumpelt, verängstigt gar. Mit der Zunge forderte sie den Weg in seinen Mund und liebkoste seinen Gaumen. Er keuchte, dann gab er den Kampf auf. Als sie von ihm abließ, machte er keine Anstalten mehr, etwas zu sagen.
Sie strich ihm das Haar aus dem Gesicht. »Du weißt, warum ich hier bin. Ich wünschte mir, es wäre anders gekommen.«
Er verstand. Entsetzen zeichnete seine Züge.
»Aber nein, du musst keine Angst haben. Das verspreche ich dir.«
Wieder küsste sie ihn. Stürmisch und lüstern. Je mehr sie sich ihrer Ekstase hingab, desto schwerer fiel es ihr, sich zurückzuhalten. Ihre Begierde durchbrach alle Schranken. Das Pochen in ihr verwandelte sich in ein Trommelfeuer. Sie packte Kilians Kopf und biss in seine Unterlippe. Er schrie auf. Sie schmeckte Blut. Kilian bäumte sich auf, wehrte sich gegen ihren Ansturm, doch sie drückte ihn nieder und küsste ihn so lange, bis er fast erstickte. Als sie zurückwich, rang er nach Atem. Sie packte ihn an den Schultern und zog ihn zu sich auf den Boden. Noch bevor er sich versah, bestieg sie ihn und beugte sich über ihn.
Erneut wollte er sich befreien, stöhnte und wand sich unter ihr und verlor dadurch nur noch mehr Kraft.
»Beruhige dich«, flüsterte sie. »Mach es mir nicht schwerer, als es schon ist.«
»Nein … Bitte nicht …« Seine Augen beschworen sie, flehten um Gnade. Natürlich wusste er, was ihn erwartete.
»Schweig. Versuch es zu genießen.«
»Nein … nicht so … bitte …«
Sie schmiegte sich an ihn. »Riech mich und sei mein.« Sie vergrub die Hand in seinem Haar und drückte sein Gesicht zwischen ihre Brüste. Ihre Körper klebten aneinander. Mit jedem Atemzug, den er machte, schwand sein Wille dahin. Seine Bewegungen wurden schwächer.
»So ist es gut. Braver Junge.« Sie streifte die Boxershorts von seinen Hüften und betrachtete seine Männlichkeit. Der Anblick verwandelte ihr Inneres in Glut. Mit der Hand umschloss sie seine Härte. Ihre Dominanz, ihre Macht über jede Regung seines Körpers beschwingten sie.
Er ächzte. Seine Pupillen weiteten sich und verdeckten fast gänzlich das Grau der Iris.
»Keine Angst«, wisperte sie. »Es wird nicht wehtun.« Ohne sich länger zu beherrschen, ließ sie sich auf ihn sinken und
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