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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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versucht nun, sie so zu rauchen wie die Männer in der Stadt. Mit durchgestrecktem Handgelenk, wobei man die Asche lässig mit dem Daumen wegschnippen muss ...
    Von jenseits des Gartentores ist ein Schrei zu hören, und Silberdun wirft rasch die Zigarette in einen Kamelienstrauch.
    Das Gartentor fliegt auf und knallt gegen die Mauer. Das Geräusch hallt übermäßig laut in dem geschlossenen Areal wider. Ein Junge kommt in den Garten gerannt. Er wird von vier anderen Jungs verfolgt.
    Der Gejagte läuft auf Perrin zu, stolpert und landet direkt vor Silberduns Füßen. Es ist Bir, der Sohn eines Mitglieds der Teehändlergilde aus dem Westtal. Seine Eltern sollen der Schule ein Vermögen gespendet haben, damit ihr Sohn hier aufgenommen werden konnte, so hatte man es Perrin erzählt.
    »Hilfe« fleht der Junge, und dann sind die anderen auch schon bei ihm. Es sind allesamt Fünftklässler, kräftige Burschen, und Perrin hat nicht die Absicht, sich mit ihnen anzulegen.
    Ihr Anführer heißt Tremoin und ist ein Baron aus dem Hause Dequasy. Darüber hinaus ist er ein aufgeblasener Arsch und, wie Perrin mit Befriedigung festgestellt hat, ein totaler Versager in Sachen Blendwerk. Tremoin zerrt Bir auf den Rücken, setzt sich auf ihn, erhebt drohend die Faust.
    »Los jetzt, sag's schon!«, ruft Tremoin. »Sag es und ich lasse dich in Ruhe.«
    »Nein«, sagt Bir.
    Tremoin hebt den Kopf, scheint Perrin erst jetzt zu bemerken. »Oh, Perrin, wie schön, dich zu sehen. Wusstest du schon, dass Bir nicht nur ein Bürgerlicher, sondern auch ein Arkadier ist?«
    Ein Anflug von Furcht ergreift von Silberdun Besitz. »Nein, das wusste ich nicht.«
    Bir versucht sich zu befreien, doch Tremoin ist viel stärker als er.
    »Gewissermaßen als Versuch am lebenden Objekt«, fährt Tremoin fort, »hatte ich ihn aufgefordert, seinen Gott öffentlich zu verleugnen, um zu sehen, ob ihn zur Strafe der Blitz trifft und gleichzeitig herauszufinden, ob Aba ein zorniger oder milder Gott ist.«
    »Ich nehme an, er hat das abgelehnt«, sagt Perrin so ruhig wie möglich.
    »Die Naturphilosophie scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren«, meint Tremoin.
    Perrin hofft, dass Bir sich klug verhält und sich von Aba lossagt, doch Bir hat beschlossen, den Märtyrer zu spielen. Er ruft: »Ich werde Aba niemals verleugnen, weder für euch noch für die Königin höchstpersönlich!« Seine Worte hallen in dem kleinen Garten wider.
    »Ein Mann von Prinzipien«, sagt Tremoin. Er scheint äußerst zufrieden. »Jungs, lasst uns Perrin doch mal zeigen, was wir mit einem Mann von Prinzipien machen.«
    Nachdem das Ganze vorbei ist, geht Perrin in die Bibliothek und türmt wie üblich seine Schulbücher um sich herum auf. Dann nimmt er Stift und Papier aus der Tasche und beginnt seinen wöchentlichen Brief nach Hause.
    Liebe Mutter, schreibt er. Ich habe heute gesehen, wie ein Junge im Schulgarten zusammengeschlagen wurde, weil er deinen Gott nicht verleugnen wollte. Aber ich schätze, es wird alles gut, weil Aba zweifellos dem Jungen vergeben wird, der die Prügel angeordnet hat, und Bir (das ist Junge, der geschlagen wurde) seine Belohnung dafür gewiss in Arkadien erhält, wenn ›Sie, Die Da Wird Kommen erscheint in einer Rüstung aus Alabaster oder einer seidenen Robe oder was immer sie tragen wird, sobald sie erscheint.
    Und so schön das auch alles sein mag, es wird Bir, der jetzt halbtot im Spital liegt, wohl wenig trösten. Und ich muss gestehen, dass es mir schwerfällt einen Gott zu verstehen, der vor Liebe angeblich überfließt und doch nichts dagegen unternimmt, wenn einem seiner Anhänger für seinen Glauben an ihn das Gesicht eingeschlagen wird.
    Bitte grüße Vater von mir, wenn du ihn siehst, und auch Iana. Du nimmst vermutlich immer noch Befehle von deiner Dienstmagd entgegen, also behandle sie mit Respekt, wenn du ihr meine Grüße ausrichtest.
    Dein dir ergebener Sohn.
    Er unterschreibt den Brief und stopft ihn rasch in einen Umschlag, ohne ihn noch einmal zu lesen. Er packt seine Bücher wieder zusammen, geht zum Schulgebäude, wirft auf dem Weg den Brief in den Postkasten.
    Und bereut es augenblicklich.
    Die ganze Woche über wird er von Schuld getrieben, wenn er sich vorstellt, wie seine Mutter den Brief öffnet, ihn liest. Was wird sie tun? Wird sie sich aus Kummer und Enttäuschung über ihn das Leben nehmen? Wird sie in die Schule kommen und ihn vor seinen Freunden tadeln? Oder wird sie einfach nie wieder ein Wort mit ihm sprechen?
    Doch

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