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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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den Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht hatte. Und er musste erkennen, dass der geheimnisvolle Angreifer niemand anders als Jedron war. Als er auf dem Boden lag, drosch ihm Jedron - aus gutem Grund, wie Silberdun annahm - mit einem Silbertablett auf den Kopf. Alles, was darauf gestanden hatte, flog in hohem Bogen durch die Luft: Brot, Schinken, Kaffee ...
    Im nächsten Moment stand Jedron über ihm und zischte: »Tut das nie wieder!«
    »Aber ... ich dachte ...«, stotterte Silberdun. Er war verwirrt, und sein Kopf schmerzte schlimmer als je zuvor.
    »Ich weiß, was Ihr dachtet«, sagte Jedron. »Aber keine Sorge, ich habe mich des Ilian-Problems bis auf Weiteres angenommen. Er ist im Keller.«
    »Was hat er letzte Nacht bloß getrieben?«, fragte Silberdun. »Da war dieser Mann ... Ilian hat einen Mann getötet.«
    »Das geht Euch nichts an«, sagte Jedron. Er deutete auf die verstreuten Essensreste auf dem Boden. »Euer Frühstück.« Dann drehte er sich um und ging davon.

11. KAPITEL
    Man gebe acht auf zu viel Macht.
    - Fae-Sprichwort
    Sela erwachte voller Vorfreude und Ungeduld. Heute würde sie zum ersten Mal unten frühstücken. Und Everess dort treffen, der ihr von den wundervollen Dingen berichten würde, die sie fortan tun musste. Das Verfluchte Objekt schmiegte sich nach wie vor um ihren Arm und fühlte sich mehr denn je wie eine Fessel an. Sie wollte es los sein, hatte aber gleichzeitig Angst davor, es zu verlieren. Angst davor, nicht zu wissen, was sie ohne das Ding alles anstellen könnte.
    Plötzlich war sie so frustriert, dass sie etwas kaputt machen wollte. Aber das wäre unhöflich gewesen. Man hatte ihr viele Anstandsregeln eingeschärft: nicht die Suppe schlürfen; nicht mit vollem Mund reden; nicht aus lauter Ungeduld Dinge zerstören. Sie wartete.
    Ein paar Stunden später erschien Everess in Begleitung eines ältlichen Arztes. Der Doktor trug eine abgenutzte Ledertasche, die irgendwie vertraut roch. Wie der Krankenhaustrakt in Haus Katzengold. Es amüsierte sie. Der Arzt hingegen war kein angenehmer Zeitgenosse. Selbst mit dem Verfluchten Objekt an ihrem Körper konnte sie dies spüren.
    Der Doktor betrachtete sie eine Weile mit abschätzendem Blick. »Erstaunlich«, sagte er schließlich. Er hob eine Hand und berührte zögernd Selas Gesicht. Sie wollte zurückweichen, tat es aber nicht.
    »Sie wirkt so zahm«, sagte er. »So normal.«
    »Ja, sie ist ein ganz seltenes Exemplar«, pflichtete Everess ihm bei.
    »Und sie ist mit Euch in diesem Raum«, sagte Sela, »und wüsste es sehr zu schätzen, wenn man in ihrer Gegenwart nicht über, sondern mit ihr sprechen würde.«
    Der Doktor sah Everess aus weit aufgerissenen Augen an, schien nicht zu wissen, ob es ratsam war, in Selas Gegenwart zu lachen. Everess schenkte Sela ein warmherziges Lächeln, und der Doktor kicherte leise.
    »Also wirklich«, sagte der Arzt. »Einfach erstaunlich. Betrachtet meine Sorge als unbegründet, Lord Everess.«
    Sela riss sich zusammen, doch innerlich kochte sie vor Wut. Genau das hatte man auch gesagt, als man sie nach dem Desaster mit Lord Tanen und Milla ins Haus Katzengold gebracht hatte. Nach den Toten, dem Chaos, dem letzten Blick von Lord Tanen.
    Everess blickt auf die Tasche des Arztes. »Dann seid Ihr also auch der Meinung, dass keine Gefahr besteht?«
    Der Doktor beugte sich hinab und öffnete seine Tasche. »Oh, das kann ich nun nicht garantieren, Mylord. Aber ich tue, was nötig ist, das kann ich Euch versichern. Wer immer sie zu dem gemacht hat, das sie ist, hat ganze Arbeit geleistet.«
    »Ich bin hier«, sagte Sela mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich bin kein Ding, und ich wurde auch nicht ›gemacht‹.«
    Wieder schaute der Doktor Hilfe suchend zu Everess. Der Adlige lächelte zuversichtlich und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Vielleicht solltet Ihr einen Moment draußen warten«, sagte er. Der Arzt verließ das Zimmer, ließ Sela und Everess allein.
    »Es schickt sich nicht, dass Ihr und ich allein in einem Raum seid, Lord Everess.«
    Everess winkte ungeduldig ab. »Schicklichkeit! Das hat mir gerade noch gefehlt ...«
    Er bedeutete ihr, sich auf die Bettkante zu setzen. »Und jetzt hör mal gut zu, Sela. Ich verstehe, dass du es nicht magst, wenn man dich betastet und begutachtet wie ein Rennpferd. Aber du musst auch verstehen, dass du etwas ganz Besonderes und Seltenes bist.«
    »Ich bin kein Etwas, kein Ding. Ich bin eine Fae. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
    Everess sah sie

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