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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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auf. »Kommen Sie.« Er stand auf und öffnete Evelyn galant die Terrassentür.
    Zusammen stiegen sie die Treppe zum Schlafzimmer hinauf. Maria trat heraus. Ihr Gesicht war blass, die Schminke um die Augen und der grelle Lippenstift verschmiert.
    »Wie sieht es aus?«, fragte Conrad.
    »Die Totenstarre hat noch nicht eingesetzt. Ich hoffe, es war nicht zu spät und er wird aufwachen.«
    Evelyn schritt über die Schwelle und stolperte über etwas Weiches. Zu ihren Füßen lagen die Leichen der beiden Jungs, angeschwollen und mit blauschwarzen Beulen im Gesicht und Halsbereich. Einige davon waren aufgeplatzt; Eiter sickerte auf den weißen, flauschigen Teppich.
    Sie hielt sich an der Wand fest, ohne den Blick von den Toten lösen zu können. »Bitte«, flüsterte sie. »Sagt mir, dass die beiden es verdient hatten. Dass sie Abschaum waren, Drogendealer, Diebe … was auch immer!«
    Maria hob die Schultern. »Wir sind weder Richter noch Götter, um das zu entscheiden. Ein Löwe fragt auch nicht die Antilope, ob sie schlechtes Gras gefressen oder jemanden niedergetrampelt hat. Er reißt das schwächste Glied der Kette. Du musst lernen, das zu akzeptieren. Oder du wirst verhungern.«

7. Kapitel
    K ilian holte aus dem Kühlschrank ein Bier und drückte sich die Flasche an die Schläfe. Am Küchentisch tastete er nach dem Stuhl. Zum wiederholten Mal fragte er sich, ob die geistige Verschmelzung mit dem Seelentier den anderen seiner Art genauso schwerfiel. Darüber zu reden gehörte sich nicht - niemand offenbarte die eigenen Schwächen, auch nicht innerhalb der Gemeinschaft. Womöglich lag das Problem nicht an ihm, sondern an der Häufigkeit der Verwandlung, die in der letzten Zeit besonders zunahm. Deren Nebenwirkungen bekam er deutlich zu spüren - Schwindelanfälle, Depressionen und Aggressivität, die ihn immer öfter übermannten. Einen Arzt oder Apotheker konnte er sicherlich nicht um Rat bitten.
    Er verzog die Lippen, verbittert über den eigenen Zynismus. Mit dem Daumen wischte er über das beschlagene Etikett. Alkoholfreies Pils. Kilian musste sich anstrengen, um die Buchstaben lesen zu können, obwohl er eine Brille trug. Er sollte das Bier trinken, bevor er es mit seinem fiebernden Kopf erwärmt hatte. Der Flaschenöffner lag in der Schublade, deren
Vorderplatte an einer losen Schraube hing. Nicht einmal ein Akrobat könnte sie erreichen, ohne dabei aufzustehen. Kilian umschloss den Flaschenhals kräftiger und packte den Deckel mit den Zähnen. Es klackte, und die Kohlensäure zischte. Etwas Schaum stieg aus der Öffnung.
    Kilian spuckte den Deckel auf den Boden. Der Kronenkorken rollte über die Dielen und blieb neben dem gelben Sack liegen, der an der Wand lehnte. Gestern war die Müllabfuhr vorbeigekommen. Den Sack herauszustellen hatte er wieder mal vergessen, und jetzt stank die ganze Bude nach Abfällen.
    Das Bier kühlte seine Kehle und hinterließ einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge. Er schaute zu Akash, der auf der abgewetzten Couch schlief. Außerhalb des Bungalows knarrten die Kiefern und schabten mit den Ästen am Fenster. Kilian fragte sich, wie der Hund bei diesem Lärm schlafen konnte. Er selbst hatte sich noch nicht an sein außergewöhnliches Gehör gewöhnt. Dennoch überlegte er, ob er dem Beispiel seines Freundes folgen und sich aufs Ohr hauen sollte. Der Tag war anstrengend und enttäuschend gewesen, was er nur sich selbst zuzuschreiben hatte.
    So lange hatte er das Biest suchen müssen! Mehrmals hatte Akash die Spur verloren, zumal sein Gegner die Fährte zu verwischen wusste. Kilian hatte vor dem Haus auf der Lauer gelegen, als das Mädchen herausgelaufen war. Evelyn. Sie lebte, noch mehr: Ihr war es tatsächlich gelungen zu fliehen!

    Er verfluchte den Moment, als er sie vor sich gesehen und begriffen hatte, dass es keinen Weg zurück geben würde. Nicht für ihn. Nicht für seine Gefühle zu ihr. Ihr Duft benebelte seine Sinne, machte ihn unzurechnungsfähig, besessen. Dieser Duft löste ein Verlangen nach ihr aus, das nicht gestillt werden konnte; die Sehnsucht nach dem Augenblick des vollkommenen Glücks, auch wenn es ihm danach genommen werden würde. Eine Beziehung mit einer Menschenfrau wurde immer bestraft. Wie bei Sebastian …
    Seine Hand krampfte sich um die Flasche, und seine Augen brannten, unfähig, Tränen zu vergießen. Er stöhnte. Nur einen Griff entfernt stand die Tasse, die er aus dem Krankenhaus mitgenommen hatte, und verströmte Evelyns Duft. Kilian brauchte ihn

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