Schattenspur
seine Wange.
„Bist ein guter Junge, Jungchen, obwohl dein Arsch weiß ist und dem FBI gehört. Ich weiß zwar nicht, ob ich dir wirklich helfen kann, aber ich werde es versuchen.“ Sie blickte Samuels an und machte eine scheuchende Handbew e gung. „Geh Holz hacken, Jungchen, und lass uns eine Weile allein.“
Samuels verließ gehorsam das Haus. Da Wayne alles Holz zerkleinert hatte, gab es für Samuels nichts mehr zu tun. Aber der würde sich schon zu b e schäftigen wissen.
Lavender Haskell stand auf und auch Wayne erhob sich. Sie bedeutete ihm, sich zu setzen und verschwand in einem Nebenraum. Als sie zurückkam, hielt sie eine Holzschatulle in der Hand, die sie auf den Tisch stellte, ehe sie sich setzte. Wieder blickte sie Wayne ernst an.
„Joy will die Macht des Bokors brechen. Sie hat einen Stab bei sich, der Damballah geweiht ist. Mit seiner Kraft kann sie die des Bokors nehmen.“
Wayne erinnerte sich, dass Kia einen Stab mit einem Schlangenschädel bei sich gehabt hatte, als er sie im Haus der Lakers gestellt hatte. Der war ihr während des Kampfes mit ihm aus der Hand gefallen. Er hatte ihn vor Sorge um Travis und Wut wegen der fehlgeschlagenen Aktion völlig vergessen. Wo war das Ding geblieben? Da Collins und seine Leute nichts davon gesagt hatten, dass sie einen solchen Stab gefunden hatten – was sie wegen seines ungewöhnlichen Aussehens mit Sicherheit getan hätten –, musste er noch vor Ort sein. Falls Kia ihn nicht inzwischen geholt hatte. Darauf konnte er sich aber nicht verlassen.
„Sie hat ihn möglicherweise nicht mehr bei sich“, sagte er.
„Hm.“ Lavender Haskell kniff nachdenklich die Augen zusammen. „Übel. Falls es so ist.“ Sie schüttelte den Kopf. „Joy würde sich dem Bokor nie ste l len ohne diesen Stab. Ohne Damballahs Schutz hat sie keine Chance gegen ihn.“
Wayne wurde flau. Er konnte nur hoffen, dass Kia zum Haus der Lakers zurückgekehrt war und den Stab geholt hatte. Er würde das überprüfen, b e vor er ins Krankenhaus fuhr.
Lavender Haskell öffnete die Schatulle, hielt den Deckel aber hochgeklappt, dass Wayne nicht sehen konnte, was sich darin befand. Sie wühlte eine Weile darin herum und legte schließlich drei Gegenstände auf den Tisch. Sie klappte die Schatulle zu und sah Wayne bedeutungsvoll an.
„Was bedeutet dir die kleine Joy, Jungchen?“
Wayne machte nicht einmal den Versuch zu leugnen, dass sein Interesse an Kia in erster Linie anderer als beruflicher Natur war. „Ich liebe sie. Und ich werde alles tun, um sie zu beschützen.“
Die alte Frau grunzte. „Hm.“ Sie nahm ein kleines, in dunklen Stoff gew i ckeltes Päckchen und schob es Wayne hin. „Das ist ein Ouanga-Beutel. Er wird dich beschützen. Trage ihn ständig und verlier ihn nicht. Niemand darf ihn sehen, niemand darf ihn berühren außer dir. Sonst verliert er seine Wi r kung.“
Wayne nahm das Päckchen, wandte Lavender Haskell den Rücken zu und öffnete es. Darin lag ein roter Stoffbeutel, der mit einem Lederband ve r schnürt war. Wayne hängte ihn sich um den Hals, öffnete seine Krawatte und die obersten Hemdknöpfe und verbarg den Beutel unter seinem T-Shirt. Anschließend drehte er sich wieder um. „Danke, Mrs. Haskell.“
Sie schob ihm den zweiten Gegenstand hin: einen Hufnagel von ung e wöhnlicher Größe – fast so lang wie Waynes Hand – und mit einer für solche Nägel ungewöhnlich scharfen Spitze. „Reines Eisen, Jungchen. Falls Joy u n ter den Bann des Bokors geraten ist, musst du ihr diesen Nagel in den Körper stechen. Irgendwo, wo er keinen allzu großen Schaden anrichtet. Aber ihr Blut muss für einige Zeit mit dem Nagel in Berührung kommen.“ Sie beugte sich vor und blickte ihm scharf in die Augen. „Wirst du das tun können, Jungchen?“
Allein der Gedanke, Kia auf diese oder irgendeine andere Weise zu verle t zen, drehte ihm den Magen um. Aber: „Wenn es wirklich sein muss, werde ich das tun. Welche Wirkung soll das haben?“
Wieder einmal zögerte die alte Frau und überlegte, was sie ihm sagen kon n te und was nicht. „Joy ist Ogou geweiht, dem Krieger-Loa, der auch das E i sen beherrscht. Wenn der Bokor sie im Bann hält, wird nur der Kontakt mit heiligem Eisen in ihrem Blut Ogou in sie rufen und den Einfluss des Bokors vertreiben.“ Sie nickte. „Ihr werdet Ogous Hilfe brauchen.“
„Dann werde ich es tun.“ Allerdings nur, wenn es keine andere Option mehr gab. Er steckte den Nagel in die Jackentasche.
Lavender Haskell schob
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