Schattenspur
Leute ihrer Seele beraubt.“
Samuels blickte ihn erstaunt an, sagte aber nichts.
„Dieser Mann ist Joys Vater. Und er tut das alles nur, um Joy in seine G e walt zu bringen. In der sie sich, wie ich fürchte, in diesem Moment befindet. Ich habe keine Ahnung, was er ihr antun wird. Ich weiß nur, dass es nichts Gutes ist. Wenn Sie also etwas wissen, Ma’am, dann sagen Sie es mir bitte.“
Wayne staunte selbst, wie flehentlich das klang. Aber das war ihm im M o ment egal. Seine Sorge um Kia wuchs mit jeder Minute. Und wenn Lavender Haskell sich erneut weigern sollte, ihm zu sagen, was sie wusste, würde er sich die Informationen auf seine Weise beschaffen.
Die alte Frau grunzte überrascht. „Das hat sie mir nicht gesagt. Nur dass der Bokor die Seele ihrer Großmutter und die anderer Leute gestohlen hat und sie ihm das Handwerk legen will.“ Sie nickte. „Sie hat die Macht dazu, die kleine Joy.“ Sie legte den Kopf schief und blickte Wayne nachdenklich an. „Aber es kann nicht schaden, wenn sie Hilfe bekommt.“ Sie beugte sich vor und fixierte Wayne. „Bist du stark genug dafür, Jungchen?“
„Ich hoffe es, Ma’am. Ich hoffe es von ganzem Herzen.“ Denn wenn er versagte, wäre nicht nur Joy verloren.
Sein Smartphone klingelte. Der Anruf kam von Dr. Singer. „Entschuldigen Sie mich einen Moment. – Doktor, Sie haben hoffentlich gute Nachrichten.“
„Die habe ich, Agent Scott. Zumindest teilweise. Rupert Solomon ist wi e der bei Bewusstsein. Er ist übergangslos von seinem geistesabwesenden Z u stand ins Leben zurückgekehrt, wenn Sie so wollen. Aber …“ Sie zögerte.
„Sagen Sie nicht, dass es ihm trotzdem noch schlecht geht.“ Denn das ließ ihn Schlimmes befürchten, wenn Travis aufwachte.
„Nun“, wieder ein Zögern, „er kam zu sich und fing an zu schreien und um sich zu schlagen. Wir mussten ihn sedieren.“ Er hörte Dr. Singer tief eina t men. „Sein Gesichtsausdruck, vielmehr der Ausdruck seiner Augen, hat mir Angst gemacht. Ich gebe zu, dass mir das eine Gänsehaut verursacht hat, und ich bin einiges gewöhnt. Der Mann sah aus, als hätte er das nackte Grauen gesehen. Ich habe keine Ahnung, ob er überhaupt noch bei Verstand ist. Das wird sich zeigen, wenn das Sedativ nachlässt. Ich hoffe, dass er dann a n sprechbar ist.“
„Wie lange wird das dauern?“
„Zwei oder drei Stunden.“ Sie seufzte. „Es gibt mir zu denken, dass Mr. Solomon das vorletzte Opfer war und nicht das erste. Ich hätte erwartet, dass die Patienten in der Reihenfolge ihrer, eh, Vergiftung wieder zu sich ko m men, weil die Wirkung des Giftes nachlässt, vielmehr dessen Nachwirkungen. Selbst wenn ich die unterschiedlichen Konstitutionen der Opfer berücksicht i ge, wäre Mr. Solomon nicht als Erster erwacht; wenn meine Theorie stimmen würde, was sie offensichtlich nicht tut. Mit anderen Worten, wir wissen i m mer noch nicht mehr als vorher. Aber falls Mr. Solomon demnächst a n sprechbar ist, kann er uns hoffentlich einen Hinweis geben.“
Das hoffte Wayne auch. „Ich komme vorbei, sobald ich kann.“ Er unte r brach die Verbindung und steckte das Phone ein.
Sowohl Lavender Haskell wie auch Officer Samuels sahen ihn an.
„Geht es Ihrem Partner wieder gut?“, fragte Samuels.
Wayne schüttelte den Kopf. „Aber eines der anderen Opfer ist aufgewacht und völlig traumatisiert.“
Lavender Haskell nickte, sog an ihrer Pfeife und stieß einen Schwall Rauch durch die Nase aus. „Der Bokor hat seine Seele freigelassen.“
Wayne sah ihr in die Augen. „Aber das würde er nicht ohne zwingenden Grund tun.“
Er konnte sich nur einen Grund dafür denken: Kia. Entweder hatte sie die Seele befreit oder Durant dazu veranlasst, das zu tun. Er wagte sich allerdings nicht auszumalen, welches Zugeständnis sie dafür hatte machen müssen, falls Letzteres zutraf. Verdammt, er musste sie finden, bevor es zu spät war.
Er fasste Lavender Haskells Hand und ließ sich vor ihr auf einem Knie ni e der. „Bitte, Mrs. Haskell, wenn Sie irgendwas wissen, das mir weiterhelfen kann – das mir hilft, Joy zu finden und sie sicher wieder nach Hause zu bri n gen, dann sagen Sie es mir. Und wenn Sie was wissen, das mir hilft, Durants Opfern zu helfen, dann wüsste ich das bitte gern auch.“
Die alte Frau paffte ihre Pfeife, während sie ihn unverwandt ansah. Offe n sichtlich hatte sie auch noch nie einen Weißen erlebt, der vor ihr niederkniete. Schließlich legte sie die Pfeife zur Seite, lächelte und tätschelte
Weitere Kostenlose Bücher