Schattenspur
nur gehofft, dass Durant vielleicht was verloren hätte, das uns einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort geben kann.“
Er beendete das Gespräch und kehrte zum Wagen zurück. Kia war also höchstwahrscheinlich zurückgekommen und hatte den Stab geholt. Falls Lavender Haskell recht behielt hinsichtlich dessen Wirkung auf Durant, war Kia zumindest nicht wehrlos. Die Frage war nur, ob sie die Möglichkeit h a ben würde, ihn auch zu benutzen.
*
Louis blickte seine Tochter an, das Gesicht zu einem zufriedenen Grinsen verzogen, das einfach nicht weichen wollte. Zu groß war sein Triumph. Kianga war schon immer stark gewesen, besonders ihr Geist. Doch nun war es ihm endlich gelungen, ihre Barriere zu durchbrechen. Mehr noch, er hatte es geschafft, sie unter seinen Willen zu zwingen. Endlich.
Doch das war momentan nebensächlich. Vorher gab es noch etwas Wicht i ges zu tun. Der FBI-Agent musste weg, andernfalls würde er Louis wah r scheinlich wieder in die Quere kommen. Selbst wenn diese Gefahr nicht b e standen hätte, wäre er entschlossen gewesen, ihn zu töten. Der Kerl hatte mit Kianga geschlafen. Natürlich hatte Louis nicht erwartet, dass sie in den ve r gangenen zehn Jahren immer noch Jungfrau geblieben war. Er hatte sogar damit gerechnet, dass sie inzwischen geheiratet hatte. In welchem Fall er den Ehemann getötet hätte. Aber dieser Agent war weiß. Damit hatte er Kianga beschmutzt. Und sie hatte das auch noch erlaubt.
Nun gut. Es war nicht zu ändern. Claude würde davon nichts erfahren. Zumindest nicht, bis die Hochzeit vorüber wäre. Danach … Er blickte Kianga immer noch an. Sie stand am Campingkocher und bereitete eine Mahlzeit zu. Freiwillig. Sie war so schön wie ihre Mutter. Verdammt, warum hatte Saba ihn verraten müssen? Er hatte sie geliebt. Ihre Macht natürlich auch, die in Verbindung mit seiner in Kianga vereinigt worden war und eine Frau e r schaffen hatte, die zu Großem berufen war. Wenn Saba nicht gegen ihn gearbeitet und Kiangas Macht vergiftet hätte, indem sie und die alte Ve t tel sie Ogou weihten, er hätte mit Ehefrau und Tochter an seiner Seite längst die Zügel in der Hand, um die Geschicke von ganz Haiti zu lenken. Nach seinem Willen.
Er trat zu Kianga und blickte über ihre Schulter in den Topf, in dem sie Fleisch aus der Dose mit Dosengemüse und ein paar Gewürzen auf dem Campingkocher zu einer Mahlzeit verkochte. Wie sie den Kopf hielt, wie sie die Hände bewegte – wie Saba. Und ihr wunderschönes Haar war ebenfalls wie das von Saba. Louis sah Saba vor sich, wie sie auf der Veranda vor dem Haus saß, Kianga auf ihrem Schoß und ihr das Haar bürstete und einflocht, während sie sang – fröhlich und unbeschwert. Damals, als sie ihn noch g e liebt hatte. Er berührte Kiangas Haar. Es fühlte sich weich an. Sie sah auf. Er streichelte ihren Kopf und freute sich, dass sie vor seiner Berührung nicht zurückzuckte, wie sie das in den letzten Monaten getan hatte, bevor sie vor ihm geflohen war. Er streichelte ihre Wange und legte vorsichtig die Finge r spitzen gegen den Bluterguss, der von dem Schlag herrührte, den er ihr ve r passt hatte.
„Das tut mir leid, Kianga.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Schon gut.“ Sie wandte sich wieder dem E s sen zu.
„Es gab Zeiten, in denen du mich Papa genannt hast. Erinnerst du dich?“
„Diese Zeiten sind lange vorbei, nicht wahr? Damals war ich ein Kind. Und meine Mutter lebte noch. Deine Frau.“
„Sie war ein notwendiges Opfer“, verteidigte er sich scharf und fragte sich, warum er es für nötig hielt, sich vor seiner Tochter zu rechtfertigen. „Ich bedauere ihren Tod, glaub mir“, fügte er sanfter hinzu. In gewisser Weise war das sogar die Wahrheit. In den Momenten, in denen nicht die Wut über ihren Verrat überwog, bedauerte er Sabas Tod tatsächlich. Sehr sogar.
Sie sah ihm in die Augen. Louis hatte für einen Moment das Gefühl, dass Saba ihn ansah. Er fasste sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. Als sie ihn nicht abwehrte, nahm er sie in die Arme. Und freute sich, dass sie ebenfalls die Arme um ihn legte, wenn auch zögerlich.
„Oh Kianga, gemeinsam werden wir Großes erreichen.“
Sie ließ ihn los und schob ihn ein Stück von sich, blickte ihn ernst an. „Nicht, solange Agent Scott noch lebt. Du weißt, dass er nie aufhören würde, uns zu verfolgen. Und mithilfe seiner Gabe würde er uns auch finden. Er, beziehungsweise die FBI-Abteilung, für die er arbeitet, hat einen sehr
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