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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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atmete auf. „Guten Tag, Agents.“
    Sie verzichtete darauf, sie zur Tür zu begleiten und überließ das Pete. Wie sie befürchtet hatte, drehte sich Agent Scott noch einmal um und sah sie an, bevor er den Laden verließ. Diesmal hatte sein Blick nicht Bedrohliches, La u erndes mehr, sondern wirkte nachdenklich und wie um Entschuldigung bi t tend, dass er hart zu ihr gewesen war. Aber wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein. Es gelang ihr, seinem Blick standzuhalten, ohne mit der Wimper zu zucken. Trotzdem atmete sie erleichtert auf, als er endlich draußen war und Pete die Tür hinter ihm schloss. Sie hoffte inbrünstig, dass sie ihn nie wiede r sehen musste. Leider standen die Chancen für die Erfüllung dieses Wunsches überhaupt nicht gut.
     

3.
     
     
    W
    ayne betrat sein Hotelzimmer, verriegelte die Tür und ging unter die Dusche. Savannahs hochsommerliche Temperat u ren in Verbindung mit dem dunklen Anzug und der Krawa t te, die er vorschriftsmäßig zu tragen hatte, waren eine schweißtreibende A n gelegenheit. Und ein Agent, der anders als wie aus dem Ei gepellt aussah, ging im Dienst gar nicht. Die Bevölkerung musste auf den ersten Blick einen Ei n druck von Kompetenz und Seriosität bekommen; so der dahinterstehende Gedanke.
    Hier hatte das allerdings eher eine einschüchternde Wirkung, besonders wenn die betreffenden Agents Weiße waren und schwarze Familien befra g ten. Trotz aller Liberalisierung und der Antidiskriminierungsgesetze waren die alten Strukturen hier im Süden noch aktiv. Gerade bei der älteren Bevölk e rung waren weiße Polizisten Leute, denen man nicht trauen durfte, erst recht nicht, wenn sie zum FBI gehörten. Das hatte auch Officer Samuels nicht entschärfen können, obwohl er sich die größte Mühe gegeben hatte. Zwar war es Wayne gelungen, beim Besuch der Angehörigen der anderen drei O p fer das Eis durch die intensiv ausgespielte Charmekarte etwas zu brechen, aber er blieb in ihren Augen ein FBI-Agent, der nur darauf aus war, unschu l digen Leuten eins reinzuwürgen. Sympathisch, aber trotzdem aufs Reinwü r gen aus.
    In solchen Situationen verstand er sehr gut, warum Cecilia O’Hara ihre A b teilung immer wieder psychologisch drillte und alle Agents regelmäßig zu Benimm-Kursen schickte, in denen sie nicht nur lernten, auf die unterschie d lichen Mentalitäten der Bevölkerung einzugehen. Ihnen wurde auch beig e bracht, was bei den jeweiligen Ethnien an Höflichkeitsregeln zu beachten war. Vor allem, dass sie jeden Menschen als einen gleichwertigen und bis zum Beweis des Gegenteils unschuldigen Partner zu respektieren hatten. Dem hatten sie gemäß dem Credo des FBI zu dienen, zu helfen und ihn zu schü t zen und nicht wie einen Verbrecher zu behandeln. Bei Wayne und Travis rannte sie mit so einem Kurs offene Türen ein, aber manche Kollegen hatten ihn in der Tat nötig.
    Die Befragung der Angehörigen hatte nichts ergeben. Die Leute waren von der Arbeit nach Hause gekommen und hatten die Opfer in dem besagten Zustand gefunden. Nichts deutete auf einen Einbruch hin, was darauf schli e ßen ließ, dass sie dem Täter die Tür geöffnet hatten. Zumindest nach dem herkömmlichen Kenntnisstand der hiesigen Polizei. Wayne und Travis wus s ten schließlich nur allzu gut, dass es ein paar Menschen und erst recht eine Reihe von anderen Wesen wie Dämonen gab, die teleportieren konnten oder Mauern auf andere Weise durchdrangen.
    Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass der Mann, dessen Bild Travis skizziert hatte, der Schlüssel zu diesen Fällen war. Und dass Joy Renard ihn kannte. Nicht nur als unheimlichen Beobachter. Sie wusste erheblich mehr, als sie zugegeben hatte. Und sie hatte Angst. Die Frage war, ob sie sich vor dem Mann fürchtete oder davor, dass das FBI ihre Verstrickung in die Sache aufdecken könnte. An die wollte er aber nicht glauben.
    Die Begegnung mit Joy Renard hatte etwas in ihm ausgelöst, das ihn z u tiefst verwirrte. Während er sich einseifte, versuchte er das zu analysieren. Es lag bestimmt nicht daran, dass ihre Schönheit ihn beeindruckt hatte, beso n ders ihre Gesichtszüge, die denen einer afrikanischen Göttin glichen, auch wenn ihre Lippen nicht übermäßig voll waren und ihre milchkaffeebraune Haut einen honiggoldenen Schimmer besaß. Erst recht lag es nicht an ihrem Körper, dessen Bewegungen ihren Beruf verrieten: geschmeidig, harmonisch, in einer Weise gleitend, als würde sie jeden Moment abheben und fliegen. Er brauchte nur die

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