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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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her, dass die meisten Fae das Arkadiertum als gefährlichen Kult ansahen.«
    »Ihr würdet tatsächlich die Kirche zu Fall bringen, um Euren Willen durchzusetzen?«, fragte Estiane.
    »Nein, aber ich würde sie zu Fall bringen, um das Seelie-Königreich zu retten.«
    »Ich könnte Euch dafür aus der Gemeinschaft ausschließen«, sagte Estiane.
    »Und wenn schon«, erwiderte Silberdun. »Ich glaube überdies nicht, dass Ihr einen toten Mann aus der Gemeinschaft ausschließen könnt.«
    »Ist das Euer Ernst?«, fragte Estiane.
    »Es war mir niemals etwas ernster.«
    »Aba wird sich dafür von Euch abwenden.«
    »Ich glaube, in diesem Fall heiligt der Zweck die Mittel, Abt.« Silberdun erhob sich. »Und das habe ich von Euch gelernt.«

33. KAPITEL
    Eine Grundlage des chthonischen Glaubens ist es, jeder Göttlichkeit zu misstrauen. Wie glücklich wir alle doch wären, wenn sämtliche Religionen den Anstand besäßen, ihre Götter wegzuschließen!
    - Beozho, Autobiografie
    Eisenfuß war verzweifelt.
    Zum hundertsten Mal seit zwei Tagen starrte er nun schon auf die Unterlagen. Er hatte jedes Buch gelesen, dass Timha aus der Geheimen Stadt herausgeschmuggelt hatte, jedes Detail in Hy Pezhos gefälschten Plänen studiert in der Hoffnung, dass sie ungewollt doch irgendwo auf den wahren Mechanismus der Waffe schließen ließen. Die besten Lügen, das wusste er, gründeten sich alle auf die Wahrheit.
    Dabei ging es ihm nicht allein darum, dass die Einszorn-Waffe das Seelie-Königreich bedrohte. Natürlich wusste er um die Gefahr. Doch die schien noch weit weg und eher theoretischer Natur zu sein. Nein, das hier war etwas Persönliches.
    Es waren schwierige Phasen wie diese, in denen er seine Wut nur schwer unter Kontrolle halten konnte, Momente wie diese, wo sich düstere Gedanken breitmachten wie: Du hast nicht das Zeug dazu, bist nicht gut genug. Du bist nur der Sohn eines Schäfers. Dir steht es gar nicht zu, hier zu sein. Du wirst scheitern, und dann wird jeder erfahren, wer du wirklich bist.
    Er kämpfte diese dunklen Gedanken gerade nieder, als Sela in den Einsatzraum spazierte. Sie hatte begonnen, Geheimdienstnachrichten der Unseelie zu sichten, um herauszufinden, woher Hy Pezho eigentlich kam und wann er auf der Bildfläche erschienen war.
    »Na, wie läuft's denn?«, fragte sie.
    Betrübt sah Eisenfuß von seinen Dokumenten auf. »Wie sieht's denn für dich aus?«, gab er möglichst ruhig zurück.
    »Ich nehme nicht an, dass ich dir irgendwie helfen kann?«
    »Nein, es sei denn, du weißt, wie man die exponentielle Abnahme der reitischen Energie bei Entfesselungen umgehen kann.«
    »Bedaure«, sagte Sela.
    »Wenn's mir nur wieder einfallen würde«, sagte Eisenfuß. »Das beschäftigt mich nun schon seit meinem ersten Besuch im zerstörten Selafae.«
    »Was denn?«, fragte Sela.
    »Im ganzen Krater herrschte dieser komische Gestank. Wie verbranntes Fleisch ... mit einem ätzenden Beigeruch ... ähnlich wie Teer. Ich weiß nicht, wie ich's besser beschreiben soll.«
    »Kannst du dich noch an diesen Geruch erinnern?«
    »Den werde ich niemals vergessen!«
    »Darf ich ihn mal riechen?«
    »Von hier bis nach Selafae ist es ein langer Weg, und ich bezweifle, dass sich der Geruch nach den letzten Frühlingsregen dort gehalten hat.«
    »Das meinte ich nicht«, sagte sie. »Öffne dich mir. Öffne deinen Geist und entsinne dich dieses Geruchs.«
    »Du kannst mit Hilfe der Empathie meine Erinnerungen ausschnüffeln? Das ist neu.«
    »Ich besitze Fähigkeiten, die andere Empathen nicht haben«, sagte sie nur.
    Eisenfuß zuckte die Achseln. »Warum nicht.« Er schloss die Augen, öffnete seinen Geist. Dann spürte er etwas - keine Präsenz, es war eher das Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden, den man nicht sah. Er begann, sich unwohl zu fühlen.
    »Entspann dich«, sagte sie. »Erinnere dich an diesen Geruch.«
    Und das tat er.
    »Hab ihn«, sagte sie.
    Eisenfuß schlug die Augen auf und starrte sie an. Sie lächelte.
    »Und? Weißt du, was es ist?«, fragte er.
    »Allerdings. Als ich noch klein war, bevor ... na ja, als ich noch sehr klein war, nahmen mich meine Eltern mal mit in den chthonischen Tempel in der Stadt. Kurz und gut: Das ist der Geruch, der den Räuchergefäßen entströmt, bevor man sie entzündet.«
    »Du machst Witze«, sagte Eisenfuß.
    »Warst du schon mal bei einer chthonischen Zeremonie?«, fragte sie.
    »Nur einmal«, erwiderte er. »Im Süden, wo ich aufgewachsen bin, gibt's nicht viele

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