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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Art, wie es Eisenfuß noch nie gesehen hatte. Irgendwie hatte Lin Vo es geschafft, re zu benutzen, ohne es mittels einer Gabe zu kanalisieren. Das ergab keinen Sinn. Es war wie farblose Farbe, oder ein Tier, das keiner Spezies angehörte, wie eine gesungene Note ohne Ton. Es war das reitische Equivalent der Division durch Null. Es war schlicht und einfach unmöglich!
    Und doch war es geschehen. Atemlos sah Eisenfuß zu, wie Lin Vos re sich um Timhas Bewegung legte. Doch das Ganze hatte nichts von einem Duell der Kampfzauber, es entstand kein Konflikt, keine Konfrontation. Die beiden Essenzen verbanden sich, und da, wo eben noch Timhas Gabe der Bewegung gewesen war, wirkte plötzlich die Gabe der Elemente, und die Elemente wirbelten zurück zu Timha, und die Luft um ihn herum verwandelte sich zu Wasser.
    Jäh nass bis auf die Knochen wich Timha erschrocken zurück, dann starrte er Lin Vo fassungslos an.
    Die Arami-Frau hatte ihren Blick noch immer auf Eisenfuß gerichtet. Seit ihren letzten Worten waren gerade mal ein, zwei Sekunden verstrichen. »Seht Ihr, was ich meine? Gebt zu, es hat Euch gefallen.«
    Zögernd nickte Eisenfuß. Was er soeben gesehen hatte, war nicht nur unmöglich, es war ... paradox.
    Lin Vo holte tief Luft und nahm auf ihrem Sitzkissen eine etwas andere Position ein. »Hinter Euch liegt ein Handtuch«, sagte sie zu Timha. »Ich hab mir schon gedacht, dass so was passiert.«
    Tatsächlich lag hinter ihm ein Handtuch. Es trug ein Monogram. Mit verstörtem Blick rubbelte sich Timha das Haar trocken. Lin Vos Vorstellung hatte auch bei ihm einen tiefen Eindruck hinterlassen.
    »Was genau habt Ihr da gerade gemacht?«, fragte Eisenfuß.
    »Ich?«, fragte Lin Vo. »Das war doch gar nichts. Hab nur ein bisschen den Lauf der Dinge verändert.«
    »Ihr besitzt die Dreizehnte Gabe«, sagte Silberdun. »Die Gabe der Verwandlung.«
    »Geht das schon wieder los?«, sagte Lin Vo. »Bei Euch dreht sich wohl alles um irgendwelche Gaben, was?«
    Sie seufzte. »Nun, da wir das unvermeidliche Theater jetzt hinter uns gebracht haben, würde ich gern unser Gespräch wieder aufnehmen. Es wird nämlich in wenigen Stunden hell, und da solltet Ihr eigentlich schon längst weg sein.«
    Silberdun verdrehte die Augen. »Bitte sagt, dass das jetzt nicht einer dieser langatmigen Vorträge wird, in denen ihr uns unser Schicksal voraussagt.«
    »Nein«, erwiderte Lin Vo. »Und ich mag auch das Wort Schicksal nicht. So etwas wie Schicksal gibt es nicht. Es gibt nur den Fluss.«
    »Was denn für ein Fluss?«, fragte Sela.
    »Die Zeit ist der Fluss, liebe Sela, auf dem wir alle dahintreiben. Sie ist ein starker Strom, der uns trägt. Wir können hierhin paddeln oder dorthin, wir können eine Weile versuchen, gegen den Strom anzuschwimmen oder ein wenig schneller voranzukommen, doch wir steuern so oder so alle irgendwann dem Ende zu.
    Was Ihr die Gabe der Vorahnung nennt, ist einfach nur die Fähigkeit, sich ein Stück aus dem Wasser zu stemmen und den Fluss zu überblicken. Manchmal kann man auf diese Weise in der Ferne einen Felsen erkennen, manchmal aber auch einen tiefen Wasserfall, auf den alle zutreiben.«
    »Und warum erzählt Ihr uns das?«, fragte Silberdun. Eisenfuß merkte, dass der Freund allmählich ungeduldig wurde. Silberdun behauptete zwar stets, eine philosophische Ader zu haben, doch Eisenfuß hatte festgestellt, dass er am glücklichsten war, wenn er in Aktion treten konnte.
    »Weil es da vorn einen tiefen Wasserfall gibt.«
    »Wenn das alles so unvermeidlich ist, warum erzählt Ihr's uns denn überhaupt?«, fragte Silberdun.
    »Damit Ihr sehenden Auges und mit den Füßen voran in die Tiefe stürzen könnt, Dummkopf.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Tee. »Und deshalb hab ich Je Wen rausgeschickt, damit er darauf wartet, dass Ihr aus allen Wolken fallt. Und das hat ja auch ganz gut geklappt.«
    »Aber Ihr tut das alles sicherlich nicht aus Nächstenliebe«, sagte Silberdun. »Was verlangt Ihr als Gegenleistung?«
    »Du liebe Güte! Was seid Ihr doch für ein zynischer Zeitgenosse«, sagte Lin Vo. »Manchmal tun die Leute einfach das Richtige, weil es das Richtige ist.«
    Sie berührte ihn am Knie. »Es wird ein Krieg kommen, Silberdun. Krieg ist die größte Verschwendung überhaupt, und wir Arami haben was gegen Verschwendung, wie Ihr vielleicht bemerkt habt. Doch dieser Krieg ist kein gewöhnlicher Krieg. Es ist ein Krieg, der das Ende der Faelande mit sich bringen könnte. Ihm wohnt die Macht inne, diese

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