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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Augen zu schließen, um sie vor sich zu sehen, als stünde er ihr gegenüber. Sah ihr lockiges Haar, das ihr wie eine Mähne aus schimmer n dem Obsidian über die Schultern fiel und ihr die Aura einer Kriegerin verlieh. Ein Eindruck, der durch ihre Augen verstärkt wurde. Dunkelbraun, fast schwarz, mit einem rötlichen Schimmer, wenn das Licht darauf fiel, als glühte in ihnen ein Feuer. Bei ihrem Anblick hatte er das Gefühl gehabt, als wäre sie von einem funkelnden Licht umgeben, das ihm vertraut war. Als wäre Joy ihm vertraut, obwohl er sie nie zuvor gesehen hatte. Er versuchte gar nicht erst, sich einzureden, dass das eine ganz normale Reaktion auf eine schöne Frau war; schließlich war er schon oft auf Anhieb von einer Frau fasziniert und schon ein paar Mal schwer verliebt gewesen. Mit Joy Renard lag die S a che anders.
    Er ließ das warme Wasser über seinen Körper laufen und gab sich der Ill u sion hin, die Wärme käme nicht vom Wasser, sondern von Joys Körper, den er umarmt hielt. Joy – die Freude. Sein Körper reagierte augenblicklich mit einer harten Erektion auf die Fantasie. Er seufzte und bereitete dem ein E n de, indem er das warme Wasser zu- und das kalte aufdrehte. Das ernüchterte ihn wie erwartet. Fantasie hin oder her, Joy Renard war eine potenzielle Ve r dächtige. Selbst wenn sie das nicht gewesen wäre, verboten die Vorschriften eine persönliche Beziehung oder auch nur einen One-Night-Stand mit einer Zeugin während einer laufenden Ermit t lung. Davon abgesehen, wenn er sich ins Gedächtnis rief, wie Joy – Ms. Renard – auf ihn reagiert hatte, war er wohl der letzte Mensch auf der Welt, mit dem sie sich einlassen würde. Auch ohne ihre mögliche Verstrickung in diesen Fall.
    Er trocknete sich ab und zog sich an. Jeans und Polohemd diesmal, denn für die Besprechung mit Travis brauchte er sich nicht in Schale zu werfen. Als er fünf Minuten später zum Zimmer seines Partners ging, traf er vor der Tür mit dem Zimmerservice zusammen, der das Essen brachte, das Travis offe n bar bestellt hatte. Auch sein Partner hatte geduscht, wie seine noch feuchten Haare bewiesen. Travis schob den Servierwagen zur Sitzecke des Zimmers und setzte sich in einen Sessel. Wayne nahm im anderen Sessel Platz. Das Hilton Garden Inn, 321 West Bay Street, in dem O’Hara sie untergebracht hatte, lag nicht allzu weit von der River Street entfernt und sozusagen im Zentrum des Gebietes, in dem die Übergriffe stattgefunden hatten. Das mochte sich noch als Vorteil erweisen.
    „Du ahnst nicht, was ich in der Retrospektion im Laden von Mrs. Renard gesehen habe.“ Travis sah ihn bedeutsam an, nachdem er sich an einem dick mit Grillfleisch belegten Sandwich gütlich getan und das Ganze mit einem Kaffee hinuntergespült hatte. Sie hatten darauf verzichtet, sich unterwegs darüber auszutauschen, denn die Fahrt zu den drei übrigen Familien war zu kurz gewesen für eine ausführliche Besprechung.
    „Den Mann, den du gezeichnet hast.“
    Travis nickte. Die Fähigkeit, Porträts von Personen zu zeichnen, die er in der Retrospektion sah, verdankte er Sam. Die Dämonin hatte ihnen beiden einen Freundschaftsdienst erwiesen, indem sie Travis mit einem Zauber die zeichnerische Gabe schenkte und Wayne eine größere Reichweite seiner T e lepathie.
    „Ms. Renard kennt ihn. Ihre Großmutter ebenfalls.“
    Wayne blickte ihn gespannt an und nahm sich noch ein Sandwich, diesmal eins mit Putenfleisch und Käse.
    „Alma Renard saß gestern Abend, nachdem ihre Enkelin gegangen war – die übrigens keineswegs ihre Handtasche im Laden vergessen hatte –, im Beratungszimmer und hat ein Knochenorakel befragt. Hat ihr nicht gefallen, was sie darin erkannt hat. Dann ist dieser Mann gekommen. Sie haben über irgendwas geredet.“ Travis seufzte. „Leider kann ich in der Retrospektion solche Dinge nicht hören.“ Er nickte bedeutsam. „Mrs. Renard ist eine sehr mutige Frau. Sie hatte ein Messer auf dem Tisch liegen und hat versucht, den Kerl damit zu erstechen, obwohl er über einen Kopf größer und mindestens doppelt so stark ist wie sie. Mann, das hättest du sehen sollen. Der Frau möchte ich nicht im Dunkeln begegnen, wenn sie mies drauf ist.“
    Wayne lachte. „Du und Angst vor einer alten Frau? Was ist nur aus dir g e worden?“
    Travis schnitt eine Grimasse. „Nicht Angst, sondern Respekt. Und den verdient sie. Wenn sie nur ein bisschen schneller gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich Erfolg gehabt.“
    „Aber es hat

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