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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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Traum hatte?«
    »Eine Vision«, verbesserte er sie. »Metamorphe erhalten welche, wenn die Opfer eine Verbindung zu uns haben und von einem Totenküsser angegriffen wurden.«
    »Welche Verbindung soll Hermann Herzhoff zu euch gehabt haben?«
    Kilian hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, es ist auch egal. Wenn du eine Vision von seinem Tod empfangen hast, dann kannst du dir sicher sein: Es war ein
Totenküsser, der ihn umgebracht hat. Damit entlastest du mich auch.«
    Evelyn brauchte eine Weile, um das Gehörte zu verdauen. Er glaubte also, sie wäre ein Metamorph. War Conrad vielleicht deshalb so skeptisch gewesen und hatte ihr nicht vertraut? Der jahrhundertealte Nachzehrer musste das wohl geahnt haben. »Diese Visionen zeigen also die Zukunft?«, hakte sie nach.
    »Richtig. Wie weit sie vorgreifen, ist unterschiedlich und aus der Vision selbst gar nicht feststellbar. Das ist eine äußerst ungenaue Angelegenheit, wenn du mich fragst.«
    Angenommen, das stimmte und der Mörder war ein Nachzehrer: Wer kam in Frage? Nur einer - Conrad. Er hatte ein Motiv und eine Gelegenheit. Noch mehr, er hatte es sogar angedroht! Andererseits: Vielleicht versuchte Kilian gerade, den Verdacht von sich abzulenken? Er könnte ihr ja vieles erzählen. Warum sollte sie ihm glauben? Verdammter Mist! Wenn sein Duft sie bloß nicht so verwirren würde!
    Kilian interpretierte ihre Schweigsamkeit auf seine Weise. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bin da, ich lasse nicht zu, dass dir irgendetwas geschieht.«
    »Erzähl mir von dir«, bat Evelyn zerstreut. Wenn er redete, half es ihr, sich nicht so auf seinen Geruch zu fixieren.
    »Was willst du denn wissen?«
    »Alles.«

    Zu ihrer Überraschung zierte er sich nicht. »Ich bin schrecklich unordentlich und mag Abgeschiedenheit. Meine Lieblingsfarbe ist Blau. Ich wurde vor zweiundfünfzig Jahren geboren und …«
    »Zweiundfünfzig? Meine Güte, du solltest für Antifaltencreme werben. Ich hätte dich auf höchstens Mitte dreißig geschätzt.«
    »Wenn man über einundzwanzig Jahre alt ist und die Verbindung mit dem Seelentier eingegangen hat, altert man sehr langsam. Zumindest äußerlich verändert man sich kaum.«
    »Hast du eine Familie?«
    »Mein Vater ist vor meiner Geburt gestorben. Meine Mutter brachte Vierlinge zur Welt: mich, meine beiden Brüder - Johannes und Arthur - und meine Schwester Gesa.«
    »Oha. Das war sicherlich schwer für deine Mutter, sich allein um vier Kinder zu sorgen.«
    »Du hilfst der Gemeinschaft, und die Gemeinschaft hilft dir. Egal, was passiert. Wir sind nie allein.«
    »Eine interessante Form der Lebensversicherung und der Altersvorsorge. Siehst du deine Geschwister oft?«
    »Gesa hat sich einer Gemeinde in Amerika angeschlossen. Ihr Seelentier ist ein Berglöwe, in unseren Breitengraden hätte es zu viel Aufmerksamkeit erweckt. Arthur ist für immer ein Anwärter geblieben - das heißt, er hat sein Seelentier nie gefunden. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, nach seinem
einundzwanzigsten Geburtstag habe ich ihn nicht mehr gesehen.« Für einen Augenblick hielt er die Luft an. »Und Johannes - er ist gestorben.« Kilian schluckte hörbar. Eines seiner Lider zuckte, und er rieb sich hastig das Auge. »Eine der Kreaturen hat ihn umgebracht.«
    »Meinst du damit die Nachzehrer?«
    Er überhörte ihre Frage. Seine Nasenflügel flatterten. Schon wieder machte er den Eindruck, als rede er gar nicht mit ihr, sondern mit einem unsichtbaren Begleiter. »Zwei Tage lang wurde er gefoltert. Als wir ihn gefunden haben, war er ein seelisches Wrack, in dem das Leben nur noch schlummerte. Ich war es, der ihn einschläfern musste, damit er nicht weiter litt. Jede Wette, dass die Kreatur es so geplant hatte.« Er schlug mit der Faust gegen das Lenkrad. Das Plastik der Airbag-Abdeckung brach. Er verzog das Gesicht und schüttelte die Hand. Seine Knöchel färbten sich rot, die Haut war an einigen Stellen abgeschürft.
    Evelyn schwieg. Was sollte sie auch sagen? Ein banales ›Tut-mir-Leid‹? Er brauchte keine Worte. So nahm sie seine Hand und drückte sie leicht. Er erwiderte den Händedruck.
    Am Bungalow angekommen, parkte Kilian das Auto im Hof und ließ den Hund frei. Als Evelyn sich seinem Herrchen nähern wollte, stellten sich bei dem Tier die Nackenhaare auf, und es knurrte.
    »Aus, Akash!«
    Kilian musste den Befehl wiederholen, bis der
Hund Evelyn zum Haus ließ. Aus dem verrosteten Briefkasten holte Kilian ein Anzeigenblättchen und klemmte es

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