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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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witterte. Warum wehrte sich dieser Kerl so sehr dagegen, seine Königin zu verehren? Kilian hielt inne. Das ist ganz normal, wollte er ihm erklären und musste an Evelyn denken. Das, was Finn beschrieb, spürte jeder Metamorph gegenüber seiner Königin, sonst konnte die Gemeinschaft nicht funktionieren. Weshalb empfand er Ähnliches für Evelyn? Geschah es aus demselben Grund,
aus dem einige seiner Art abtrünnig wurden und einer Menschenfrau nachliefen?
    Wie Sebastian …
    »Geht es dir gut?«
    Kilian nickte zerstreut. »Ja, klar. Kennst du dich mit Vögeln gut aus?« Ihm war es egal, worüber der Typ redete. Sein eigenes Gefühlschaos musste seine Ordnung finden.
    Finn lachte grimmig. »Vögeln kann ich gut, aber was Tiere angeht - da bin ich eine Flasche. Meine einzigen Haustiere waren fünf Guppys. Sie haben bei mir genau drei Wochen überlebt.«
    »Deine Mutter hätte dich als einen Anwärter vorbereiten müssen.«
    »Wo meine Mutter ist, weiß ich nicht. Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen.« Er seufzte. »Euer Leben - ich begreife es nicht. Und ganz ehrlich: Es schreckt mich ab. Ich will nicht für Linnea den Laufburschen spielen, aber wenn sie in der Nähe ist, kann ich nicht anders. Ich habe keinen Willen mehr. Wird es einfacher? Wie kommst du damit klar?«
    Kilian gestand sich ein, dass er nie darüber nachgedacht hatte. Er liebte seine Königin. Jeder Metamorph tat es. Es hatte sich für ihn ganz natürlich angefühlt, Linnea überallhin zu folgen. Bis er Evelyn kennengelernt hatte.
    »Wenn man so spät die Verbindung mit dem Seelentier eingegangen ist - und dazu noch nicht einmal als ein Anwärter vorbereitet wurde -, ist es schwierig,
sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Du wirst schon noch alles begreifen, glaub mir.«
    »Ganz ehrlich, ich bin kein Typ für irgendeine Integration. Nehmt das Federvieh zurück.« Mit dem Kinn deutete er auf den Rotmilan. »Ich gehe lieber zurück und hänge den verdammten Lüster auf. Und das, bevor ich noch auf den Gedanken komme, mich selbst aufzuhängen.«
    »Es gibt kein Zurück mehr.« Seltsam, wie sehr dieser Bursche sich dagegen sträubte. Als gehöre er nicht zu ihnen, nicht einmal nach dem Ritual.
    Finn senkte den Kopf. »Warum habe ich das schon geahnt?«
    Kilian stand auf. »Ich gehe mich duschen«, warf er dem Kerl zu. Warum sollte es ihn interessieren, was diesen Typen beschäftigte? Er selbst hatte genug um die Ohren.
    Finn erhob sich ebenfalls.
    »Was?«, blaffte Kilian. »Hat Linnea dir befohlen, mich auch unter die Dusche zu begleiten? Aber pinkeln darf ich noch ohne Aufsicht, oder?«
    Der Bursche lächelte flüchtig. »Keine Sorge, ich werde dich nicht ausspionieren. Du hast mein Wort. Nur von dem Blutrausch muss ich ihr erzählen, damit sie keine Lunte riecht.«
    Hoffentlich. Denn es gab nur einen auf der ganzen Welt, dem er seine Seele ausschütten und seine Verbindung zu Evelyn beichten konnte. Bloß durfte keiner davon erfahren. Vor allem nicht Linnea.

    Als Finn gegangen war, kostete es Kilian Überwindung, sich unter die Dusche zu stellen. Der Anblick des Wassers löste in ihm Panik aus - ein weiteres Merkmal des sich anbahnenden Wahnsinns. Er wusch sich schnell und flüchtete aus dem Bad, bevor die Angst ihn rasend machen konnte. In einer Schublade fand er eine Ersatzbrille - seine hatte er bei dem nächtlichen Ausflug verloren.
    Das Kätzchen miaute und strich ihm um die Beine. Er stellte dem Kleinen Milch hin und ging aus dem Haus. Akash kam hinter ihm angelaufen, setzte sich vor den Transporter und wedelte mit der Rute.
    »Aus!«, befahl Kilian. »Warte hier auf mich.«
    Sichtlich enttäuscht kehrte der Hund ins Haus zurück. Kilian kaute auf der Unterlippe. Sein siebter Sinn beschwor nichts Gutes herauf.
    Er ließ den Transporter stehen und nahm den Marsch von vier Kilometern in Kauf, um zum nächsten Bahnhof und dann mit der Regionalbahn nach Hamburg zu gelangen. Als er ausgestiegen war, hatte er das Gefühl, von der Großstadtluft erdrückt zu werden. Menschenschweiß, Abgase und Benzin füllten seine Nase aus und ließen seinen Atem stocken.
    Sein Ziel lag in der Nähe des Ortes, an dem er das Totenküsser-Mädchen gestellt hatte. Sogleich wurde er vom Strudel der Menschen mitgerissen. Bald schwirrte ihm der Kopf. Der Lärm und die vielfältigen Gerüche hämmerten auf seine empfindlichen Sinne ein. Mitten im Strom der Menschen wurde ihm abermals
klar, dass er nicht zu diesen Gestalten gehörte, auch wenn er wie einer von ihnen

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