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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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bedeckt, auf dem große Steine eine Felsenlandschaft bildeten. In einer Ecke sprudelte ein Springbrunnen, und das Wasser lief in einen kleinen Teich. Kilian hörte Mäuse herumwuseln - die Schlange der Königin bevorzugte aktives Jagen. Kokosmatten für besseres Speichern der
Luftfeuchtigkeit hingen von den Wänden herab. Efeuranken kletterten an den Ästen und in den Zwischenräumen empor. Wärmelampen und ein Vernebler sorgten für authentisches Tropengefühl.
    Kilian entdeckte Linneas Schlange auf einem Ast an der Wand. Das Tier schlängelte sich herunter auf die Schulter ihres Frauchens, sobald dieses Platz unter einer Palme genommen hatte.
    Mit einem Kopfnicken bedeutete Linnea Kilian, sich ebenfalls zu setzen.
    »Wie geht es dir?« Ihr Lispeln rauschte durch seinen Kopf. Er forschte in ihrer Mimik, um herauszufinden, ob sie ihm zürnte. Und fand keine Antwort.
    »Gut«, erwiderte er vorsichtig. Die Blätter einer Palme pieksten seine Wange, und je länger er hier saß, desto schwüler drückte die Luft auf seine Lunge.
    Eine Falte legte sich zwischen Linneas Augenbrauen. »Lüg mich nicht an, Kilian, lüg mich nicht an. Finn hat mir von dem Blutrausch erzählt. Wie lange weißt du es schon?« Sie schien innerlich zu vibrieren. Vor Mitleid? Abscheu? Kilian vermochte es nicht zu erkennen.
    »Gewissheit habe ich seit heute.«
    »Ich habe befürchtet, dass es so weit kommt.« Sie senkte den Blick. Ihre dichten Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen. Ihr Haar hatte die Feuchtigkeit aufgenommen und kräuselte sich um das zierliche Gesicht. »Deine Aggressivität, der Drang zur Abgeschiedenheit, Depressionen … Zum Glück behielt
Finn dich im Auge, sonst hätte ich auch heute noch nichts davon erfahren. Oder?« Jetzt schwang ein Vorwurf in ihren Worten.
    »Ich hätte es dir gesagt. Irgendwann.« Er log, und sie wusste das. Natürlich wusste sie es, denn sie war seine Königin. Es bedarf schon etwas größerer Anstrengungen, sie zu hintergehen.
    Auf einmal beugte sie sich zu ihm und umarmte ihn. »Mein tapferer Junge.« Ihr Hörgerät fiepte, als sie Kilian an sich drückte.
    Von dieser Geste überrumpelt, spannte sich sein Körper an.
    »Was willst du von mir?«, fragte er, als sie ihn wieder freiließ.
    Linneas blinde Augen blitzten auf. »Gib! Nicht! Auf!« Ihre kalte, feuchte Hand berührte seine Wange. »Du bist mein bester Jäger, und ich will dich nicht verlieren. Du kannst gegen die Krankheit ankämpfen.«
    »Um Zeit zu gewinnen?« Es war nicht die Verzweiflung, die er spürte - es war die Hoffnung. Die Hoffnung, die ihm Linnea schenkte, auch wenn es töricht war, daran zu glauben. Und der Gedanke an Evelyn, trotz allem. Er wollte diese Frau, er liebte sie. Liebte sie, als wäre sie seine Königin.
    »Du musst kämpfen! Du kannst die Krankheit besiegen. Zumindest für einige Monate, vielleicht sogar Jahre.«
    Er senkte den Kopf. Er wünschte, sein Leben wäre
wieder unkompliziert und schlüge gewohnte Bahnen ein. Er wünschte, es gäbe keine Evelyn - nur seine Mission und den Trieb, der Gemeinschaft zu dienen. Aber es war nun mal nicht einfach, und das würde es auch niemals sein.
    »In Ordnung«, flüsterte er.
    »Schön. Finn weise ich ein, auf dich achtzugeben. Solltest du in einen Blutrausch fallen, wird er dich aufhalten.«
    »Mich aufhalten? Dieser Grünschnabel?« Den Burschen würde er mit einer Hand entzweibrechen können, und das in normaler Verfassung. Was würde er erst mit ihm anstellen, wenn er einen Anfall bekäme und das Zehnfache seiner Kräfte erlangte?
    »Ein Betäubungsgewehr wird ihm behilflich sein.«
    »Na, ich hoffe, er schießt besser, als er Lüster aufhängt.«
    Eine Ahnung von einem Lächeln huschte über ihre Lippen. »Schone dich. Verbinde dich nicht mit Akash und reg dich nicht auf. Das wird schon helfen, einen Anfall zu vermeiden. Mach dir ein paar ruhige Tage, erhol dich - empfinde es als Urlaub. Du musst deine animalische Seite bezwingen!«
    Urlaub? Ausgerechnet jetzt? Zögernd sprach er das Thema an, das ihm keine Ruhe gab. »Was ist mit der Totenküsserin aus dem Krankenhaus? Du wolltest, dass ich nach ihr suche.«
    »Lass das nicht deine Sorge sein. Vor einigen Tagen habe ich Micaela darauf eingesetzt. Wir ahnten bereits,
dass ein gewisser Hermann Herzhoff Verbindungen zu den Kreaturen pflegt. Unser Verdacht bestätigte sich. Er trifft sich mit Adrián - den kennst du schließlich, nicht wahr? -, und vor kurzem beobachtete Micaela auch diese Frau bei ihm. Sie meinte, es

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