Schattenspur
nicht geklappt.“
Travis schüttelte den Kopf. „Sie hatte nicht die geringste Chance. Der Typ hat sie mit einem Stock geschlagen, der so aussieht.“ Er reichte Wayne eine Zeichnung, die er inzwischen angefertigt hatte.
Wayne erkannte diese Art von Stock auf den ersten Blick. „Ein Stab der Macht. Wir haben es hier also mit einem Voodoomann zu tun.“
Travis nickte. „Ich habe das schon der Chefin mitgeteilt und sein Bild übermittelt. Sie meldet sich, sobald eine Identifizierung vorliegt. Oder sagt uns, dass niemand ihn kennt.“ Er winkte ab. „Er hat Mrs. Renard, nachdem sie durch den Schlag wehrlos war, ein Pulver ins Gesicht geblasen und ihr in die Augen gesehen. Daraufhin ist sie katatonisch geworden. Anschließend hat er ihr ein Armband abgenommen. Und jetzt kommt es.“ Er blickte Wayne an. „Er hat eine Botschaft hinterlassen.“
Wayne setzte die Kaffeetasse ab. „Davon hat uns die Polizei nichts gesagt.“ Er schob sich den letzten Bissen Sandwich in den Mund und schenkte sich Kaffee nach.
Travis lehnte sich zurück und griff nach seiner Tasse. Er stellte fest, dass sie leer war, und hielt sie Wayne hin, der sie ebenfalls auffüllte, ehe er die Kanne auf die Wärmeplatte zurückstellte. „Weil sie davon nichts gewusst hat. Der Mann hat einen Zettel mit dem Messer auf den Tisch gepinnt und ist gega n gen. Fünf Minuten später taucht Joy Renard auf. Sie hat soweit die Wahrheit gesagt. Verschwiegen hat sie, dass sie den Zettel gefunden und eingesteckt hat. Und ihr Gesichtsausdruck in dem Moment konnte einem schon Angst machen.“ Er nickte Wayne zu. „Was hat sie gedacht?“
Wayne sah Travis in die Augen. „Ich habe keine Ahnung.“
Travis lachte und schüttelte den Kopf. „Mann, erzähl mir nicht, dass du so gefangen warst von ihrem Anblick, dass du vor lauter Konzentration auf ganz andere Körperteile vergessen hast, dass dein Gehirn der Telepathie mächtig ist.“ Er grinste. „Ich meine, so wie du die Lady angesehen hast …“
Wayne ging nicht auf den Scherz ein. Unter anderem deshalb nicht, weil er der Wahrheit recht nahe kam. „Ich konnte ihre Gedanken nicht lesen. Ich bin bei ihr gegen eine Mauer gestoßen. Anders kann ich es nicht beschreiben. Es war mir unmöglich, sie zu durchdringen.“
Er hatte es dreimal versucht und war jedes Mal gegen eine mentale Wand geprallt. Seine Versuche hatten sowohl ihr wie ihm Kopfschmerzen veru r sacht. Einerseits tat ihm das leid, denn aus ihm unerfindlichen Gründen ve r spürte er den Impuls, ihr in keiner Weise wehzutun. Andererseits hatte er genau gewusst, dass sie etwas zu verbergen hatte, was den Symp a thiefaktor dämpfte.
Travis pfiff durch die Zähne. „Gibt es dafür eine Erklärung?“
Er nickte. „Sam hat mir mal gesagt, dass manche Menschen einen natürl i chen Schutz um ihren Geist haben, dessen sie sich nicht bewusst sind.“ Er grinste flüchtig. „Bei denen versagen dann einige von ihren Zaubern, was sie jedes Mal gewaltig ärgert.“ Er wurde ernst. „Ich denke, was für Magie gilt, trifft auch auf meine Gabe zu. Ich stimme dir aber uneingeschränkt zu, dass Joy Renard einiges zu verbergen hat. Sie hat mehr als einmal gelogen, und sie kennt den Mann, der ihre Großmutter angegriffen hat, mit hundertprozent i ger Sicherheit. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass sie ziemlich genau weiß oder zumindest ahnt, was ihrer Großmutter und den anderen passiert ist.“
Travis nickte. „Den Eindruck hatte ich auch. Außerdem wäre es hochint e ressant zu erfahren, warum sie tatsächlich noch einmal zu ihrer Großmutter gefahren ist, nachdem sie sie gerade erst verlassen hatte. Ihrem Gesichtsau s druck nach zu urteilen, als sie zur Ladentür reinkam, noch bevor sie ihre Großmutter gefunden hat, deutet darauf hin, dass sie wusste oder zumindest ahnte, dass ihr etwas zugestoßen war. Die Frage ist nur, woher sie das wusste. Eigentlich sollten wir sie verhaften und in die Mangel nehmen.“
Wayne schüttelte den Kopf. „Was wir nicht tun können, da wir das, was deine Gabe dir gezeigt hat, nicht als Beweis anführen können.“
Travis seufzte. „Das alte Problem. Was also tun wir?“
Wayne trank einen Schluck Kaffee. Travis hatte recht. Das alte Problem stellte manchmal das größte Hindernis dar. Im Notfall konnten sie das A r gument der nationalen Sicherheit in die Waagschale werfen. Das war jedoch das äußerste Mittel, von dem sie nach Möglichkeit keinen Gebrauch machten. Unter anderem deshalb nicht, weil die
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