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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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von Uvenchaud?«
    »Wie viele Fragen du doch stellen kannst.« Mutter lächelt.
    »Und? Sind sie?«
    Mutter macht ein seltsames Gesicht. »Das wird wohl so sein.«
    »Aber sind sie dann nicht auch Edelleute so wie wir?«
    Wieder lacht Mutter, lauter diesmal. Er liebt den Klang ihres Lachens. »Ja, das nehme ich an.«
    »Und warum leben sie dann nicht in einem Herrenhaus so wie wir?«
    Mutters Lächeln verblasst. Sie schaut Silberdun ernst an. »Nicht jeder, der in einem Herrenhaus wohnt, ist edel, Perrin. Das ist allein die Ansicht unserer Welt und ganz gewiss nicht die höhere Wahrheit.«
    »Bist du Arkadierin, Mutter?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Werde ich auch Arkadier sein?«
    »Wenn du ein bisschen älter bist, wirst du in der Stadt zur Schule gehen und dort viele Dinge lernen. Und dann wirst allein du entscheiden müssen, was für ein Mann du werden willst.«
    Perrin versteht nicht so recht, was Mutter damit sagen will. »Kann ich mitgehen zu den Andachten? Ich möchte hören, wie du die Gebete liest. Bitte?«
    Jetzt wird Mutter sehr, sehr ernst. »Nein, das kannst du nicht, und du darfst auch nie wieder danach fragen. Und Perrin«, fügt sie fast flüsternd hinzu, »du darfst auch nie von Aba sprechen. Oder über mein Gespräch mit Iana. Oder über die Andachten. Zu niemandem, verstehst du?«
    »Auch nicht zu Vater?«
    »Vor allem nicht zu Vater.«
    »Aber warum denn?«
    »Dein Vater und ich sind uns in den meisten Dingen einig«, sagt Mutter. »Aber in einem sehr wichtigen Punkt sind wir unterschiedlicher Ansicht.« Sie sieht so traurig aus, als sie dies sagt, und Perrin drückt sie fest an sich.
    »Könnt ihr keinen Kompromiss finden?«, fragt er. »Du sagst doch immer, wenn ich mich mit jemandem streite, soll ich versuchen, einen Kompromiss zu finden.«
    »In manchen Dingen kann es keine Kompromisse geben.«
    Perrin spürt einen Klumpen in seinem Magen. »Willst du zusehen, wie ich auf der Mauer einmal um das ganze Anwesen laufe?«
    »Aber natürlich«, sagt Mutter, und das Lächeln kehrt wieder in ihr Gesicht zurück. Sie stellt ihn auf die Füße und geht mit ihren Fingern durch sein Haar. »Du wächst so schnell.«
    »Aber du musst auch wirklich zuschauen«, sagt Perrin.
    »Komm her.« Mutter drückt ihn fest an sich, legt ihre Wange sacht auf seinen Kopf. »Mein Sonnenlicht.«
    Er dreht sich um und will schon davonstürmen, doch Mutter hält ihn am Kragen fest. »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Es ist sehr, sehr wichtig, und ich muss wissen, dass ich dir vertrauen kann.«
    »Ich verspreche es«, sagt er.
    Als er über den Südhang davonläuft, ruft Mutter ihm nach. »Und störe die Edelleute nicht bei der Arbeit an der Mauer!«
    »Das werde ich nicht!«, ruft er zurück.
    Er schafft es diesmal fast ums ganze Grundstück herum, doch beim Tor an der Rückseite stürzt er von der Mauerkrone und schlägt sich die Knie auf. Er weint, und Mutter kommt und hebt ihn auf und trägt ihn zum Haus. Dort erwartet ihn ein warmes Nachtmahl und Musik und Spiel und zuletzt die Sanftheit des Schlafs.
    Silberdun setzte sich auf. Irgendwann musste er wieder eingeschlafen sein, doch diesmal hatte ihn der Hunger geweckt. Die Tür war immer noch verschlossen, und als er dagegenhämmerte, war von Ilian oder Meister Jedron nach wie vor nichts zu sehen.
    Das war lächerlich. Was sollte das werden? Das mentale Gegenstück zu der Briefbeschwererattacke gegen seinen Kopf? Und wozu? Um ihn zu zermürben? Seine Geduld auf die Probe zu stellen? Wütend zu machen? Falls ja, dann war diese Taktik bewundernswert erfolgreich.
    Ganz offensichtlich hatte Jedron nicht die Absicht, ihn aus diesem Zimmer herauszulassen, also musste Silberdun sich selbst um einen Ausweg kümmern. Ganz gewiss hatten Everess und dieser komische, verschlossene Paet diese ganze Sache nicht in die Wege geleitet, damit Silberdun am Ende in einem Turmzimmer verhungerte wie eine verwünschte Märchenprinzessin.
    Er begann mit der Tür. Die Bänder und das Schloss bestanden aus mit Silber überzogenem Eisen. Silberduns Versuche, der Tür mit Hilfe der Elemente- oder Bewegungsmagie beizukommen, scheiterten kläglich und bereiteten ihm nur noch mehr Kopfschmerzen. Einige schmerzhafte Versuche, sie mit der Schulter aufzubrechen, waren ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt, und so versuchte er schließlich, das Schloss mit der Spitze seines Rapiers zu knacken. Mit einem Stück Draht hätte die Sache bestimmt anders ausgesehen, obgleich er keine Ahnung hatte, wie man es,

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