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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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mich an!«
    Sie packte das Verfluchte Objekt und zerrte daran. Für einen schrecklichen Moment schien es, als wäre es mit ihr verwachsen, doch dann rutschte es über ihre verschwitzte Haut und fiel zum letzten Male von ihr ab.
    Ein wandte sich um.
    Er sah sie an.
    Ein Faden manifestierte sich zwischen ihnen.
    Sie kannte einen Gott.
    Er floss in sie hinein, und sie floss in ihn hinein. Sie zeigte ihm alles, was sie war, und alles, was sie hätte sein können. In vielen Wellen ließ er seinen Kummer heraus, der sie fast aufzehrte. Sie zeigte ihm ihre Kindheit, ihre hingebungsvollsten Momente im chthonischen Tempel ihrer Jugend, zeigte ihm Lord Tanens Grausamkeiten und Millas toten Körper. Sie zeigte Ein, was er war. Das ganze Ausmaß ihrer vom Verfluchten Objekt befreiten Macht. Um zu offenbaren, was wahrhaftig war. Und was jenseits dessen lag.
    Sie ließ all dies aus sich heraus, in sich hinein, durch sich hindurch. Ohne das Verfluchte Objekt, das sie zurückhielt, nahm sie alles re um sich herum in sich auf, kanalisierte es in Empathie, warf es sodann auf Ein zurück. All ihre Liebe, all ihren Verlust und was von ihrer Reinheit geblieben war.
    Alles von ihr.
    Das Ding, das in ihr herangewachsen war, das Ding, das Lord Tanen, den Doktor und den Bel Zheret getötet hatte, das war nicht in ihr drin. Das war sie.
    Und ihre letzten Gedanken waren solche reinster Liebe.
    Mauritanes Truppen erreichten das Tor und erledigten die zu Tode erschrockenen Wachen, zumindest die, welche noch übrig waren. Viele von ihnen waren schon vorher in die Stadt hineingeflüchtet.
    Draußen zogen sich die Unseelie-Truppen, nun abgeschnitten von ihrem Rückzug nach Elenth, nach Osten zurück. Fort von der Stadt und fort von der Verstärkung, die von Südwesten herannahte. Der Verlauf der Schlacht hatte sich gewendet, und mit ihm auch der Krieg. Alles hing nun von der Einszorn ab.
    Plötzlich legte sich eine merkwürdige Stille über das Schlachtfeld. Eine dieser seltenen Kampfpausen, in denen jeder Soldat in seinem Tun innehielt, sei es nun, weil er fiel oder Luft holte.
    Etwas Kleines, Dunkles schoss in den Himmel hinauf. Mauritane sah ihm nach, wie es in einem Bogen aufstieg, um dann wieder zur Erde zu fallen. Es kam direkt auf ihn zu.
    Er schloss die Augen und sprach ein Gebet an Aba. Warum auch nicht?
    In der Ferne wieherte ein Pferd. Mauritane riss die Augen auf. Ein schwarzer Klumpen in der Größe einer Apfelsine war nur wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden gelandet.
    Das Kämpfen hatte aufgehört. Jeder wusste, was nun kam. Alle kannten die Geschichte. Einszorn. Sie alle erwarteten ihren Tod.
    Doch das Ding lag einfach nur da. Kurz darauf begann es zu zischen, dann zu erzittern, dann schmolz es zu einer schwarzen Lache auseinander, die im Boden versickerte.
    Mauritane bot den verbliebenen Unseelie-Soldaten die Gelegenheit sich zu ergeben, und die nahmen dankbar an.
    Eine Stunde später flatterte die Seelie-Flagge über Elenth im Wind.
    Gegen Sonnenuntergang, während die Toten vom Schlachtfeld getragen wurden, ging Mauritane tief in Gedanken versunken durch die Reihen der gefallenen Soldaten.
    Er musste fast eine Stunde suchen, bevor er Baron Glennets Leiche fand. Er hätte sie schon früher entdeckt, wäre sie nicht unter einem toten Pferd begraben gewesen. Mauritanes Schwert lag gleich daneben im Dreck, blutig, aber unversehrt.
    Mauritane rief den erstbesten Gefreiten herbei, der in der Nähe war. »Jemand soll eine Botenfee nach Smaragdstadt entsenden.« Er wischte die blutige Klinge im Gras ab und fragte sich, wen Glennet wohl damit getötet haben mochte, und ob der betreffende Unseelie-Soldat gewusst hatte, was für eine Ehre ihm damit zuteilwurde ...
    »Berichtet ihnen, dass Baron Glennet die Truppen in die Schlacht von Elenth geführt hat und als Held des Seelie-Königreichs gefallen ist.«

42. KAPITEL
    Unsterblichkeit ist lediglich ein abstrakter Begriff.
    - Prae Benesile, Thaumaturgische Geschichte der chthonischen Religion
    Als Elenth eingenommen war, fielen die anderen am Boden erbauten Unseelie-Städte schnell unter den vereinten Kräften aus Seelie- und Annwni-Armeen. Nun, da sie keine Truppen mehr absetzen konnten, versuchten die Unseelie, eine ihrer fliegenden Städte gegen Mauritane in Stellung zu bringen, die er jedoch mit dem Geschoss vom Himmel holen konnte, das er eigens zu diesem Zweck mit in die Schlacht genommen hatte. Danach waren die Feinde gezwungen, sich geschlagen zu geben. Zwei Tage später

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