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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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schlanke Gestalt. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und sprang im nächsten Moment Timha an die Kehle. Blut, das im blauen Hexenlicht violett schimmerte, spritzte, und Timha fiel keuchend auf den Boden.
    Die schmale Gestalt trat in Silberduns Hexenlicht. Es war ein Bel Zheret. Im gleichen Augenblick erschien ein zweiter auf der Treppe, ein dritter materialisierte aus den Schatten der Eingangshalle. Jeder von ihnen hielt eine lange, gezahnte Klinge in der Hand.
    »Ihr seid die Schatten, nicht wahr?«, stellte der Bel Zheret im Salon fest. Sein Messer war verschmiert von Timhas Blut. Bevor Silberdun reagieren konnte, setzte er hinzu: »Haltet für einen Moment ein, ja? Wir sind nicht an weiteren Gewalttätigkeiten interessiert.«
    Silberdun erstarrte, das Messer schon in der Hand. Keiner im Raum bewegte sich. Nach allem, was Paet ihnen über die Bel Zheret erzählt hatte, war ein Zweikampf auf engem Raum gegen sie so gut wie Selbstmord.
    »Was wollt ihr?«, fragte Silberdun. »Abgesehen davon, den armen Timha umzubringen.«
    »Ich heiße Natter«, sagte der Bel Zheret im Salon. »Mein Kollege auf der Treppe heißt Hund, und der in der Halle, das ist mein enger Gefährte Katze.«
    »Schön, euch kennen zu lernen«, sagte Silberdun. »Und noch mal: Was wollt ihr?«
    »Wir Bel Zheret nehmen unsere Versprechen sehr ernst«, sagte Natter. »Es liegt in unserer Natur, weißt du. Wir wurden von Mab liebevoll erschaffen, um ihr loyal, ehrlich und vor allem verlässlich zu dienen. Ich gab das Versprechen, Timha zu töten für den Verrat an seiner Herrscherin, und es ist mir unmöglich - gesetzmäßig unmöglich, wohlgemerkt -, diesen Eid zu ignorieren. Sicher versteht Ihr das.«
    »Natürlich«, erwiderte Silberdun. »Ein Versprechen ist ein Versprechen.«
    »Nun«, fuhr Natter fort, »ich schätze, mein alter Freund Paet hat euch sicherlich darüber informiert, dass ihr Schatten uns im Kampf jämmerlich unterlegen seid. Vermutlich hat er euch geraten zu fliehen, sobald ihr uns seht. So wie er damals in Annwn geflohen ist.«
    »Sagt mir«, ließ sich nun Katze vernehmen. »Benutzt er immer noch einen Stock zum Gehen?«
    Silberdun fühlte sich plötzlich seltsam. Er drehte sich zu Sela um, sah, wie sie ihn fixierte. Sie stemmte sich mit ihrer Empathie gegen ihn. Er gab seinen Schutzschild auf und ließ sie hinein, wiewohl es ihn schmerzte, dies zuzulassen. Und in dem Moment, wo er ihr den Zugang gewährte, bedauerte er es auch schon. Die Reue und das Gefühl des Verlustes waren fast mit Händen zu greifen; das Gefühl schlug über ihm zusammen, begrub auch den letzten Rest Hoffnung darauf, diese Konfrontation zu überleben.
    »Ja, das tut er«, sagte Silberdun. »Es ist ein gar fesches Ding. Der Knauf hat die Form einer Ente.«
    In seinem Kopf nahm ein Gedanke Gestalt an. Ich kann sie aufhalten. Es war weniger eine Feststellung als eine Ballung von Emotionen: Aggression, Zutrauen, Konzentration. Aber die Absicht war klar. Es folgten Bedenken, dann Sorge. Du und Eisenfuß, ihr müsst dafür aus dem Weg sein. Sie sah hinab auf den Reif um ihren Arm. Frustration. Ohnmacht. Nimm es weg.
    Dann Furcht. Lauf.
    »So vernehmt also unseren Vorschlag«, sagte Natter. »Wir haben hier nun einige Tage auf euch gewartet, was uns Gelegenheit gab, die Dinge zu überdenken und uns unserer alten Bekannten zu erinnern.
    Es gab uns auch Gelegenheit, ein bisschen an diesem Priester Virum herumzuknabbern. Und meine Güte, der war köstlich.«
    Sowohl Paet als auch Sela hatten sich in Schweigen gehüllt, wenn es um den genauen Sinn und Zweck von Selas Armband ging. Es war eine Art Fessel, so viel war klar. Normalerweise dienten sie dazu, Gefangene mittels verschiedener Gaben in Schach zu halten, sie auf reitischem Wege unschädlich zu machen. Sela war schon jetzt eine mächtige Empathin. Was würde geschehen, wenn man den Reif entfernte? Silberdun wusste nicht, ob er das herausfinden wollte, und ganz sicher wollte er nicht mit ihr verbunden sein, wenn dies geschah.
    »Also haben wir uns auf einen lustigen Kompromiss verständigt«, fuhr Natter fort. »Ihr seid den ganzen langen Weg gekommen, um Timha zu holen, und dann habt ihr ihn am Ende doch nicht bekommen. Daher wird es wohl kaum mehr schaden, wenn wir euch laufen lassen. Insofern werden wir uns nur einen von euch hierbehalten, und die anderen dürfen gehen. Dies alles unter der Annahme, dass bei einem Kampf wenigstens einer von uns getötet werden könnte. Wir halten das für einen sehr guten

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