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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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bringen soll, aber ich schätze, es wird wohl das Beste sein. Ich hab erfahren, dass Lord Everess Euch zu sprechen wünscht.«
    Silberdun richtete sich auf. »Ach, wirklich? Doch woher weiß Everess eigentlich, dass ich hier bin? Unterliegt meine Anwesenheit hier nicht so etwas wie einer heiligen Schweigepflicht?«
    »Ruhig Blut, Silberdun. Ihr müsst wissen, dass Lord Everess erfährt, was immer er zu erfahren wünscht. Tatsächlich hab ich ihm erzählt, dass Ihr hier seid.«
    Silberdun schaute sein Gegenüber finster an. »Warum habt Ihr das getan, Abt? Ich möchte nicht mehr mit weltlichen Angelegenheiten behelligt werden. Ich möchte einfach meine Ruhe haben. Deswegen kam ich schließlich hierher.«
    »Ja, und das ist genau der falsche Grund, um hierherzukommen. Und eben deshalb seid Ihr auch ein so mieser Novize. Wenn Ihr die Einsamkeit sucht, so kenne ich zahllose abgeschiedene Inseln in der Westsee, die sich für ein Einsiedlerleben besser eignen würden.«
    »Ich möchte Aba folgen«, sagte Silberdun mit schwacher Stimme.
    »Ein Mann kann auch Spaß haben, ohne sich einer Zirkustruppe anzuschließen, Silberdun.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass man kein Mönch werden muss, um Aba zu gefallen. Und das wisst Ihr auch.«
    »Genug, genug. Was hat das alles mit Everess zu tun? Was will er denn von mir?«
    »Das soll er Euch selbst sagen«, erwiderte Estiane. »Und ich schlage vor, dass Ihr ihm Gelegenheit dazu gebt. Soll ich ihn also wissen lassen, dass Ihr zugestimmt habt, ihn zu treffen, oder nicht?«
    Silberdun dachte darüber nach. Der Nebel in seinem Hirn verflüchtigte sich, doch sein Geist wollte die Arbeit noch immer nicht aufnehmen, wollte stattdessen von der Wärme an einen bequemen, ruhigen Ort getragen werden. Ein fast andächtiger Moment, dachte er nicht ohne Ironie, wie er ihn, seit er ins Kloster gekommen war, noch nicht erlebt hatte.
    »Also gut, ich treffe ihn«, sagte Silberdun. »Aber ich behalte mir das Recht vor alles zu ignorieren, was er erzählt.«
    »Ausgezeichnet«, rief Estiane. »Eure Entscheidung freut mich umso mehr, da ich ihn schon hierher eingeladen habe. Er trifft morgen ein.«
    Silberdun starrte den Abt verdrießlich an. »Ihr seid wirklich ein ausgemachter Lumpenhund, wisst Ihr das ...«
    Estianes Grinsen kehrte zurück. »Habt Ihr nicht noch ein paar Latrinen zu säubern, Novize? Ich schlage vor, Ihr fangt schleunigst damit an, sonst werdet Ihr das ganze Mittagsgebet hindurch stinken wie eine Jauchegrube.«
    Am folgenden Tag war es windig und kalt, und es regnete noch viel stärker. Der Herbst hatte sich über das Kloster gelegt und schien entschlossen, mit aller Macht auf sich aufmerksam zu machen. Trotz allem kommandierte Tebrit Silberdun vergnügt in den hauseigenen Nutzgarten ab, wo dieser nun pflichtbewusst, wenngleich stinksauer, Kohlköpfe aberntete. Nach einer Stunde tat ihm das Kreuz weh; bis zu den Schienbeinen hinauf war er schlammverschmiert, und seine Fingerspitzen fühlten sich taub an. So versuchte Silberdun von Zeit zu Zeit ein bisschen Hexenfeuer für sich zu entfachen, aber der starke Regen machte ihm jedes Mal einen Strich durch die Rechnung. Ja, es schien, als wache Aba selbst über ihn, wie um sicherzustellen, dass er Tebrits Strafe auch bis zum bitteren Ende erduldete.
    Der Tempel Aba-Nylae stand auf einem bewaldeten Hügel außerhalb von Smaragdstadt. Insofern war er dem vom Inlandmeer kommenden Seewind ungeschützt ausgeliefert. Erbarmungslos fegte er um diese Jahreszeit über die Anhöhe hinweg und ließ die Erde kalt und feucht zurück, während in der Stadt selbst der schönste Sonnenschein herrschte.
    Silberdun kniete im Dreck und zerrte gerade an einer widerspenstigen Wurzel, als eine ihm bekannte Stimme durch den Garten dröhnte.
    »Bei Auberons haarigem Arsch! Wenn das nicht Perrin Alt, Lord Silberdun, ist, der sich als unzivilisierter Unfreier verkleidet hat!« Es folgte herzhaftes Gelächter.
    Silberdun sah auf und entdeckte Edwin Sural, Lord Everess, der feixend und winkend unter dem Kloster-Portikus stand.
    »So kommt doch endlich aus dem Regen, Silberdun«, kicherte Everess. »Ich hab den langen Weg schließlich nicht gemacht, um Euch bei der Landarbeit zuzusehen.«
    Silberdun erhob sich schwerfällig und spie ein bisschen Regenwasser aus. Sein Haar war klatschnass und klebte in dicken Strähnen an seinem Nacken, die Novizenrobe war ebenfalls regendurchtränkt; Hände und Füße schlammverkrustet. Für einen Moment schloss er

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