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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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unterzeichneten der Unseelie-General Ma-Hora und Mauritane den Vertrag von Elenth. In dem Abkommen wurden alle drei Bodenstädte der Unseelie an Königin Titania übergeben, womit sich ihre gemeinsame Grenze etwa achtzig Meilen nach Norden hin verschob und nun am Fuß der Tyl-Berge verlief.
    Silberdun erfuhr all dies auf seinem Weg nach Elenth, auf dem er sich mit Eisenfuß und Faella befand. Die Nachricht, dass die Einszorn versagt hatte, weil Sela mit dem, was auch immer sie getan hatte, erfolgreich gewesen war, war erfreulich, doch keinem von ihnen war nach Feiern zumute. Sie waren erschöpft und verletzt, sowohl physisch als auch emotional. Die Raumfaltung zurück in den chthonischen Tempel hatte die Kynosure zerstört, sodass es für sie von dort aus keinen Weg mehr zurück zu Sela gab. Nicht, dass einer von ihnen körperlich die Kraft dazu gehabt hätte oder ernsthaft daran glaubte, dass Sela überlebt haben könnte.
    Und doch hatte Silberdun nicht vor, die junge Frau aufzugeben. Der Ausgang des Krieges war aus vielen Gründen ein Glück, doch im Hinblick auf ihr aktuelles Vorhaben war er entscheidend. Der nächste chthonische Tempel lag in Elenth, und laut Prae Benesile besaß jede Hauptstadt ihre eigene Kynosure.
    Als sie in Elenth eintrafen, begaben sie sich auf direktem Wege zu Mauritanes provisorischem Hauptquartier im Verwaltungsgebäude der Stadt. Mauritane war sicherlich überrascht, Faella wiederzusehen, die er vor zwei Jahren als naives Töchterchen eines Mestina kennen gelernt hatte, doch wie immer ließ er sich nichts anmerken und begrüßte sie kommentarlos. Als sie sich gegenseitig zum Ausgang des Krieges beglückwünscht hatten und die Gruppe Mauritane berichtete, was in Prythme geschehen war, hob er doch tatsächlich eine Augenbraue. Und als sie ihm erzählten, warum sie nach Elenth gekommen waren, wurde er sichtlich ungehalten.
    »Das wird nicht einfach werden«, sagte er. »Die Chthoniker waren uns gegenüber außerordentlich zuvorkommend und haben viel dazu beigetragen, das Verhältnis zwischen uns und der Unseelie-Bevölkerung in dieser Stadt zu entspannen. Ich bin daher eigentlich nicht geneigt, sie zu bitten, euch in ihrem Tempel austoben zu lassen.«
    »Verständlich«, meinte Silberdun. »Man bedenke jedoch, dass wir nicht wissen, was geschah, nachdem wir Prythme verlassen haben. Was wir jedoch wissen, ist, dass die gebundenen Götter gerade ihre eingemotteten Blitze abstauben und sich auf die Vernichtung der Faelande einstimmen.«
    »Und ich schätze«, setzte Eisenfuß hinzu, »an der Militärakademie wurde Euch nicht gelehrt, was in einem solchen Fall zu tun ist, hab ich Recht, General?«
    »Ich bin gewillt, euch in dieser Sache mangels Beweisen zu glauben«, sagte Mauritane. »Tatsächlich wäre es wohl das Beste, diese Kynosure ein für alle Mal zu zerstören, wenn sie tatsächlich das tut, was ihr behauptet.«
    »Damit würden wir uns wohl keine Freunde machen«, sagte Eisenfuß.
    »Ich kam nicht nach Elenth, um mir hier Freunde zu machen«, seufzte Mauritane.
    Bei Sonnenuntergang war Eisenfuß bereit. Sämtliche Veränderungen an der Kynosure gingen ihm diesmal schneller von der Hand. Auch profitierte er von seinen Erfahrungen, die er beim ersten Mal gesammelt hatte, dahin gehend, dass er ihnen nun zu einer etwas geschmeidigeren Reise verhelfen konnte.
    Natürlich war die chthonische Priesterin über ihr Vorhaben alles andere als erfreut gewesen. Doch sie begriff auch, dass sie Mauritane im Moment nötiger brauchte als er sie, und so stimmte sie dem Plan schließlich zu.
    »Bist du sicher, dass du das willst?«, fragte Silberdun Faella.
    »Sie hat dich geliebt, weißt du?«, erwiderte Faella statt einer Antwort.
    »Ich weiß«, sagte Silberdun. »Ich denke, das ist das Mindeste, was wir für sie tun können.«
    Faella, die für die Raumfaltung zuständig war, beförderte die Gruppe diesmal nicht nur direkt in die Kammer der Götter, sondern geradewegs auf die schwebende Silberplattform, die sie erschaffen hatte, um Eisenfuß und Sela zu beschützen.
    Es war dunkel in der Halle. Und totenstill.
    Silberdun erschuf Hexenlicht, und die Kammer erstrahlte in hellweißem Schein. Ein war nicht mehr hier, sein Sockel war leer. Die anderen Götter kauerten still und reglos da.
    »Sela!«, rief Eisenfuß.
    Er kanalisierte Bewegung, und sie schwebten suchend durch die Kammer, doch Sela war fort. Das Einzige, was sie von ihr fanden, war der Reif mit Silberüberzug, den sie immer trug. Fast

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