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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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großes Wunder, als ihr bewusst wurde, dass es schon lange dunkel war. Louis hatte am Vormittag mit Claude telefoniert. Offenbar war der tatsächlich sofort nach dem G e spräch aufgebrochen. Da man von Port-au-Prince bis Savannah mit dem Flugzeug nicht länger als ungefähr fünf oder sechs Stunden brauchte, war er bereits da. Und leider zum falschesten Zeitpunkt angekommen. Wie viel hatte er mitbekommen?
    Sie brauchte Zeit, um sich eine Strategie zu überlegen. Aber sie konnte nicht klar denken. Was immer Louis mit ihr gemacht hatte, nachdem er die Mauer um ihre Gedanken durchbrochen hatte, es hatte die dunkle Seite in ihr aktiviert, die sie durch die Blutsverwandtschaft mit ihm in sich trug. Nac h dem Ogou ihren Körper wieder verlassen hatte, brandete sie erneut auf. Und die Petro lauerten nur darauf, sich ihrer zu bemächtigen. Sie fühlte es deu t lich. In ihrem gegenwärtigen geschwächten Zustand hatte sie dem nicht viel entgegenzusetzen. Der Gedanke, dass sie wieder in die geistige Umnachtung fallen würde, die sie veranlasst hatte, Wayne anzugreifen, machte ihr Angst. Sie musste die Dunkelheit besiegen, egal wie, ehe sie noch einmal von ihr Besitz ergreifen konnte. Vor allem aber durfte sie Claude nicht merken lassen, dass sie irgendetwas für Wayne empfand. Viel wichtiger war jedoch, sein Leben zu retten, denn Claude würde ihn garantiert töten wollen.
    Claude blickte sich um. „Was ist hier passiert?“
    Kia streckte ihm die Hand entgegen. Er nahm sie und half ihr auf die Be i ne. Sie schwankte. Er stützte sie, damit sie nicht fiel. Sie zuckte zusammen, als er die Wunde berührte, in die Wayne den Eisennagel gestoßen hatte. Wo war das Ding geblieben?
    Claude bemerkte ihre Verletzung und stieß einen zornigen Laut aus. „Dafür wird der weiße Hund bezahlen!“ Er ballte die Faust und blickte hasserfüllt auf Wayne.
    Kia warf einen Blick auf Louis. Wayne hatte hervorragend gezielt. Ein Schuss hatte ihn direkt zwischen die Augen getroffen, drei weitere mitten ins Herz. Und da er ihm vorher das schwarze Salz ins Gesicht gestreut hatte, war Louis’ Macht gebrochen. Für alle Zeiten. Selbst wenn Guede Nimbo seine Seele in einem anderen Körper in diese Welt zurückschickte, sie würde nie wieder Macht erlangen können.
    Claude folgte ihrem Blick und zischte wütend. „Dafür wird der weiße Drecksack erst recht bezahlen.“ Er sah sich in der Hütte um. Sein Blick fiel auf die Axt, die an der Wand lehnte. Er nahm sie und ging auf Waynes b e wusstlosen Körper zu.
    „Halt!“, befahl Kia. „Er gehört den Petro. Ich werde ihn töten. Niemand sonst.“
    Claude sah sie fragend an.
    Sie nahm ihm die Axt aus der Hand und warf sie zur Seite. „Und was sich hier abgespielt hat“, sie zuckte mit den Schultern, „ist nicht das, was du denkst.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Du weißt doch, dass das Ritual für die Erlangung der Macht der Petro ein Blutopfer erfordert.“ Sie deutete auf Louis.
    Claude blickte sie ungläubig an. Seine Augen weiteten sich. Dann lachte er. „Oh Kianga, Kianga! Ja, du bist würdig, die Königin des Bizango zu sein. Tötest den eigenen Vater und nimmst ihm seine Macht.“
    Er legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Mit den Fingern fuhr er ihr durch das Haar. Als er sie küssen wollte, wandte sie das Gesicht zur Seite.
    „Dafür ist nicht der richtige Zeitpunkt, Claude. Ich muss den blanc töten, um in den Vollbesitz meiner Macht zu gelangen. Alles andere muss warten.“
    Claude, der als Papaloa des Bizango wusste, wie wichtig die Einhaltung so l cher Rituale war, machte keinen Versuch, ihr das auszureden. „Was brauchst du? Wie kann ich dir helfen?“
    Kia sah sich um. Die Campinglampe auf dem Tisch verbreitete nur wenig Licht. Wo war der Eisennagel?
    „Ich brauche das geweihte Werkzeug, das ihn den Petro schenkt, wenn ich ihn damit töte. Es ist mir runtergefallen, als der blanc mich angegriffen hat.“
    Da Claude darauf nicht reagierte, hatte er wohl nicht mitbekommen, dass Wayne sie wie eine Freundin im Arm gehalten hatte . Gut. Das ve r schaffte ihr Zeit. Sie nahm die Lampe vom Tisch und leuchtete den Boden aus. Dabei überlegte sie fieberhaft, was sie tun könnte, um Claude zu täuschen. Sie kon n te Wayne nicht töten. Aber Claude war ein Hohepriester des Bizango. Er würde den Betrug spüren.
    Er fasste sie am Handgelenk und zog sie zu sich heran. Er hatte bereits Verdacht geschöpft, wie sie an dem misstrauischen Ausdruck seiner Augen sah.
    „Ich

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