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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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anblickte, strahlten seine Züge Entschlossenheit aus. »Mag sein. Jetzt ist sie meine Königin.«
    Das Gesicht der Frau verfinsterte sich, wurde zu Stein, in den blinden Augen lag Groll. Für einen Moment bekam Evelyn Angst um Kilian, und in ihr erwachte das Bedürfnis, ihn zu beschützen. Als gehörte er ihr, als wäre er ein Kind, das bedroht wurde.
    Dann zuckten die Mundwinkel der Schlangenfrau, und ihre Züge wirkten plötzlich weich und mädchenhaft. »Ich glaube, es ist an der Zeit, die Wahrheit zu offenbaren«, sagte sie. »Ich bin Evelyns Mutter.«

19. Kapitel
    A drián duckte sich, um dem Kandelaber zu entkommen. Die Frau taumelte zurück und schleuderte ihre gusseiserne Waffe nach ihm, die ihn knapp verfehlte und in den Spiegel hinter ihm sauste. Splitter klirrten auf den Boden.
    Wenige Herzschläge lang sahen sie einander an - ein Mädchen und der leibhaftige Tod. Dann fuhr die junge Frau herum und stürmte den Flur entlang zur Treppe.
    Adrián registrierte das kaum. Seine Gedanken drehten sich um Evelyn. Sie brauchte ihn, und er war nicht da. Komm schon, zeig mir, wo du bist! , flehte er, doch sein Ruf verklang im Nirgendwo. Keine Antwort. Und was noch erschreckender war - er fühlte sie nicht mehr. Sie war fort. Unerreichbar. Tot?
    Bitte lass sie nicht sterben.
    Die Vorstellung, sie zu verlieren, jagte ihm einen Schrecken ein. Evelyn war zu unerfahren, um ihr Grab schnell verlassen zu können. Zu gut erinnerte er sich an ihre Angst, die sie ergriffen hatte, als er ihr seine Qualen im Sarg gezeigt hatte. Das in der Realität zu erleben, würde sie nicht verkraften. Er musste sie finden,
und zwar so schnell wie möglich. Vielleicht war es noch nicht zu spät.
    Im oberen Stockwerk polterte etwas, dann hörte er ein schleifendes Geräusch und wie Holzdielen unter einem schweren Gewicht knarrten und ächzten. Nein, zuerst sollte er ein anderes Problem lösen. Die junge Frau hatte ihn gesehen, noch schlimmer: Sie wusste von seiner Natur, nachdem er in ihre Gedanken eingedrungen war.
    In wenigen Sprüngen erklomm er die Treppe. Ein enger Flur mit einem abgetretenen Teppichläufer lag vor ihm, vier Türen führten davon ab. Er stieß die zu seiner Linken auf. Ein Bad.
    Das Mädchen befand sich noch im Haus. Adrián spürte die Lebenskraft, die ihn zu ihr lockte. Sein toter Geist verzehrte sich danach, pulsierte und erweckte Hunger. Die Kleine konnte ihm nicht entfliehen. Einmal von ihrer Energie gekostet, würde er sie auch am anderen Ende der Stadt aufspüren können.
    Die zweite Tür führte zum Schlafzimmer. Die nächste knallte gegen eine massive Truhe. Durch den Spalt erspähte er die junge Frau. Voller Schreck blickten ihm die großen, ausdrucksvollen Augen entgegen, grün wie Smaragde. Lange schwarze Locken, zu einem Pferdeschwanz gebunden, fielen ihr den Rücken herab. Sie hastete zum Fenster und riss es auf. Ohne zu zögern, kletterte sie aus dem Zimmer.
    Adrián versuchte die Tür aufzustoßen und die Kommode zur Seite zu schieben, doch die Stützen hatten
sich in den Holzdielen verkeilt. Er könnte natürlich die Tür und die Kommode mit einem Kraftstoß zur Seite fegen, aber er wollte seine Energie nicht verschwenden. Ein Luftzug brachte ein Knacken von Ästen und ein Keuchen mit sich.
    Adrián hastete die Treppe herunter, stürmte aus dem Haus und sah sich um.
    Die Frau war nicht da. Verdammt! Er durfte sie nicht entkommen lassen. Nicht ohne ihre Erinnerungen zu löschen. Er lief hinaus auf die Straße. Wo war sie? Weit dürfte sie nicht geflohen sein.
    In der Nähe heulte ein Motor auf. Adrián fuhr herum. Ein silberner Sportwagen raste auf ihn zu.
    Als Nächstes hätte er sicherlich die Unterseite des Wagens bewundern und die Reifenspuren von seinem Hemd abkratzen können, wenn seine Instinkte nicht die Steuerung des Körpers übernommen hätten. Er sprang hoch und sah das Auto unter sich vorbeirasen. Hart landete er auf dem Asphalt. Seine Beine knickten um, und er rollte mehrfach um die eigene Achse, bis er am Straßenrand liegen blieb, schwer atmend und der Sonne ausgeliefert. Die Strahlen versengten sein Gesicht und lähmten seinen Körper.
    Los, feuerte er sich an, gib hier keinen sterbenden Schwan ab! Das Russische Staatsballett hat keine freie Stelle ausgeschrieben.
    Je länger er hier verweilte, desto schwerer würde es ihm fallen, sich wieder in Bewegung zu setzen. Die Frau hatte bestimmt die Polizei verständigt. Bald würde
es hier nur so von Beamten wimmeln. Er musste fort, so schnell

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