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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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ihm die Hand entgegen. Das Tier kletterte am Jeansstoff des Ärmels hoch und machte es sich auf seiner Schulter gemütlich. Kilian schmunzelte und krauelte den Pelzball unter dem Mäulchen. »Fall bloß nicht herunter, okay?«
    Er pfiff Akash herbei und spazierte die Auffahrt entlang. Der Hund tobte um ihn herum, lief vor, um dann in großen Sprüngen zurückzukehren. In seinem Pelz hingen Blätter und Grashalme, das durchnässte Fell stand ab und bescherte ihm einen nahezu tollwütigen Ausdruck.

    Die Felder ringsherum hüllten sich allmählich in Nebel, von den nahe liegenden Stallungen wehte der Geruch von Vieh und Mist herbei. Kilian hasste Dörfer. Sie erinnerten ihn an Sebastian und an die Leere, die dieser in ihm hinterlassen hatte. Manchmal fragte er sich, ob er oder Johannes etwas falsch gemacht hatten. Ob es ihre Schuld war. Und obwohl er die Frage jedes Mal verneinte, gelang es ihm nicht, sein Gewissen zu überzeugen.
    Nach einer Wegbiegung kam Kilian zum Hof. Unter der Treppe lugte ein zotteliger Hund hervor, der sich bei Akashs Anblick mit eingezogenem Schwanz unter den Stufen verkroch. Kilian klingelte an der Tür.
    Eine Frau Mitte vierzig öffnete ihm. Ihr spitzes Gesicht wirkte ausgedörrt, die Wangenknochen traten deutlich unter der spröden Haut hervor. Die Lippen, von denen sich Hautschichten wie Schuppen abpellten, bildeten eine schmale Linie. Die Frau roch nach gedünstetem Fisch, und Kilian musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht das Weite zu suchen und stattdessen seinen gefälschten Ausweis zu zeigen.
    »Kommissar Ney. Sind Sie Frau Behrens? Helga Behrens?«
    Skeptisch beäugte die Frau das Kätzchen auf seiner Schulter und Akash, der herumschnüffelte. Ein Kommissar, der gleich seinen eigenen Streichelzoo mitbrachte, erweckte nicht gerade Vertrauen. Erst dann steckte sie ihre Nase in das Dokument und quittierte
ihre Zufriedenheit darüber mit einem Nicken. »Warum?«
    »Ich möchte einige Fragen über Evelyn Behrens stellen. Dürfte ich reinkommen?«
    »Nein.« Sie steckte die Füße in die Gummistiefel, die neben der Tür standen, und trat auf ihn zu, womit sie ihn zwang, einige Stufen zurückzustolpern. »Ich bin Gitta, Helgas Schwester. Gehen wir ein Stück.«
    Die Frau zog die Tür hinter sich zu. Aus ihrer Cordhose holte sie eine Schachtel Zigaretten und zündete sich eine an. Dann bot sie das Feuerzeug Kilian an, der es mit einem Kopfschütteln ablehnte und weiter an seiner Zigarette lutschte.
    Zusammen nahmen sie den Weg um das Haus herum zu den Getreidefeldern.
    »Ist Ihre Schwester nicht zu Hause?«, fragte Kilian, als das Schweigen ihm zu lange andauerte.
    »Doch, doch.« Sie stieß den Rauch aus ihren Nasenlöchern hervor. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht die alten Wunden aufreißen würden. Helga hat schon immer Herzprobleme gehabt. Zu viel Aufregung ist nicht gut für sie. Fragen Sie mich, ich erzähle Ihnen alles, was Sie wissen wollen.«
    »Kannten Sie Ihre Nichte gut?«
    Sie fluchte wie ein Bierkutscher und zog die Strickjacke enger um ihre knochigen Schultern. »Ich hoffe, sie steckt in Schwierigkeiten.«
    Kilian tat so, als hätte er die Bemerkung überhört. »Erzählen Sie mir von ihr.« Das Kätzchen krabbelte
auf die andere Schulter, um dem Zigarettenrauch zu entkommen. Hinter ihnen trottete Akash her, die Ohren wachsam aufgestellt.
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    Wann sie gestorben ist, lautete sein erster Gedanke. Stattdessen sagte er: »Alles.«
    Gitta verzog den Mund und schnippte die Asche weg. »Evelyn war ein Dorfflittchen - eine Schande für uns alle. Die arme Helga, und das, nachdem sie diese Göre aus dem Waisenhaus geholt, ihr alles gegeben hatte.«
    Ein Dorfflittchen? Die Worte danach hatte Kilian nicht mehr gehört. Er musste die Frau bitten, es noch einmal zu wiederholen. Das tat sie bereitwillig, betitelte Evelyn als Hure und als ob das nicht ausreichen würde, fügte sie noch ein, zwei Synonyme hinzu.
    Kilian knurrte wie ein Tier; er stieß ein tiefes Grollen aus, das sich in seiner Brust gesammelt hatte und die Kehle hinaufrollte. Alles bebte in ihm vom Drang, seine Auserwählte zu verteidigen und das Schandmaul der Lüge zu bezichtigen. Er musste sich zügeln. Musste sein tierisches Ich bezwingen, wenn er die Frau nicht in Fetzen reißen wollte.
    Erst nach einer Weile fühlte er sich imstande zu sprechen. »Evelyn ist nicht Helgas leibliches Kind?«
    Die Frau schien sein Blackout nicht bemerkt zu haben. »Meine Schwester hat sie

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