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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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ihm den dritten Gegenstand hin: ein Medizinröh r chen ohne Label. Darin befand sich eine dunkle, sandartige Substanz. „Das ist das ‚schwarze Salz’, das einzige Mittel, das die Petro vertreibt. Schütte es dem Bokor ins Gesicht. Und danach“, sie deutete auf Waynes Pistole, die er in einem Cliphalfter am Gürtel trug, wie sie gesehen hatte, als er mit nacktem Oberkörper ins Haus gekommen war, „puste ihm den Schädel weg.“
    Das würde er zwar nur im äußersten Notfall, dann aber ohne jedes Beda u ern tun. Er nickte. „Vielen Dank, Mrs. Haskell. Wenn es mir gelingt, Joy g e sund und heil und vor allem mit ihrer Seele zurückzubringen, sind Sie zur Hochzeit eingeladen.“
    Sie lachte und winkte ab. „Das meinst du doch nicht ernst, Jungchen. Was würden deine feinen, weißen Freunde dazu sagen?“
    „Auf mein Ehrenwort, Ma’am. Ich habe nicht nur weiße Freunde. Und j e der, der es wagen sollte, sich einem Gast auf meiner Hochzeit gegenüber respektlos zu verhalten, ist die längste Zeit mein Freund gewesen.“
    Wieder blickte sie ihn abschätzend an, ehe sie nickte. „Dann sieh nur zu, dass du die kleine Joy rechtzeitig findest, bevor er sie vernichtet.“
    Wayne steckte das schwarze Salz ein, drückte Lavender Haskells Hand und verabschiedete sich, nachdem er sich noch einmal bedankt hatte. Officer Samuels wartete an den Wagen gelehnt und sah ihm erwartungsvoll entgegen.
    „Konnte Tante Lavender Ihnen weiterhelfen?“
    Wayne nickte. „Zumindest hoffe ich das.“
    Er und Samuels stiegen ein. Eine Weile fuhren sie schweigend die Straßen entlang. Wayne hoffte, dass er den Eisennagel nicht benutzen musste. Z u mindest nicht gegen Kia. Er wollte ihr Freude und Zärtlichkeit schenken und sie niemals verletzten. Aber er hatte Lavender Haskell die Wahrheit gesagt. Sollte es notwendig sein, würde er das tun können. Ohne Wenn und Aber. Und ohne eine einzige Sekunde zu zögern.
    Er blickte zur Seite, als sich Officer Samuels räusperte.
    „Also, ich muss schon sagen, Agent Scott, ich hätte nicht gedacht, dass Tante Lavender Ihnen hilft. Sie ist Weißen gegenüber sehr, eh, zurückha l tend.“
    „Sie mag sie nicht. Das können Sie ruhig aussprechen, Mr. Samuels. Ich bin in dem Punkt nicht empfindlich.“
    „Ich muss sagen, ich hätte Ihnen auch nicht zugetraut, dass Sie für die alte Dame Holz hacken und sogar vor ihr niederknien.“
    „Eine Frage des Respekts. Und ehrlich gesagt, wollte ich damit auch eine Entschuldigung zum Ausdruck bringen, stellvertretend für alle weißen Arsc h löcher, die Mrs. Haskell oder irgendeinen anderen Schwarzen jemals diskr i miniert haben.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber so eine Geste heilt natürlich keine alten Verletzungen.“
    Samuels blickte ihn eine Weile von der Seite an. „Klingt so, als hätten Sie auch Erfahrung mit Diskriminierung.“
    Wayne nickte. „Sie würden sich wundern.“ Er warf Samuels einen kurzen Blick zu. „Jemand hat mir vor langer Zeit mal geraten, alle Menschen so zu behandeln, wie ich gern von ihnen behandelt werden möchte: mit Achtung und Respekt. Damit bin ich immer gut gefahren.“
    „Ich wünschte, es gäbe mehr Agents wie Sie“, platzte Samuels heraus. „So r ry, ich meine …“
    „Ich weiß, was Sie meinen. Und glauben Sie mir, meine Chefin würde I h nen uneingeschränkt zustimmen. Das tue ich auch.“
    Sie hatten die Greenwood Street erreicht. Wayne parkte den Wagen vor dem Haus der Lakers. „Ich bin gleich zurück. Muss nur kurz was überpr ü fen.“
    Er ging ins Haus, das, wie er feststellte, nicht abgeschlossen worden war. Noch eine Nachlässigkeit; an der er aber nicht unschuldig war. Er ging in den Flur, wo sein Kampf mit Kia stattgefunden hatte. Nirgends war der Stock mit dem Schlangenschädel zu sehen. Er kniete nieder, beugte sich vor und sah unter die Kommode, nachdem er die kleine Taschenlampe aus der Innent a sche seines Jacketts genommen hatte. Er entdeckte eine Menge Staubflusen darunter, aber keinen Stab. Allerdings konnte er an den Stellen, an denen der Staub verwischt war, erkennen, dass dort ein länglicher schmaler Gegenstand über den Boden gezogen worden war. Offenbar hatte jemand den Stab, der darunter gerollt war, wieder hervorgeholt.
    Wayne nahm sein Smartphone und rief Collins an. „Agent Collins, haben Ihre Leute gestern Abend irgendwas aus dem Haus der Lakers mitgenommen und asserviert?“
    Collins verneinte. „Haben wir was übersehen? Hätte dort was sein sollen?“
    „Nein. Ich hatte

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