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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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sie tut nichts dergleichen. Als ihr Antwortschreiben ihn endlich erreicht, nimmt Perrin es mit in den Schulgarten und öffnet den Brief mit zitternden Händen. Dann liest er:
    Lieber Perrin,
    vielleicht denkst du, dass ich dir wegen deines letzten Schreibens böse bin, aber das bin ich nicht. Ich habe dir eine schwere Bürde auferlegt, und dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen.
    Vielleicht wäre ich besser so verfahren wie viele andere Elternteile und hätte es mir bei deiner Erziehung einfach machen sollen, indem ich dir kommentarlos jene Werte vermittelte, die in unseren Kreisen hochgehalten werden und dich das werden lassen, was immer die Gesellschaft von dir erwartet. Doch hätte ich das getan, hätte ich dir einen Bärendienst erwiesen. Insofern nehme ich meine Entschuldigung vielleicht wieder zurück.
    Du hast in deinem Brief dein Unverständnis in Bezug auf Aba zum Ausdruck gebracht, da er zuließ, dass dieser törichte junge Arkadier zu Schaden kam. Hier ist meine Antwort an dich: Aba hat einen wunderschönen freundlichen Jungen namens Perrin geschaffen und ihm Stärke verliehen wie auch die Gabe zu sehen, was richtig und was falsch ist. Und Er hat diesen Jungen genau dort zur Stelle sein lassen, wo es nötig war, um dem kleinen Arkadier zu helfen. Ich weiß nicht, was Er hätte noch tun sollen.
    Und nun sage du mir, wer stand einfach nur daneben und hat nichts unternommen?
    Perrins Gesicht ist rot, und seine Augen brennen. Unter Aufbietung aller Kraft produziert er eine kleine Flamme Hexenlicht - sein erstes und bis dahin einziges Meistern eines Elements - und verbrennt den Brief.
    Am nächsten Tag erfährt Perrin, dass Bir der Akademie verwiesen wurde. Perrin wird ins Büro des Schulleiters bestellt. Dort fordert man ihn auf, eine Erklärung zu unterschreiben, die besagt, dass Bir ein schwer gestörter Junge ist, der Tremoin ohne Grund angegriffen hat. Es sei das Beste für alle Beteiligten, erklärt ihm der Schulleiter, wenn Perrin sich dieser Sichtweise anschlösse. Perrin unterzeichnet die Erklärung gern. Zu wissen, dass Bir nicht mehr hier ist, erfüllt ihn mit großer Erleichterung.
    Silberdun erwachte in den Überresten seines Bettes. Er trug noch immer seine feuchten Kleider, doch die Stiefel hatte man ihm ausgezogen. In seinem Schädel hämmerte es; der schlimmste Kater aller Zeiten, wenngleich ohne die angenehmen Erinnerungen, die gemeinhin damit einhergingen.
    Die Ereignisse der letzten Nacht lagen im Dunkeln. Etwas war geschehen. Etwas Schlimmes. Aber was?
    Dunkelheit. Fackeln. Stufen. Knochen. Ilians Schiff.
    Ilian!
    Was hatte Ilian noch alles verbrochen, während Silberdun geschlafen hatte? Er hatte auf dem steinernen Plateau einen Unbekannten ermordet. War das der ominöse andere Schüler gewesen? Hatte man ihn ebenfalls betäubt? Hatte Ilian am Ende auch Jedron umgebracht? Immerhin hatte Jedron aus derselben Flasche getrunken wie Silberdun.
    Silberdun schwang sich aus dem Bett und bedauerte es schon im nächsten Moment. Ihm wurde übel, doch glücklicherweise hatte Silberdun, der erprobte Zecher, seinen rebellierenden Magen besser im Griff als manch anderer. Er tauchte den Kopf in die Waschschüssel auf dem Tisch und fühlte sich gleich ein bisschen wacher.
    Leise, wie Jedron es ihn gelehrt hatte, ging er zur verschlossenen Tür. Ebenfalls geräuschlos holte er die kleine Ahle aus seinem Stiefel. Bis zu seinem Aufenthalt in Kastell Weißenberg war Silberdun keine wirkliche Gefahr für irgendjemanden gewesen, doch das sechswöchige Studium mit Jedron hatte Früchte getragen.
    Der Gang vor seinem Zimmer war leer, die Hexenlichtwandleuchter heruntergedimmt. Allein ein wenig Tageslicht fiel durch die kleinen Fenster in der Wand. Und die Wand war so dick, dass der Korridor mithin kaum erhellt wurde.
    Aus Richtung der Wendeltreppe waren Schritte zu vernehmen. Wer immer da heraufkam, kümmerte sich einen Dreck darum, ob man ihn hörte oder nicht. Silberdun umfasste den Griff seines Messers stärker und drückte sich dicht an die Wand, so wie Jedron es ihm beigebracht hatte.
    Auf dem Treppenabsatz erschien eine Gestalt. Silberdun sah, wie ihr undeutlicher Schatten um die gerundete Ecke bog. Die Gestalt hielt etwas in der Hand. Eine Waffe? Silberdun wartete, bis die Person fast auf seiner Höhe war, dann machte er einen Satz in der Absicht, seinen Gegner in die Knie zu zwingen und ihm das Messer an die Kehle zu halten.
    Stattdessen musste er feststellen, dass man ihn zu Boden gerissen und ihm

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