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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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beherrschen, um nicht die Hüttentür aufzureißen und blindlings hineinzustürmen. Möglicherweise war das genau das, worauf D u rant wartete. Aber wo war der Kerl? Er konnte ihn nirgends entdecken. Das Licht in der Hütte, das von einer Campinglampe herrührte, war gedimmt und verbreitete nicht genug Helligkeit, dass er den ganzen Innenraum sehen konnte. Das hätte er nicht mal gekonnt, wenn die Scheibe nicht so dreckve r krustet gewesen wäre.
    Er lauschte noch einmal und blickte sich aufmerksam um. Soweit er es im Dunkeln sehen und mit seinen geschulten Sinnen erfassen konnte, war hier draußen niemand außer ihm. Er schlich zur Tür und brachte sein Gesicht dicht vor den Türknauf. Falls daran irgendetwas angebracht worden war, das jedem, der die Tür zu öffnen versuchte, eine böse Überraschung bescherte, konnte er es nicht sehen. Das wollte natürlich nichts heißen. Durant hatte Willard Drake mit Kontaktgift umgebracht, und falls er die Tür präpariert hatte, ließ sich das im Dunkeln mit bloßem Auge sowieso nicht erkennen.
    Wayne ging kein Risiko ein, sondern fasste den Knauf mit dem Ärmel se i ner Jacke an, den er über die Hand zog. Die andere Hand steckte er in die Tasche, in der er den Behälter mit dem schwarzen Salz hatte. Das Gefäß besaß einen Schnappdeckel, den er mit einem Finger in einer Sekunde öffnen konnte, wenn es sein musste.
    Er drehte den Knauf. Die Tür war nicht verschlossen. Inch für Inch schob er sie auf und hielt inne, als sie quietschte, rechnete damit, dass Durant aus irgendeinem Schatten herausspringen und sich auf ihn stürzen würde. Nichts geschah. Auch Kia rührte sich nicht. Wayne wusste, dass sie lebte, und übe r stürzte nichts. Stattdessen schob er die Tür weiterhin sehr langsam auf. Blic k te immer wieder hinter sich, um sich zu vergewissern, dass Durant nicht doch draußen lauerte und sich bisher lediglich ruhig verhalten hatte, um seine Chance abzupassen. Aber da war niemand.
    Wayne machte einen Schritt in die Hütte, wobei er den Knauf festhielt, denn hinter der Tür war der beste Platz, sich zu verstecken, um jeden anz u greifen, der hereinkam. Er konnte den ganzen Raum einsehen bis auf den Teil unmittelbar hinter der Tür und sah nur Kia.
    Mit einem Satz sprang er in die Hütte, schlug die Tür zu und fuhr herum. Durant stand vor ihm, die Augen rot schimmernd, das Gesicht triumphierend verzogen und die zur Faust geballte Hand erhoben, mit der er eine Bewegung machte, als wollte er etwas auf Wayne werfen. Wayne riss das schwarze Salz aus der Tasche, schnippte den Deckel vom Gefäß und schleuderte Durant dessen Inhalt entgegen. Das grauschwarze Pulver traf ihn ins Gesicht. Durant brüllte und taumelte zurück. Seine Faust öffnete sich. Daraus rieselte ein helles Pulver – mit Sicherheit dasselbe, mit dem er Travis angegriffen hatte.
    Bevor Wayne Durant unschädlich machen konnte, hörte er hinter sich ein Geräusch. Reflexartig fuhr er herum und duckte sich. Gerade rechtzeitig, um dem Knüppel auszuweichen, den Kia gegen seinen Kopf schwang. Ihre A u gen schimmerten ebenso rot wie Durants. Verdammt, sie machte mit ihrem Vater gemeinsame Sache!
    Er fing ihren Schlag ab, entwand ihr den Knüppel und hielt ihre Hände fest. „Kia, komm zu dir! Ich bin es!“
    Etwas am Ausdruck in ihren Augen sagte ihm, dass sie nicht vollständig im Bann dessen stand, was Durant mit ihr gemacht hatte. Sie wehrte sich und versuchte, sich von ihm loszureißen. Er legte ihre Hände zusammen, dass er sie mit einer Hand halten konnte, griff mit der anderen in die Jackentasche und zog den Eisennagel heraus. Ohne zu zögern, stach er ihn Kia in den Arm. Ihr Schmerzensschrei tat ihm in der Seele weh. Doch die Attacke zeigte die gewünschte Wirkung. Ihr Blick klärte sich.
    „Welchem Loa bist du geweiht, Kia? Sag seinen Namen!“
    Ein Schlag traf Wayne in den Nacken und warf ihn zu Boden. Durant hatte sich weit genug von der Wirkung des schwarzen Salzes erholt, um ihn anz u greifen. Der Bokor brüllte vor Wut und machte fahrige Bewegungen, die darauf hindeuteten, dass er nicht richtig sehen konnte. Aber er nahm noch genug wahr, um Wayne, der vom Boden hochzukommen versuchte, einen Tritt in die Seite zu verpassen. Der schmerzte so stark, dass er Wayne mögl i cherweise eine Rippe oder mehrere gebrochen hatte. Er biss die Zähne z u sammen, ignorierte den Schmerz, warf sich herum und riss seine Pistole aus dem Halfter. Die Bewegung stach wie ein Messer in seiner geschundenen Seite.

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