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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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nicht gerade linderte. Aus den Rissen in den Sitzen lugte das gelbe Schaumstoffpolster. Unter dem Spiegel baumelten zwei verstaubte, ausgeblichene Stoffwürfel. Während der Fahrt spähte Evelyn aus dem Augenwinkel zu ihrem Fahrer, der sich über das Lenkrad beugte und mit zusammengekniffenen Lidern auf den Weg starrte.
    Er bemerkte ihre Blicke, wurde sichtlich nervös und stammelte: »Es tut mir leid für die - mhhh - Unannehmlichkeiten.«
    Evelyn ergriff die Gelegenheit, um mehr zu erfahren. »Wieso hast du mich überfallen?« Mit den Fingerspitzen befühlte sie die Beule an ihrem Kopf. Der Schmerz durchbohrte ihren Schädel, und ihre Hand zuckte zurück. Vielleicht hatte keiner dem Typen gesagt, dass die modernen Neandertaler die Frauen nicht mehr mit einer Keule hauten, um sie an den Haaren in ihren Bau zu schleppen.
    »Du warst in Gefahr. Mir blieb keine Zeit, um dir alles zu erklären. Ich musste dich fortbringen.«
    Skeptisch hob sie eine Augenbraue. »Gefesselt?«

    »Ich war mir nicht sicher, ob du … ob du nicht doch eine von denen bist. Hier im Wald glaubte ich unbeobachtet zu sein, um mich zu vergewissern, wer du bist.«
    Mit anderen Worten, um sie durchzuschnüffeln. Eine sehr romantische Vorstellung von einem Date, keine Frage.
    »Jetzt weißt du es?«
    »Ja.«
    Seine Offenheit überraschte sie. Aber noch mehr überraschte Evelyn, dass sie in seiner Gegenwart anscheinend nach und nach vergaß, unter welchen Umständen sie ihn kennengelernt hatte. Was er ihr angetan hatte. Musste sie sich Sorgen wegen eines akuten Stockholm-Syndroms machen? Gleich zweimal nacheinander eine ähnliche Situation zu erleben, in der sie mit ihrem Entführer sympathisierte, war eindeutig zu viel.
    »Wo ist eigentlich Fridolin?«, wollte sie wissen.
    »Wer?«
    »Mein Kaninchen. Ich hatte ihn bei mir im Käfig gehabt.«
    »Ich fürchte, du warst in diesem Moment meine einzige Sorge.«
    Sie zögerte, bevor sie die nächste Frage stellte: »Was hast du überhaupt vor Hermanns Haus getan?«
    Kilian machte keine Anstalten, etwas zu verschleiern, als lege er es darauf an, sie von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen. »Linnea hat Micaela, eine Jägerin, auf dich
gehetzt. Sie hatte das Haus nebenan gemietet und Herzhoff einige Zeit lang beobachtet. Ich musste vorher da sein, sonst hätte sie dich jetzt in ihrer Gewalt.«
    »Micaela war also die neugierige Nachbarin.« Evelyn dachte an die Gardine und an den Zeugen aus ihrem Traum. Hoffnung schimmerte ihr entgegen. »Hat sie gesehen, wer Hermann umgebracht hat?«
    »Umgebracht? Also habe ich mich doch nicht geirrt, als ich Blut gerochen hatte.« Kilian ließ einige Sekunden verstreichen. »Ich weiß nicht, was Micaela gesehen hat. Sie war nicht da. Nur ihre Katze.«
    »Die Leiche wurde zerfetzt.« Evelyn fasste ihren Mut zusammen. »Wie von einem Hund.«
    Die Anschuldigung blieb in der Luft hängen. Kilian starrte stumpf vor sich hin, das unrasierte Gesicht bleich wie ein Leichentuch.
    »Nein … Ich … nein, nein, ich hätte doch nicht … Zu Herzhoff und dann zurück in den Wald, in einer Nacht? Unmöglich … Die Zeit dafür wäre doch zu knapp …«
    Evelyn erschauderte. Er redete gar nicht mehr mit ihr, sondern murmelte vor sich hin, suchte nach Erklärungen, die ihn entlasten würden, um sich selbst zu überzeugen.
    »Vorsicht!« Sie riss das Lenkrad nach rechts, als der Transporter zielsicher in eine Grube steuerte. Der Wagen schwenkte zur Seite, knapp dem Sturz ins Abseits entkommen. Der Gurt schnitt ihr ins Fleisch. »Sieh lieber auf die Straße.«

    Er schreckte zusammen, wie aus einem Traum erwacht. »Ich habe ihn nicht getötet. Ich bin mir sicher.«
    Was, wenn doch? Was, wenn sie neben einem Killer saß? Aber die Angst wollte sich nicht einstellen. Je länger sie in seiner Nähe verweilte, desto wohler fühlte sie sich, entgegen aller Vernunft.
    »Ich habe den Mord beobachtet«, gestand Evelyn ihm. »Ich habe in einem Traum durch die Augen des Mörders gesehen.«
    Kilian schnappte nach Luft. Sein Kopf ruckte herum, und er starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Evelyns Herz setzte einen Schlag lang aus. Er war es! Würde er jetzt eine lästige Zeugin töten? Doch seine Haltung entkrampfte sich und er lächelte breit. »Du hattest eine Vision! Weißt du, was das bedeutet? Es ist der endgültige Beweis! Niemand mehr wird deine Zugehörigkeit bestreiten können.«
    »Zugehörigkeit? Zu wem?«
    »Zu uns. Du bist ein Metamorph!«
    Sie runzelte die Stirn. »Weil ich einen

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