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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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unter den Arm. Danach sperrte er die Tür auf. »Habe ich schon erwähnt, dass ich unordentlich bin? Außerdem lebe ich recht einfach.«
    Evelyn schaute sich um. Das Wort ›einfach‹ war noch übertrieben. Sogar ein Hundehäuschen erschien ihr gemütlicher als diese Bude, aber sie bemühte sich, ihre Ablehnung nicht offen zu zeigen. Kilian warf die Zeitung auf den Tisch und fegte Socken und eine Jogginghose vom Stuhl auf den Fußboden. »Bist du hungrig? Möchtest du einen Tee?«
    Evelyn nickte und setzte sich. Ihr Blick fiel auf die Zeitung. »Tim Becker (8) wird weiterhin vermisst. Die Polizei und ein Suchtrupp aus Freiwilligen …«
    Winzige Krallen pieksten in ihre Wade. Ein Kätzchen krabbelte an ihrem Bein hoch und sprang vom Schoß auf den Tisch, wo es laut zu miauen begann.
    Kilian lachte. »Ah, da ist der Rabauke. Ich habe mich schon gefragt, wo er steckt.« Er brachte dem Kleinen Milch und hantierte dann in der Küchennische herum. Wenig später reichte er Evelyn eine dampfende Tasse Tee.
    Sie nippte an der heißen Flüssigkeit. Die Anspannung fiel von ihr ab. Es fühlte sich an, als wäre ihr Leben endlich in Ordnung gekommen. Sie begann sogar Gefallen an dieser Bude zu finden. Kilian gesellte sich zu ihr. Er erzählte ihr etwas, doch sie hörte nicht richtig zu. Jetzt, als ein wenig Ruhe eingekehrt
war, musste sie an Adrián denken. Auf die Entfernung hin schien die Macht des Bandes zwischen ihnen nachgelassen zu haben. Sie gierte nicht nach seinen Berührungen, spürte kein Verlangen nach seinem Körper. Aber sie vermisste ihn. Und es war quälender als die sexuelle Anziehung, die wenigstens gestillt werden konnte.
    Nein, sie durfte nicht zu ihm zurückkehren, erinnerte Evelyn sich. Sie hatte ihm bereits genug wehgetan. Und sollte sie wirklich ein Metamorph sein, dann würde der nächste Kuss, den sie von ihm bekommen würde, ihren Tod bedeuten.
    Ihr Gedankenfluss wurde jäh unterbrochen. Es klopfte an der Tür.
    »Bestimmt Finn«, erklärte Kilian.
    Kaum hatte er den Schlüssel umgedreht, wurde die Klinke seiner Hand entrissen. Eine junge Frau, die ziemlich aufgebracht wirkte, kam herein und zwang Kilian, einige Schritte zurückzuweichen. Nach Maria war sie die seltsamste Erscheinung, die Evelyn je zu Gesicht bekommen hatte. Die Unbekannte trug keine Schuhe, züngelte beim Eintreten und schien Evelyn sogleich zu wittern. Der Blick ihrer blassgrünen Augen blieb an ihr hängen, ohne sie wirklich zu sehen. Die Frau war blind.
    »Ah, schön. Du hast sie gefunden.«
    Evelyns Herz flatterte. Die Schlangenfrau aus dem Krankenhaus! Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit zu fliehen. Aber es gab keine. Hinter der Frau
trat Finn hervor und schnitt ihr den Weg ab. Mit einem Mal wirkte das Zimmer winzig, und Evelyn kam es wie eine Zelle vor. Sie schielte zur Küchennische und entdeckte dort einen Messerblock. Wenn es darauf ankäme, würde sie sich nicht ohne Gegenwehr ergeben.
    »Ich hätte es wissen müssen, dass du mich verpfeifen wirst«, knurrte Kilian Finn an.
    »Er war’s nicht«, erwiderte die Frau an seiner Stelle und warf Finn einen finsteren Blick zu. »Und darüber reden wir später, glaub mir. Doch nun zu der Kleinen …«
    »Evelyn ist keine Totenküsserin«, protestierte Kilian. »Sie ist eine von uns.«
    »Das hat Finn bereits erwähnt, als ich ihn mir vorgeknöpft habe.«
    »Warum verfolgst du sie dann? Sie trägt Königin-Gene in sich, nicht wahr? Willst du sie deshalb vertreiben, weil du keine andere in deinem Revier duldest?«
    »Mit Verlaub, das geht dich nichts an. Lasst uns allein.«
    »Nein.« Kilian trat vor.
    »So?« Sie hob eine Augenbraue. Ihr Ton wurde milder. Die Frau trat auf ihn zu, umarmte ihn und drückte sein Gesicht in ihre Halsbeuge. »Ach Kilian, du bist zu verwirrt, um klar denken zu können. Lass mich alles regeln.«
    Er atmete ihren Duft ein. Als er den Kopf abwandte, wirkten seine Augen trüb. Die Muskeln waren angespannt
und die Gesichtszüge verkniffen, als bereite er sich auf einen bitteren Kampf vor. »Dein Duft … es ist also wahr, was Sebastian erzählt hat? Er vernebelt einem die Sinne, schaltet etwas im Gehirn ab, macht willig und folgsam.« Er ballte die Hände. »Aber nicht dieses Mal. Wenn du Evelyn haben willst, musst du an mir vorbei.«
    Sie wich zurück. »Kilian, was redest du da? Hat dir diese … diese Frau endgültig den Verstand umnachtet?«
    Kilian sah zu Evelyn, und es entging ihr nicht, wie er mit sich kämpfte. Als er die Schlangenfrau

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