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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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ein Leben hinter Mauern.«
    »Im Gefängnis von Crere Sulace war ich eine ziemlich lange Zeit zu einem Leben hinter Mauern verdammt. Ich kann mich nicht erinnern, dass Ihr mich auch nur einmal dort aufgesucht hättet.«
    »Stimmt, aber als Mauritane Euch die Möglichkeit bot, dort herauszukommen, da habt Ihr sie ergriffen. Und das, obwohl Ihr wusstet, dass sich diese Mission möglicherweise als Todeskommando entpuppen könnte.«
    »Mauritane meinte, er würde mich eigenhändig umbringen, wenn ich mich seiner Sache nicht anschließen würde.«
    »Ach, hört auf, Euch wie ein Idiot zu benehmen!«, rief Everess verärgert aus. »Der Punkt ist doch, dass Ihr am Ende mitgegangen seid. Ihr habt Crere Sulace als Verbrecher verlassen und seid als Held aus der Schlacht von Sylvan heimgekehrt. Ihr habt bewiesen, dass Ihr die Fähigkeit besitzt, das zu tun, was für das Wohl des Königreichs am besten ist. Und genau das erwarte ich nun von Euch.«
    »Lasst es gut sein, ich bin hier sehr zufrieden.«
    »Ach ja?«, meinte Everess. »So schaut Euch doch mal um. Für mich sieht's so aus, als hättet Ihr nur die eine Zelle gegen eine andere eingetauscht.«
    Darauf fiel Silberdun, der normalerweise nie um eine Antwort verlegen war, nichts mehr ein. Also stand er einfach auf und wandte sich zum Gehen.
    »Kommt zurück in die Stadt, Silberdun«, rief ihm Everess nach, »und hört Euch erst mal an, was ich zu sagen habe. Und wenn Euch das wider Erwarten nicht gefällt, könnt Ihr Euch von mir aus wieder hier verkriechen und bis ans Ende Eurer Tage in diesen Mauern verrotten.«
    Das saß!
    Der Kurier auf der kräftigen Stute beobachtete, wie Lord Everess' Kutsche im Regen verschwand. Er stand auf dem Hügel, von dem aus man den Tempel überblickte. Als er sich davon überzeugt hatte, dass Everess' sichere Rückreise gewährleistet war, führte er sein Pferd den Grasabhang hinab und ritt Richtung Tempel-Ställe.
    Er reichte einem vorbeikommenden Mönch seine Zügel und versicherte ihm, er werde bald wieder zurück sein. Tatsächlich kehrte er schon wenige Minuten später erneut aus dem Kloster zurück, saß auf und ritt schweigend davon.
    Als Silberdun das Kalefaktorium verließ, war ihm zwar warm, aber auch ein bisschen seltsam zumute. Er und Everess waren nie Freunde gewesen - schön und gut, sie hatten sich ein paarmal im Senat gesehen, und eine Kusine zweiten Grades hatte einen Neffen von Everess geheiratet, doch Silberdun war nicht mal auf der Hochzeit gewesen. Warum also hatte Everess ausgerechnet ihn aufgesucht?
    Silberdun schlich leise durchs Refektorium und zurück ins Dormitorium. Die Klausen der Mönche waren um diese Zeit alle leer - die Mittagsruhe war vorüber und die Nachmittagsgebete hatten begonnen. Silberdun kümmerte das alles nicht. Er sank auf seine Pritsche und lehnte sich gegen die Wand; die Kühle der Steine wirkte beruhigend auf seinen Geist.
    Auf einem Regalbrett über seiner Schlafstatt lag noch immer der Beutel, in dem sich seine Alltagskleidung befand, die er vor zehn Monaten bei seinem Eintritt ins Kloster getragen hatte. Die Sachen waren gewaschen und gestärkt. Seine Stiefel, gereinigt und poliert, standen einträchtig neben seinem Bündel. Darunter lag das Schwert, das Mauritane ihm auf der Siegesfeier nach der Schlacht von Sylvan übergeben hatte. Auf der Klinge war der Silberdun-Halbmond eingraviert, umrahmt von fünf Sternen - jeder Stern stand für einen seiner Gefährten auf jener schicksalhaften Reise, die ihn aus dem Exil in Crere Sulace ins Leben zurückgeführt hatte.
    Zwei seiner Kameraden waren tot: Honigborn hatte sich gleich zu Beginn ihrer Mission für die Gruppe geopfert; Graugänger hatte seine Gefährten hintergangen und seine Verfehlung mit dem Leben bezahlen müssen. Brian Satterly rettete irgendwo in den Faelanden menschliche Babys vor den Wechselbalg-Händlern. Raieve, inzwischen Mauritanes Ehefrau, war nach Avalon zurückgekehrt, um in ihrer Heimat den Frieden zu sichern. Mauritane hatte wohl seinen Posten als Hauptmann der Königlichen Garde aufgegeben und kämpfte zweifellos an ihrer Seite.
    Zumindest nahm Silberdun das an. Seit Monaten schon hatte er niemanden aus seinem alten Leben mehr wiedergesehen. Und er vermisste seine Schicksalsgefährten. Ja, er vermisste selbst den törichten Menschen Satterly, was schon irgendwie niederschmetternd war.
    Es klopfte an der Tür. Silberdun rechnete schon mit einem weiteren Überfall von Tebrit, doch es war Estiane, der nun in seine Klause

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