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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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weit reichenden Arm und Sonderbefugnisse. Die würden uns auch noch in Haiti verfolgen.“
    Er legte die Hand in ihren Nacken. „Darum werden wir dafür sorgen, dass er dazu nicht mehr in der Lage sein wird.“ Er streichelte ihren Nacken. „Wir haben so viel Zeit verloren. Aber wir können sie nachholen. Wenn du selbst den Mann tötest und seine Seele den Petro schenkst, wird es dir leichtfallen, an die Spitze ihrer Priesterschaft zu gelangen. Und wenn du erst Claude g e heiratet hast …“
    Sie legte nachdenklich den Kopf schräg. „Claude. Wie geht es ihm?“
    Louis atmete erleichtert auf. Er hatte die Hand nicht zum Spaß in Kiangas Nacken gelegt. Er fühlte mit den Fingerspitzen ihren Herzschlag am Hals und konnte an dessen Rhythmus erkennen, in welcher Stimmung sie sich befand. Ob sie ihn zu täuschen versuchte. Doch ihr Puls schlug ruhig und gleichmäßig ohne Abweichung. Auch jetzt behielt er seinen Rhythmus bei. Sie stand also tatsächlich auf Louis’ Seite. Er hoffte, dass das so blieb und dass es ihm gelungen war, Ogous Einfluss auf sie weit genug zurückzudrä n gen, dass der Rest nicht mehr ausreichte, um sie noch zu beeinflussen.
    „Claude vermisst dich. Er kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen. Er ist auf dem Weg hierher.“
    Kianga lächelte. Ein gutes Zeichen. Sogar ein sehr gutes. Gleich darauf wurde sie ernst. „Der Agent, Papa. Wir müssen uns um ihn kümmern. Heute noch.“
    Sie hatte Papa gesagt. Louis verspürte ein Gefühl, das seine Brust eng we r den ließ. Er nahm Kianga erneut in die Arme, drückte sie an sich und küsste sie auf die Stirn. „Oui, ma petite, wir werden uns um ihn kümmern.“ Er strich ihr über die Wange. „Aber erst essen wir was.“
    Kianga lächelte und stellte den Topf auf den Tisch.
     
    *
     
    Wayne blickte Rupert Solomon an und empfand tiefes Mitgefühl. Eigentlich sollte er sich solche Regungen verkneifen und, wie es die Vorschrift verlan g te, professionelle Distanz wahren. Aber an dem Tag, an dem er nicht mehr mit einer gequälten Seele oder einem körperlich geschundenen Menschen mi t fühlte, würde er den Job aufgeben.
    Als Wayne mit Samuels im Krankenhaus angekommen war, begann Sol o mon, wieder zu sich zu kommen. Wayne teilte Dr. Singers Einschätzung, dass noch nicht absehbar war, ob der Mann noch bei Verstand war oder ob er jemals wieder in der Lage sein würde, einen Satz zu formulieren, der einen Sinn ergab. Gegenwärtig befand er sich in einem Zustand von Dauerpanik. Er klammerte sich krampfhaft mit beiden Händen an dem weißen Bettzeug fest und stieß bei jedem Schatten, der sich in seinem Blickfeld bewegte, einen entsetzten Schrei aus.
    „Ich kann ihn nicht lange wach halten, Agent Scott“, sagte Dr. Singer. Er hörte ihr an, wie besorgt sie war. „Das belastet ihn zu sehr. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich beeilen würden.“
    „Selbstverständlich, Doktor.“
    Er trat an das Bett. Schon die Bewegung genügte, dass Solomon erneut e i nen Schrei ausstieß, sich noch fester in die Bettdecke krallte und wimmerte.
    „Mr. Solomon?“ Keine Reaktion. Doch in seinen Augen stand das nackte Grauen. Wayne hatte schon manches gesehen, aber ein solches Entsetzen noch nie. „Mr. Solomon, Ihrer Familie geht es gut. Und Ihrer Schwester und deren Familie auch. Sie sind in Sicherheit.“
    Falls Solomon ihn verstand, gab er das nicht zu erkennen. Wayne zog einen Stuhl ans Bett und setzte sich.
    „Agent Scott, bitte.“ Erica Singer schüttelte den Kopf.
    „Nur einen Moment noch, Doktor. Dauert nicht länger als eine Minute.“
    Er blickte Solomon in die Augen und wappnete sich gegen das, was er wahrscheinlich sehen würde, wenn er dessen Geist berührte. Trotzdem war er nicht auf das gefasst, was ihm begegnete, als er seinen Geist öffnete und Solomons Gedanken zu lesen versuchte. Dessen Empfindung nur Panik zu nennen, wurde dem nicht mal im Entferntesten gerecht. Solomons Angst überflutete ihn als eine Welle von Dunkelheit, absoluter Dunkelheit, Kälte und einem so intensiven Verlangen nach der schützenden Umarmung seiner Mutter, dass Wayne sich beherrschen musste, den Mann nicht stellvertretend für sie in die Arme zu nehmen, um ihm den Halt zu geben, den Solomon so dringend brauchte.
    Was immer mit ihm geschehen war, es hatte sämtliche Urängste in ihm ausgelöst, am intensivsten die Angst vor Dunkelheit. Eindrücke von graue n haften Monstren, die ihn verfolgten und zu verschlingen versuchten, Tode s angst und die Angst, völlig

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