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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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dem dämmrigen Gotteshaus.
    Beim Altar angekommen, nahm Eisenfuß die Kynosure genauer in Augenschein. Sie wirkte solide und schwer und ganz und gar nicht wie ein Dekorationsstück. Mittels einer einfachen Bindung wurde sie in der Luft gehalten; so viel war auch ohne Innensicht erkennbar. Trotzdem kanalisierte er Innensicht in das Objekt und stellte fest, dass es aus einem keramischen Material bestand und innen hohl war. Was sich in seinem Kern verbarg, ließ sich aufgrund der reitischen Resonanzen indes nicht sagen. Doch was immer dieses Ding auch war, es hatte zum Zeitpunkt seiner Entstehung Unmengen an re in seinem Innern kanalisiert. Er konnte sich nicht erinnern, einen solchen Vorgang bei der Hochzeit beobachtet zu haben, an der er teilgenommen hatte, doch die lag nun auch schon eine Weile zurück.
    »Seid Ihr Meister Falores?«, kam plötzlich eine Stimme von irgendwo aus dem hinteren Altarbereich. Ein Priester in Eisenfuß' Alter kam langsam durch einen der Gänge auf ihn zu.
    »Der bin ich«, sagte Eisenfuß. »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Ihr Euch Zeit für mich nehmt.«
    »Ich bin Throen.« Der Priester verbeugte sich leicht. »Meine korrekte Anrede lautet ›Hüter‹, wenn Ihr mir diese Ehre erweisen wollt.«
    »Es ist mir eine Freude«, sagte Eisenfuß. »Ich weiß, es mag ein wenig unhöflich klingen, Hüter Throen, aber ich hab's wirklich sehr eilig und wäre dankbar, wenn wir die ganzen Artigkeiten überspringen und gleich zum Geschäft kommen könnten.«
    »Wie Ihr wünscht, obwohl mich Eure Botenfee-Nachricht ein bisschen verwirrt hat. Seid Ihr nun im Auftrag der Universität oder als Vertreter des Außenministeriums hier?«
    »Was wäre denn besser für mich?«
    Throen lächelte. Er war ein ernsthafter Zeitgenosse, sodass diese Reaktion nicht falsch verstanden werden konnte. »Ich stehe Euch in jedem Fall zur Verfügung.«
    »Danke sehr«, sagte Eisenfuß. »Ich habe ein paar wirklich sehr direkte Fragen zu Eurer Kynosure hier. Ich darf Euch zu den Gründen nicht viel verraten, kann Euch jedoch versichern, dass die Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit für die Krone ist.«
    Jetzt wirkte Throen nachgerade perplex. »Ich verstehe nicht.«
    »Erzählt mir einfach, was Ihr über dieses Objekt wisst, wenn Ihr so freundlich sein wollt.«
    »Die Kynosure«, begann er langsam, »stellt ein zentrales Symbol des chthonischen Glaubens dar.«
    »Ja, aber was ist sie genau?«
    Throen sah in verwirrt an. »Sie ist ein mystisches Dodekaeder. Zwölf Flächen - jede von ihnen steht für einen der gebundenen Götter. Fünf Seiten pro Fläche - eine jede steht für die Erde, die Luft, das Feuer, das Wasser und das re. Zwanzig Scheitelpunkte - ein jeder repräsentiert die zwanzig Stufen der Reue. Und schließlich dreißig Eckpunkte, welche für die dreißig Tugenden stehen.
    Während der Gottesdienste wird die Kynosure über dem Altar platziert; der letzte ging gerade vor einer Stunde zu Ende. Ich wollte sie gerade wieder in den Schrank zurückstellen, als Ihr hier eintraft.«
    »Eure Kynosure besitzt ein paar sehr interessante reitische Eigenschaften«, sagte Eisenfuß. »Könnt Ihr mir sagen, was sie bewirken?«
    Throen zögerte. »Ihr thaumaturgischer Zweck dient dazu ... die Gläubigen zu erleuchten. Ein paar Kräuter werden verbrannt, dazu ein einfaches Mnemonic, das ist alles.«
    Dieser Priester verheimlichte ihm etwas. »Seid Ihr sicher?«, hakte Eisenfuß nach. »Ich habe nämlich Innensicht in die Kynosure kanalisiert, und da erschien mir das Ganze ein bisschen komplexer, als Ihr es jetzt darstellt.«
    »Warum stellt Ihr mir all diese Fragen?« Throen wirkte merklich unbehaglich. »Ich freue mich natürlich, der Krone behilflich sein zu können, aber das ist alles in höchstem Maße ... ungehörig.«
    Eisenfuß war unschlüssig, wie es nun weitergehen sollte. Wie er jetzt so darüber nachdachte, wünschte er, er hätte Sela mit hierhergebracht. »Ich wollte nicht respektlos erscheinen, Hüter Throen, aber mir scheint, Euer Dodekaeder ist mehr, als Ihr mir weismachen wollt. Und ob Ihr's nun glaubt oder nicht, aber es könnte sich hierbei um die wichtigste Information handeln, die Ihr je weitergegeben habt, also bitte erzählt mir jetzt die Wahrheit.«
    »Soll das eine Drohung sein?«, fragte Throen.
    »Nein, aber es ist von ungeheurer Wichtigkeit, dass Ihr mir die Wahrheit sagt.«
    »Unserem Glauben wohnen einige tiefere Geheimnisse inne«, sagte Throen. »Nichts, was man mit jedem einfach so

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